Vic Daniel 1 - Down in the Valley
Krawattennadel.
Toll.
»Lieutenant Maynard Conyers, West Valley«, sagte er. »Ausweis auf Wunsch.«
»Lassen Sie ihn stecken«, sagte ich. »Ein Blick auf Ihr Foto, und ich kriege einen Rückfall. Außerdem müssen Sie ein Bulle sein, denn wenn Sie keiner wären und behaupteten, Sie wären einer, wer würde Ihnen glauben?«
»Sind wir heute ein bißchen unwirsch aufgewacht?« fragte er. Er sah sich ein wenig im Zimmer um, ging hinaus und kam sofort wieder mit einem Stuhl zurück. Er stellte ihn neben mein Bett, setzte sich drauf und nahm dann ein großes, neu aussehendes, in gelbes Lederimitat gebundenes Notizbuch aus der Brusttasche. »Denkmütze anlegen«, sagte er. »Und nun frisch ans Werk.« Mich konnte er nicht täuschen, obwohl ihm das wahrscheinlich bei vielen Leuten gelang. Tarnfarbe nennt man das, glaube ich; er war so vertrauenswürdig wie ein siamesischer Kampffisch vor dem Abendessen und etwa genauso groß.
»Mr. Daniel. Ich habe Ihr Krankenblatt gelesen. Ich habe den Polizeibericht gelesen und mit den beiden Polizisten gesprochen, die als erste am Tatort eintrafen. Ich habe mit dem Brandmeister telefoniert. Ich habe gesehen, was von Ihrem Büro übriggeblieben ist, und es ist ein ziemlicher Saustall. Ich habe mit einer Mrs. Morales gesprochen, mit einem Mr. und einer Mrs. Nu und einem gewissen Robbie Brunner, mit einigen persönlich, mit anderen bisher nur telefonisch.«
»Wer ist Robbie Brunner?« fragte ich ihn, damit er annahm, ich hörte ihm zu. Ich wollte ihn fragen, was aus meinem Bowman & Larens -Safe geworden war, aber ich wollte nicht, daß er den Eindruck gewinnt, es wäre irgendwas Interessantes drin.
»Ein Passant«, sagte der Lieutenant. »Ein hilfsbereiter Passant, der Sie von der Brandstelle weggezerrt hat. Meine Gespräche haben mich auf den Verdacht gebracht, daß irgendwo auf dieser grausamen Welt eine oder mehrere unbekannte oder bekannte Personen existieren, die nicht gerade vernarrt in Sie sind.«
»Gute Arbeit, Lieutenant«, sagte ich. »Prima mitgedacht.«
»Danke«, sagte er. »Schon eine Ahnung, wer’s war?«
Zufällig hatte ich an jenem Morgen bereits ein wenig nachgedacht, hauptsächlich, weil man ab 6:30h an einem Sonntagmorgen in einem Krankenhausbett, wenn man ehrlich ist, kaum etwas anderes tun kann, als aufrichtiges Mitleid mit sich selbst zu empfinden. Ich hatte nicht mal Weintrauben, die ich hätte schälen können. Ich hatte folgendes gedacht: Erstensmal konnte ich gar nicht davon ausgehen, daß das Feuer gelegt worden war, um meine Person Schaden nehmen zu lassen, da ich zum fraglichen Zeitpunkt unsichtbar auf dem Klo gewesen war, weshalb die Sache lediglich als Warnung gedacht gewesen sein konnte. Es war natürlich auch möglich, daß der Irre, der es getan hatte, auf der anderen Straßenseite im Auto gesessen und darauf gewartet hatte, daß ich den Laden aufmache, was ich aber am Wochenende selten tue. Außerdem wußte ich nicht, ob man einen Ziegelstein und eine Flasche durch eine Fensterscheibe plus eine heruntergezogene Jalousie werfen konnte; falls nicht, hätte der dringend der Tat Verdächtige, wie ihn die Bullen genannt hätten, warten müssen, bis die Jalousie oben war, was sie nur war, wenn ich mich im Büro aufhielt.
Warum, so höre ich Sie fragen, hat oben erwähnter dringend der Tat Verdächtige seinen Ziegelstein nicht durch das hintere Fenster geschmissen? Weil ein Gitter vor dem Fenster war, deshalb, darum, weil. Aber selbst von vorne war es nicht sehr riskant; zwischen dem Parkplatz und meiner Vorderfront war nur ein schmaler Bürgersteig; man konnte schmeißen, was man wollte, ohne auszusteigen, und die Ausfahrt des Parkplatzes war nur wenige Meter von meiner Tür entfernt, und hinterm Haus befand sich zu allem Überfluß auch noch ein praktisches Gäßchen.
Über all dies hatte ich also nachgegrübelt. Außerdem hatte ich über Mr. Lowenstein und seinen geliebten Menschenzoo nachgegrübelt und darüber, was ihm wohl geschehen würde, wenn alles in die Hose ging, und mit »alles« meine ich wirklich alles, und mit »Hose« meine ich jede nur irgend verfügbare Hose. Ferner grübelte ich über ein Wort mit fünf Buchstaben, in der Mitte ein C (R-A-C-H-E), nach und versuchte, nicht zuviel über Timmy nachzugrübeln.
So geschah es, daß ich zu Lieutenant Conyers sagte: »Ja, ich habe eine Ahnung, wer mich nicht mag.«
Ich berichtete ihm von dem versuchten Raubüberfall in der Oasis draußen auf dem Ventura Boulevard vor ein paar Wochen,
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