Veyron Swift und das Juwel des Feuers
Junge nur? Er kletterte über verbogene Kranarme und Schutthaufen. Nach einer Weile entdeckte er die regungslose Gestalt von Jessica Reed zwischen einigen Trümmern und eilte sofort zu ihr.
Sie lebte, hatte die Augen zusammengekniffen und beide Hände auf die Stichwunde gepresst. Die Wunde war geschwärzt, sie dampfte sogar noch. Veyron bückte sich und rief ihren Namen. Die Vampirin riss ihre blauen Augen auf.
»So wie’s hier aussieht, waren Sie erfolgreich, Sie Mistkerl! Eigentlich hatte ich nicht vor, dabei draufzugehen«, zischte sie mit zusammengebissenen Zähnen. Ihre Schmerzen mussten ungeheuerlich sein. Veyron wusste jedoch, dass eine solche Wunde vielleicht einen Menschen töten mochte, aber keinen Vampir.
»Ja, Nemesis ist vernichtet. Keine Sorge, Sie sterben schon nicht. Er hat Ihr Herz verfehlt. Die kleine Fleischwunde da, die verheilt von ganz allein«, versicherte er mit einem schelmischen Lächeln. Jessica schaute an Veyron vorbei, hinüber zu dem großen Spalt in der Hallenmauer. Auch er wandte kurz den Blick dorthin. Sie konnten sehen, dass es draußen heller wurde. In weniger als einer Stunde wäre es hell genug, um Jessica zu Asche zu verbrennen.
»Wenn die Schmerzen nachlassen, wird Ihnen der Blutdurst unermesslich vorkommen. Das ist der Fluch des Vampirismus«, meinte er unheilvoll.
»Aber vorher verbrennt mich die Sonne, nicht wahr?« erwiderte sie, klang dabei ein wenig ängstlich. Natürlich wollte sie nicht sterben, selbst Vampire besaßen einen Überlebensinstinkt. Veyron stand auf, kehrte schnell zurück zu Nemesis Grab, hob den schwarzen Mantel auf und warf ihn ihr zu.
»Wickeln Sie sich darin ein. Der Stoff ist dick genug um Sie vor dem Sonnenlicht zu schützen. Verstecken Sie sich unter dem Schutt, kommen Sie erst heraus, wenn die Nacht wieder anbricht. Im Freien werden Sie die Spuren von Schraten und Fenrissen finden, die aus den Katakomben entkommen konnten. Sie werden tot sein, wenn Sie sie entdecken, verdurstet oder an Überhitzung gestorben. Weder Schrate noch Fenriswölfe sind für die Wüste geschaffen. Schrat-Blut dürfen Sie nicht trinken, das ist ungenießbar. Aber das Fenrisblut sollte ausreichen, um Ihren Appetit zu stillen. Denken Sie daran: Es ist eine Sucht. Ich bin sicher, mit genug Willenskraft kann sie überwunden werden«, erklärte er. Jessica nahm den Mantel, dann warf sie Veyron einen abschätzenden Blick zu.
»Eigentlich waren wir doch ein richtig gutes Team«, meinte sie mit einem frechen Grinsen. »Wollen Sie nicht mein Partner werden? Einen Assistenten wie Sie könnte ich gut gebrauchen.«
Veyron zuckte mit den Schultern.
»Ich war noch nie ein Teamspieler, Jessica und Sie auch nicht. Zudem verspüre ich keinen Bedarf, Ihr neuer Harry zu werden.«
Jessica musste kurz lachen, ehe sie wieder vor Schmerzen zusammenzuckte.
»Schade. Ich finde Sie nämlich unheimlich interessant, Veyron. Abenteuer und Action, da steh voll drauf. Vielleicht können wir uns auf andere Weise einigen?« schlug sie schließlich vor und ergriff seine rechte Hand. Veyron hob interessiert die Augenbrauen. Für einen Moment schien er ernsthaft darüber nachzudenken.
»Ich bedauere, Miss Reed. Dennoch steht ganz Elderwelt in Ihrer Schuld. Wenn Sie nach Fabrillian gelangen oder mit den Simanui Kontakt aufnehmen, werden Sie feststellen, dass es sich für Sie lohnen wird. Die Menschen sollten Sie dagegen meiden, bleiben Sie verborgen. Ich muss jetzt Tom suchen. Ich wünsche Ihnen viel Glück. Wir sehen uns wieder, daran besteht kein Zweifel.«
Er löste sich aus Jessicas Griff, drehte sich um und ging in eine andere Richtung davon. Sie rappelte sich ein wenig auf.
»Das werden wir, Mr. Swift, ich werde Sie finden!«
Veyron drehte sich nicht wieder zu ihr um. Binnen einer Sekunde hatte er sie bereits aus all seinen Gedanken verbannt. Dennoch empfand er als seltsam störend, dass er zweifellos nicht so schnell aus ihren Gedanken verschwinden würde.
Einige Nachwirkungen
Auf der anderen Seite des Schuttbergs kämpfte sich Tom durch die Trümmer. Er musste aufpassen, denn die Asche des Hornissennests gab nach wie Staub. Schon beim ersten Schritt sank er bis zu den Knien ein. Mühevoll kämpfte er sich wieder aus der Falle heraus und prüfte vorsichtig den Boden, ehe er einen weiteren Schritt machte. Er hätte natürlich einfach auf Veyron warten können, aber da war etwas zwischen den Trümmern, dass seine Neugier beflügelte hatte.
Nach ein paar weiteren vorsichtigen Schritten
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