Vic Daniel 1 - Down in the Valley
die die Haustür öffnete, war groß, korpulent, kraushaarig, wütend und schwarz. Auf einem Arm hatte sie ein stramm aussehendes Kind, und zwei weitere hielten sich an ihren Beinen fest und spähten zu mir herauf.
»Ist Mrs. Flexner da?«
»Ja. Worum geht es?«
»Um ihren Sohn«, sagte ich. »Ich bin Victor Daniel. Er starb in meinem Büro.«
»Dann kommen Sie mal lieber rein.« Sie führte mich in ein schäbiges Vorderzimmer, in dem ein viertes, älteres Kind auf dem Fußboden lag und Sachen aus Buntpapier ausschnitt.
»Setzen Sie sich irgendwo hin.«
»Danke.« Ich setzte mich auf ein plastikbezogenes Sofa neben eine große, kahle Puppe, der ein Bein fehlte. Aus dem Flur kam ein Köter mit einer Erektion sowie einer roten Schleife um den Hals hereingewandert, um an meinen Schuhen zu schnüffeln. Ich schnüffelte zurück. Er setzte sich auf einen meiner Füße, blickte auf und wackelte hoffnungsfroh mit seinem Stummelschwanz. Ich war so gut und kratzte ihn einmal kurz hinter dem Ohr. Aus Dankbarkeit ließ er einen sagenhaften Furz frei, den außer mir niemand zu bemerken schien.
»Mary-Lou, hol dem Mann was zu trinken«, sagte die Dame. Eins der Mädchen, das sich um ihre Beine gewickelt hatte, riß sich widerstrebend los und rannte dann hinaus.
»Das bin ich«, sagte die Dame und ließ sich schwer auf einen uralten Dämmersessel sinken. Das Kind auf dem Fußboden hob heimlich eine Hand und bediente einen Schalter an der Lehne des Sessels; der Sessel begann sanft zu vibrieren. Die Frau tat, als wolle sie nach dem Mädchen schlagen, was sie aber eindeutig nicht wollte, und stellte den Sessel wieder ab.
»Ich weiß, ich seh nicht so aus, aber ich bin es. Kinder, entfernt euch. Elmira, du nimmst Donald mit.« Sie gab das Baby weiter. »Und laßt das Tor geschlossen; hört ihr mich laut und deutlich?«
Die Kinder entfernten sich. Mary-Lou kam zurück; vorsichtig trug sie in der einen Hand ein Glas Kool-Ade, welches sie mir schüchtern überreichte.
»Elmira hat es gemacht«, flüsterte sie. »Sie macht nie genug Zucker rein.« Dann klappte sie die andere Hand auf und gab mir einen Vanillekeks.
»Danke, mein Schatz«, sagte ich.
»Gern geschehen«, sagte sie und lief zu den anderen hinaus. Ich beobachtete ihren Abgang. Ich weiß nicht. Manchmal sieht man ein kleines Mädchen, und es ist eine solche Pracht, daß in einem kurz die Hoffnung aufwallt. Mrs. Flexner schloß kurz die Augen, im Vorgarten bellte aufgeregt der Flohbus.
»Nette Kinder.« Ich nahm einen Schluck von meiner Kool-Ade. Es war Limone, nicht gerade mein Lieblingsgeschmack, aber bei Kool-Ade hatte ich sowieso keinen Lieblingsgeschmack.
»Ziemlich nett«, stimmte mir Mrs. Flexner zu. »Ist die Kool-Ade in Ordnung? Ich mag das Zeug auch nicht.« Ich sagte, sie sei ganz toll und aß meinen Keks.
»Mrs. Flexner, wissen Sie, was Timmy tat, als er starb?«
»Nicht genau«, sagte sie. »Irgendwas Verrücktes.«
»Jemand hat eine Feuerbombe in mein Büro geworfen. Timmy sah das Feuer und dachte, ich wäre drin, und er ist ins Büro gegangen, um mir zu helfen. Er hielt mich für einen Freund, weil ich ihm den Job im Schnapsladen besorgt habe.«
»Tja, davon hatte er nicht viele, Freunde oder Jobs, und das ist die Wahrheit, die arme Seele«, sagte sie. Wir saßen eine Minute lang still herum. Draußen flüsterte Mary-Lou dem Köter etwas ins Ohr. Dann sagte Mrs. Flexner: »Er war das Kind meiner besten Freundin, sie hat zwei Häuser weiter gewohnt, sie hatte nie einen Mann, es ist ihr zuviel geworden, sie ist einfach eines Tages weggegangen. Hab seit sechzehn Jahren kein Wort von ihr gehört. Da hab ich ihn adoptiert. Bisher hab ich sechs adoptiert. Diese vier Ungeheuer hab ich noch.«
»Mrs. Flexner, kann ich irgendwas tun, um zu helfen? Ich will Ihnen nicht zu nahe treten, aber wenn eine Beerdigung stattfindet, könnte ich die vielleicht bezahlen, wenn Sie mich lassen.«
»Nein, danke«, sagte sie kurz. »Wir kommen schon zurecht.« Wieder warf sie einen Blick aus dem Fenster, um zu sehen, was die Kinder machten. »Ich weiß nicht, wie der Hund damit fertig wird.«
»Warum hat er diese ganzen Sachen ständig vor sich her gerollt?«
»Ich weiß nicht«, sagte sie. »Er war nur ein Kind. Vielleicht hatte er Angst, sie sind weg, wenn er nach Hause kommt. Vielleicht hat er damit angegeben.« Sie sagte mir, wann und wo der Gottesdienst für Timmy stattfinden sollte; ich sagte, ich versuche es einzurichten.
»Überfüllt wird es nicht sein«,
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