Vic Daniel 1 - Down in the Valley
Habseligkeiten waren vom Löschwasser an Mrs. Morales’ Taco-Shop vorbeigespült worden. Eine Strahlenpistole aus Plastik schwamm wie ein Boot auf dem Wasser. Irgendwie fiel mir ein, daß Mr. Amoyan etwas über meinen Freund gesagt hatte, der hineingegangen war, und da erriet ich, daß mein Freund Timmy hineingegangen war; mein Freund Timmy war hineingegangen, um seinen Freund zu retten: mich. Verdammt nochmal, verdammt nochmal, verdammt, verdammt, verdammt nochmal.
Die Sanitäter kamen. Der Sanitäter, der nicht der Fahrer war, schmierte mir etwas kühlendes Gel aufs Gesicht, schnitt das, was von meiner fast neuen, piekfeinen Karottenhose noch übrig war, ab und begann, an meinen Beinen zu arbeiten. Aua. Der Brandmeister kam heraus und sah ärgerlich aus. Ich bat den Fahrer, ihn zu mir zu bringen; er brachte ihn zu mir.
»Mein Büro«, sagte ich, so gut ich konnte. »Ich war da drin. Was ist passiert?«
»Sieht aus wie ein Pflasterstein und dann eine Flasche Benzin«, sagte der Brandmeister und wandte sich ab, um gepflegt zu spucken. »Brennt ein paar Minuten lang wie verrückt, und dann geht es wieder aus.«
»Fahren Sie ihn jetzt bitte ins Krankenhaus«, sagte Mrs. Morales. Die Sanitäter hatten die Tragbahre bereits geholt; ohne Mühe hoben sie mich drauf.
»Wann kommen Sie mich besuchen?« flüsterte ich Mrs. Morales zu.
»Sie sollten jetzt nicht sprechen, Kumpel«, sagte der Fahrer.
»Warum sollte ich einen verrückten Mann wie Sie besuchen?« fragte Mrs. Morales.
»Ich kann Ihnen sagen, was Sie bei Ihren Tacos falsch machen«, sagte ich.
Die Sanitäter klappten die Beine der Tragbahre herunter, rollten mich zum Krankenwagen und schoben mich rein, wobei einer mit mir hineinsprang und der andere hinter mir die Tür zumachte. Dann begann der im Wagen, mir Sauerstoff zu geben.
»Nur für den Fall«, sagte er.
»Für den Fall, daß was?« fragte ich, aber er antwortete nicht.
Der Fahrer fuhr los. Ich konnte fühlen, wie mit meinen Beinen Schreckliches geschah; ich stellte mir vor, ich könnte fühlen, wie meine Haut Blasen warf und sich ablöste, langsam und eklig, blubb und plopp, wie im Gruselfilm. Der Sanitäter, der mir das meiste meiner Hose abgeschnitten hatte, hatte, wie sich das für ein Mitglied des Ärztestandes gehört, die Taschen für künftigen Gebrauch drangelassen; ich zeigte auf die Tasche mit dem Portemonnaie drin. Der Sani holte es heraus. Ich hörte lang genug mit dem Einsaugen von Sauerstoff auf, um ihm zu sagen: »Privat versichert.«
Er nickte, fand meine Kaiser -Karte und dirigierte den Fahrer um. Ich wäre schön blöd gewesen, wenn ich mich ins Gemeindekrankenhaus hätte fahren lassen; da war ich schon mal gelandet, als ich angeschossen, ausgeraubt, zusammengetreten, ein paarmal gerollt und noch alles mögliche worden war, in der Innenstadt, beim Blumenmarkt, und sechs Stunden hatte es gedauert, bis sie sich mich endlich vornahmen. Nicht weil sie mich nicht mochten oder weil ich was gesagt hatte, sondern weil es, wenn man langsam an einer Bauchwunde verblutet, auf ihrer Notfall-Liste ganz unten steht; sie hatten Dutzende schwererer Fälle, die sie sich vorher ansehen mußten, und regelmäßig kamen neue zur Tür herein. Später habe ich herausgefunden, daß sie etwa 400 Notfälle pro Tag hatten, und etwa die Hälfte davon war kritisch, niedergestochen, zerschossen, aufgeschlitzt, zusammengeschlagen, vom Auto oder vom Leben überfahren.
Naja, irgendein Samariter sah mich schließlich ohnmächtig auf dem Fußboden und schrie laut genug, so daß man auf mich aufmerksam wurde. Ich wachte in der Intensivstation auf und fühlte mich gar nicht gut. Die Männer links und rechts von mir waren mit Handschellen an ihre Betten gefesselt; beiden hatte man im Rahmen voneinander unabhängiger versuchter Raubüberfälle in den Bauch geschossen. Und obwohl ich weiß, daß dieser Teil nicht die Schuld vom Gemeindekrankenhaus war, fand am zweiten Tag ein Erdbeben statt, und Flaschen und Infusionsbehälter zersplitterten im ganzen Saal. Glücklicherweise hatten sie mich dermaßen mit Schmerzmitteln zugestopft, daß ich high war wie ein Papierdrachen.
Eine komische Sache passierte, als ich im Gemeindekrankenhaus war; zumindest kam sie mir damals komisch vor. Die meisten Patienten auf der Station durften aus dem einen oder anderen Grund nur begrenzte Mengen zu sich nehmen, so daß sie (und ich) während der ersten Tage alle vier Stunden nur einen Fingerhutvoll Wasser zu trinken bekamen. Wir
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