Vic Daniel 1 - Down in the Valley
wisse, daß der gemeinsame Nenner der meisten Exzentriker und Sonderlinge lausige Rechtschreibung sei?
»Nein, das wußte ich nicht«, sagte ich. »Davon abgesehen, schreibe ich hervorragend recht. Bei mir ist es diese verdammte Geometrie. Miss Shirley, ich wollte Sie immer schon etwas fragen. Hegen Sie Vorurteile gegen Männer, die ein kleines bißchen größer sind, nur einen soupçon männlicher als der Durchschnittsamerikaner Klammer auf männlich Klammer zu?«
»Ja«, sagte sie. »Sie tun mir leid. Besonders im Kino. Die Leute hinter ihnen sagen immer, sie sollen doch bitte mal den Hut abnehmen, und es ist nicht der Hut; es ist der Kopf.« Sie legte auf. Naja, es war nicht genau die Antwort, auf die ich gehofft hatte, aber sie war nicht schlecht, für ein Mädchen. Ich versuchte, mir vorzustellen, wie sie in Bauchlage war — mit dem Wind auf eine hundertfünfzig Meter entfernte Zielscheibe feuernd, meine ich natürlich. Vielleicht hatte sie mal Lust, mitzukommen und sich mit dem Mann zu unterhalten, der sich mit Gott unterhielt, dem Arglosen, mit dem ich mich in einer halben Stunde zu unterhalten hoffte.
Aber ich kam nicht zum Schießen. Ich schloß gerade ab, als ein älterer Herr auf mich zutrat und mich fragte, ob ich Victor Daniel sei.
Das gab ich zu.
Er sagte, er sei Raymond Millington, aus St. Charles, New Mexico, der mit der vermißten Tochter Ethel, ob ich mich daran noch erinnerte?
Ich erinnerte mich daran. Ethel Ann, Alter: fünfzehn, zuletzt im Busbahnhof von Taos im frühen Februar gesehen worden. Ich hatte ihm vor einer Woche geschrieben, bevor ich den Fall abgab, da er mir hoffnungslos erschien.
»Können wir hineingehen?«
»Natürlich.« Ich schloß das eine Schloß wieder auf, das ich bisher abgeschlossen hatte.
»Haben Sie jetzt zu tun; ist der Zeitpunkt schlecht gewählt, Sir?«
Ich sagte, nein, Sir, es paßt mir gerade, ein bißchen Zeit habe ich.
Wir setzten uns, und einer ließ den anderen auf sich wirken. Sie, lieber Leser, wissen mehr oder weniger, was er auf sich wirken ließ, eine Art Stewart Granger, der, wie man auf dem Lande sagt, zu scharf geritten und zu oft naß stehen gelassen worden ist. Was ich auf mich wirken ließ, war ein müder Mann, der hoch in den Fünfzigern stand und dem man ansah, daß er hoch in den Fünfzigern stand, in seinem besten blauen Anzug, mit alten, gutgeputzten Stiefeln, trotz der Hitze nicht gelockertem Schlipsknoten und einem schwarzen Cowboyhut, den er abnahm und sorgfältig zwischen uns auf den Schreibtisch legte.
»Ich bin nicht hier, um mich zu beschweren«, sagte er. »Nein, es hat mir gefallen, daß Sie in Ihrem letzten Brief ehrlich zu mir waren, aber ich konnte es einfach nicht dabei bewenden lassen. Meine Frau sagt, ich bin nur mal wieder eigensinnig, und damit könnte sie recht haben; das kommt durchaus schon mal vor.«
»Daß Sie eigensinnig sind, oder daß sie recht hat?«
»Beides«, sagte er. »Aber es ist schrecklich, nichts tun zu können, besonders wenn man gewohnt ist, das meiste selbst zu machen. Ich dachte, ich könnte wenigstens mal herkommen und selbst nachsehen.«
»Und was wollen Sie hier sehen?«
»Ich weiß es nicht«, seufzte er. »Sie wollte ich sehen. Sehen, ob Sie alles tun, was Sie zu tun behaupten und wofür Sie Geld genommen haben. Los Angeles wollte ich sehen, sehen, weshalb sie hierher kommen wollte. Sehen, ob keine Hoffnung mehr besteht; ich wollte es hinter mich bringen, loswerden. Ich habe Zeit; ich hab mir frei genommen. Ich habe zu Hause eine Vertretung für John Deere -Traktoren und -Landmaschinen; die kann ein paar Tage lang für sich selbst sorgen. Das ist nicht, wie wenn man Autos verkauft, was ich auch mal gemacht habe; da kommen keine Kunden rein und sagen: >Ich brauche eine Zwölf-Fuß-Scheiben-Egge, und ich will heute noch damit losfahren.<«
Er lächelte kurz; ich auch. Es entstand eine Pause.
»Ich weiß nicht, was ich Ihnen sagen soll, Mr. Millington«, sagte ich schließlich. »Was das Finden Ihrer Tochter betrifft, fällt mir nichts weiter ein. Vielleicht kann man auch nur warten, so schwer das auch ist. Meist nehmen Kinder Kontakt mit den Eltern auf, oft zu Weihnachten oder an ihrem Geburtstag, falls das eine Hilfe ist. Und was die Arbeit betrifft, die ich für Sie geleistet oder für Sie zu leisten behauptet habe, so weiß ich da auch nicht weiter. Ich könnte Ihnen meine Akten zeigen, aber Sie haben bereits ein Exemplar von allem, was dazu in meinen Akten ist. Sie könnten meinen
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