Vic Daniel 1 - Down in the Valley
mit neuen Gipsplatten drunter, vermutete ich mal, und dann in dem gedeckten Weiß gestrichen, in dem sie vorher gewesen waren. Der Kater von nebenan saß auf seinem Hintern, leckte sich den Bauch und sah ganz besonders dämlich aus. Das Klo war völlig unversehrt; ich öffnete den Safe, und innen sah alles prima aus. Na, habe ich Glück gehabt? Gebrauchte Möbel für hundert Dollar, ein Besuch von Ma Bell, der Telefongesellschaft, und ich war wieder im Geschäft.
Als ich aus dem Klo zurückkam, wartete einer der beiden Innenausstatter, der ältere, höflich auf mich.
»Sam hat gesagt, neues Glas kommt morgen«, sagte er. »Sicherheitsglas, wissen Sie? Mit Metall drin.«
Ich sagte, ich wisse Bescheid.
»Sam hat gesagt, Elektriker kommt morgen«, sagte er. »Telefon auch.«
»Gott segne Sam«, sagte ich. »Und euch törichte armenische Volkstanztruppe ebenfalls, weil ihr mit allem so schnell fertiggeworden seid.«
»Mpf«, sagte er. Ich nahm einen Zwanziger und gab ihn ihm.
»Vielleicht möchten Sie Ihren Kindern ein Geschenk kaufen.«
»Der faule Tunichtgut, der mir hilft, ist meine Kinder«, sagte er, »und das einzige Geschenk, das ihm gefällt, ist eine Flasche Haig’s-mit-dem-Grübchen.« Er verstaute den Schein in einem altmodischen Geldbeutel. Ich sagte, er soll, wenn sie gehen, die Tür einfach hinter sich zuziehen; die Schnappschlösser machen das dann schon. »Haben wir gestern schon gemacht«, sagte er und schrie dann seinen Sohn an, er soll aufhören, Mist zu bauen und allmählich mal ein bißchen was getan kriegen. Der Junge sah mich an und grinste. Was soll’s; ich grinste zurück. Ich sah den Poststapel bei der Vordertür an und beschloß, ihn zu lassen, wo er war.
Der Geruch nach wochenaltem Katzenstreu, den frische Farbe verströmt, begann, mir auf den Geist zu gehen, und ich war froh, wieder in das hinauszukommen, mit dem Los Angeleños sich als Luft begnügen. Das Auto sprang sofort an; es hatte nur drei Tage gestanden und eine Batterie, die einen Centurion-Panzer in die Gänge bringen könnte. Ich fuhr rückwärts bei Mr. Amoyan vor und ließ den Motor laufen, während ich auf einen kurzen Klatsch vorbeischaute. Er saß an der Schwabbelwalze und bearbeitete die Ränder einer neuen Halbsohle; als er mich sah, schaltete er den Schwabbler ab.
»Wie geht’s und steht’s bei Ihnen?« wollte er wissen und gab mir die Hand.
Ich sagte ihm, bei mir gehe und stehe es bestens, dankte ihm für all seine Hilfe, lehnte sein Angebot ab, etwas flüssiges armenisches Gift zu mir zu nehmen, drückte ihm nochmal die Hand, nahm meinen Abschied, stieg ins Auto und machte mich auf ins traute Heim und zu einem großen, kalten Brandy mit Ginger und dann einem weiteren Brandy mit Ginger und dann, da konnte auf der ganzen Welt nicht der geringste Zweifel bestehen, einem weiteren Brandy mit Ginger. Dann wollte ich mich von Mae beschimpfen lassen, und dann war es auch schon wieder Zeit für einen weiteren... Vielleicht fiel mir, wenn ich besoffen genug war, eine Methode ein, wie ich duschen konnte, ohne naß zu werden. Irgendein Harnisch, vielleicht, oder eine wasserdichte Strumpfhose.
Ich war etwa zwei Blocks weiter auf meinem Weg zum ersten Brandy mit Ginger gediehen, als ich eine bessere Idee hatte: Ich wollte mal Timmys Mutter besuchen. Ich hatte mir die Straße gemerkt, wo sie wohnte, St. Agnes, aber nicht die Hausnummer, also hielt ich bei einem Seven-Elevrn -Allesladen an, um mir eine Zeitung zu kaufen, und las den kurzen Artikel nochmal durch, wobei ich eine Orangenlimo durch zwei Strohhalme zutzelte.
Ich war schon immer ein 2-Strohhalme-Mann gewesen. Bildete ich mir das ein, daß das Zeug nicht mehr soviel Geschmack hatte wie früher, oder hatte gar nichts mehr soviel Geschmack wie früher? — Ich hoffte, es war die Schuld der Orangenlimo. Ich kaufte noch ein paar Mars- Naschriegel für den Nachttisch, gab einem bettelnden Penner einen Vierteldollar und ging dann mit dem Antibiotika-Rezept, das mir der Doc gegeben hatte, zum Drugstore.
Mrs. Flexners Haus war, wie sich herausstellte, ein größeres Stuck-Teil, wahrscheinlich fünfzig Jahre alt und angemessen weit von der Straße entfernt. Die Fensterrahmen konnten mal wieder gestrichen werden. Vor dem Vorgarten stand ein hoher Maschendrahtzaun, für Haustiere, dachte ich. Fälschlicherweise, wie sich bald herausstellte. Das Tor ging nicht so ohne weiteres auf, aber für einen Profi wie mich ist sowas natürlich eine der leichteren Übungen. Die Dame,
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