Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vic Daniel 1 - Down in the Valley

Vic Daniel 1 - Down in the Valley

Titel: Vic Daniel 1 - Down in the Valley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David M Pierce
Vom Netzwerk:
Vati unser Abendessen bereitete.
    Ich sagte ihm, was passiert war. Er pfiff.
    »Da hast du aber Glück gehabt, Vic. Schon eine Ahnung, wer’s war?« Er saß auf dem leeren zweiten Bett des Zweibettzimmers.
    »Das kannste aber annehmen«, sagte ich. »Soviele Feinde hab ich nicht, daß ich nicht wüßte, wer sie alle sind. Ich werd’s dir irgendwann mal erzählen.«
    »Bitte vielmals um Entschulllldigung!« Er tat, als wäre er zutiefst gekränkt; ich wußte, und er wußte, daß ich wußte, daß er sämtliche Details von dem mit der Untersuchung betrauten Beamten kriegen konnte, der zweifellos auf dem Flur darauf wartete, dem armen Invaliden zusetzen zu können.
    »Wie geht es Mom?« fragte ich, nachdem etwas Zeit verstrichen war.
    »Wie immer. Ich hab ihr noch nichts gesagt.«
    »Dann laß es auch«, sagte ich und schlürfte und spürte, wie der warme Brandy eine dankbare Kehle hinunterglitt, die Kurve kriegte und nach Hause fand. »Macht es dir was aus, sie noch eine Woche zu behalten?«
    Er winkte ab. »Keine Hürde.« Es ging Mom nicht gut. Ich sorgte immer drei Wochen lang für sie, daher das zusätzliche Schlafzimmer in meiner Wohnung, und daher der Umstand, daß ich überhaupt im Tal des Todes wohnte; dann waren Tony und Gaye wieder an der Reihe. Für sie war das ganz in Ordnung, für mich oder Gaye manchmal nicht so sehr; Gaye konnte sie nicht leiden, und was das betraf, war ich voll auf ihrer Seite, aber wir alle, die wir damit zu tun hatten, hatten auf die mühsame gelernt, daß alle anderen Möglichkeiten noch mühsamer waren. Der Austausch hätte heute nachmittag stattfinden sollen, und jetzt hatte ich noch eine Woche, um mich zu berappeln. Die Woche bekäme ich auf meine nächsten drei Wochen draufgeschlagen; dafür würde Gaye sorgen.
    »Ich muß los«, sagte mein Bruder und erhob sich stöhnend vom Bett. »Ich spiele Fußball mit den Gören.«
    »Wird dir guttun«, sagte ich. »Richte ihnen aus, ihr Onkel hat sich das Rauchen abgewöhnt; er glimmt nur noch.«
    »Wenn ich sonst was für dich tun kann, jederzeit, sag Bescheid, Kleiner.« Das »Kleiner« gefiel mir besonders. Ich war zwei Jahre älter als er.
    »Komisch, daß du das gerade jetzt sagst«, sagte ich. Wieder stöhnte er. »Mir fällt nämlich prompt was ein. Ich muß da jemanden checken lassen; kostet dich keine Minute; einen Anruf.«
    »Kann das nicht warten? Ich muß los.«
    »Nein.« Ich drückte ihm das Telefon in die Hand. Er seufzte tief auf und begann zu wählen.
    »Es wäre eine große Hilfe, wenn ich den Namen hätte.« Ich gab ihn ihm, sowie eine Autonummer, die er an wen auch immer auf dem Präsidium weitergab.
    »Wie geht es Betsy?« fragte er, während wir warteten.
    »Prima«, sagte ich. »Und wie geht’s deiner?« Sein Computer hatte im Gegensatz zu meinem keinen Namen.
    »Prima«, sagte er. Wir warteten. Dann gab er mir das Telefon. Ich hörte zu, bedankte mich bei dem Mann und legte auf. In der guten, alten Zeit hätte das eine Woche gedauert.
    »Wer war das?« fragte ich meinen Bruder.
    »Morrie«, sagte er. »Du kennst ihn nicht. Er spinnt. Er raucht eine Maiskolbenpfeife wie Popeye.«
    »Dann spinnt er.«
    »Na, man sieht sich.« Mein Bruder schmiß seinen leeren Becher in den Papierkorb und ging zur Tür. »Richte nichts allzu Dummes an, okay?«
    »Du kennst mich doch, Tony.«
    »Ja. Ich ruf dich morgen an.« Weg war er. Ich trank mein Frühstück aus, schmiß meinen Becher dem Becher meines Bruders hinterher und verfehlte den Papierkorb um eine Meile. Vielleicht hätte ich mir doch einen Pastor, Priester oder Rabbiner der Glaubensgemeinschaft meiner Wahl kommen lassen sollen.

Achtes Kapitel

    »Na, Sie sehen aber schrill aus!« sagte mein nächster Besucher. »Und den Turban zahlt die AOK.«
    »Gehen Sie weg«, sagte ich.
    Er ging nicht weg. Er kam rein, machte die Tür sorgsam hinter sich zu, näherte sich auf Zehenspitzen, barg den Pappbecher, verstaute ihn dort, wo er hingehörte, und strahlte dann fröhlich auf mich herab. »Und wie fühlen wir uns heute morgen, na?«
    »Bis eben ging es noch«, sagte ich. Er kicherte und hüpfte auf seinen kleinen Zehlein auf und ab. Ich weiß nicht, welche Mindestgröße Bullen heutzutage haben müssen, aber wenn man ihn so ansah, konnte es nicht viel sein; plötzlich machten sich lauter Trolle in meinem Leben breit. Dieser war im Johnny-Carson-Look gekleidet: taubenblaues Jackett, zu eng in der Hüfte und zu breit in den Schultern, hellbraune Hose, schmaler Schlips,

Weitere Kostenlose Bücher