Veyron Swift und das Juwel des Feuers
war er am Ziel. Er bückte sich und zog ein Buch aus dem Schutt, halb vergraben unter Asche und zerbrochenem Holz. Es war das Schwarze Buch, ohne das Nemesis nach Jessicas Auffassung ein Nichts gewesen wäre. Vorsichtig setzte er sich auf einen aus dem Schutt ragenden Stahlträger. Der schwarze Einband war unbeschädigt, Tom putzte ihn mit dem Hemdsärmel ab und schlug das Buch auf.
»Reinschauen wird schon nicht schaden. Außerdem soll lesen ja bilden«, sagte er sich, um das unangenehme Gefühl niederzukämpfen, das ihn plötzlich umfing. Ein Kribbeln ging durch seine Finger, als er die vergoldeten Seiten berührte. Da steckte eindeutig eine Energie in diesem Buch. Sehr sonderbar, aber aufregend! Die Seiten waren voll mit schwarzen Buchstaben, die Tom nicht entziffern konnte. Es schien eine andere Sprache zu sein, aber er hatte keine Ahnung welche. Er blätterte die Seiten rauf und runter, fand jedoch nichts, mit dem er etwas anfangen konnte. Wie Nemesis überhaupt in der Lage gewesen war, darin zu lesen, entzog sich seiner Vorstellungskraft. Plötzlich entdeckte er lesbare Worte inmitten des fremden Texts.
„Ich beglückwünsche dich zu deinem Triumph , Tom“ stand dort. Das verschlug ihm doch glatt die Sprache. Noch mehr Schriftzeichen verwandelten sich vor seinen Augen in lesbare Worte.
„Nemesis ist vernichtet, nun soll ich ganz allein dir gehören. Lass mich der Wegweiser zu deiner wahren Bestimmung sein, lass mich dir die Macht zeigen, die in dir steckt. Durch mich wirst du lernen, Dinge zu vollbringen, von denen andere nur träumen können. Ich bin der Pfad zur Verwirklichung all deiner Wünsche und deiner geheimsten Sehnsüchte.“
Tom blickte auf, unsicher ob er weiterlesen sollte. Zweifellos war das Ding da auf seinem Schoß ein Zauberbuch. Konnte es schaden, mehr von der Macht zu lernen, die Nemesis gegen sie benutzt hatte? Wäre es in seiner Welt nicht nützlich, ein paar von diesen Tricks anzuwenden? Nicht um so zu werden wie Nemesis versteht sich, aber vielleicht für den einen oder anderen kleinen Vorteil. Er war vollkommen aufgeregt, unzählige Fragen rauschten durch seinen Kopf. Zunächst einmal wollte er natürlich herausfinden, was dieses Buch war und wie Nemesis es einst in seinen Besitz gebracht hatte.
»Was bist du?« fragte er flüsternd und blätterte ein paar Seiten weiter. Die unlesbaren Schriftzeichen begannen sie sich zu verformen, kaum dass er sie ansah. Worte bildeten sich heraus und Tom schnappte nach Luft, als er sie las.
Ich bin der Dunkle Meister.
Er wollte das Buch sofort zuschlagen. Nein, hier durfte er nicht weiterlesen! Das wäre Verrat an allem, für was sie heute gekämpft hatten. Aber dann kam ihm, dass der Dunkle Meister ja vor tausend Jahren vernichtet wurde. Somit konnte das Buch ja eigentlich gar nicht der echte Dunkle Meister sein. Wahrscheinlich hatte er es vor tausend Jahren oder mehr geschrieben. Vielleicht war es gar nicht schädlich, wenn er aus erster Quelle mehr über diesen dunklen Herrscher erfuhr. Wer konnte schon sagen, ob die Simanui oder Veyron wirklich alles über ihn wussten? Kannten sie denn jeden seiner dunklen Tricks? Tom bezweifelte es. Ohne weiter zu zögern, vertiefte er sich in den plötzlich lesbaren Text. Es waren Beschreibungen seiner Träume, seiner Wünsche und all seiner heimlichen Gedanken. Wie die Bilder eines Films prägten sich die Worte in seinen Kopf.
Er sah sein altes Elternhaus, der Garten blühte in aller Pracht, er sah sich selbst, wie er vor dem Haus stand. Ein freundlicher Immobilienmakler drückte ihm gerade den Haustürschlüssel in die Hand. Sein altes, geliebtes Zuhause war wieder seins. Danach entdeckte er seine Tante, Priscilla, die von zwei Polizisten abgeführt wurde. Sie warf ihm einen flehenden Blick zu, ehe man sie in einen Polizeiwagen schob. Tom triumphierte. Endlich wurde ihm Gerechtigkeit zu Teil! Priscilla bekam was sie verdiente.
Schließlich änderte sich das Bild. Tom stand inmitten einer Blumenwiese, eine Hochzeitsgesellschaft reihte sich hinter ihm auf. Er war der Bräutigam, älter, größer und stärker als jetzt, in einen feinen Anzug gekleidet. Unter den Hochzeitsgästen waren all seine Freunde. Veyron Swift diente als sein Trauzeuge, Inspektor Gregson stand auf der anderen Seite, zwinkerte ihm zu. Unter den übrigen Gästen befanden sich auch Kapitän Viul, Toink der Zwerg und die übrigen Crewmitglieder der Silberschwan . Nagamoto war da, Seite an Seite mit Königin Girian, dem
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