Vic Daniel 1 - Down in the Valley
Akten von Jugendlichen nicht so leicht ran, weil sie nämlich angeblich geheim sind, und da hätte man mehr gebraucht als einen netten Anruf beim lieben Larry, dem lange schon Leidenden, und meinen Bruder möchte ich nicht allzu oft um Hilfe angehen, weil er sich dann überlegen vorkommt.
Auf der kurzen Fahrt zu Bobbys Haus sagte ich ihm, unglücklicherweise sei es nicht unsere Politik, Zivilisten Anerkennungsbriefe zu schicken, weshalb seine Gute Tat des Tages vielleicht außer uns nie jemandem bekannt werde. Hart, aber nicht zu ändern. Und er konnte logischerweise nicht herumlaufen und jedem von unserer verdeckten Arbeit und unseren verdeckten Operationsmethoden erzählen, denn sonst wären sie ja nicht mehr verdeckt, oder? Natürlich nicht.
Als wir vor seinem Haus hielten, fragte ich ihn, was er von Mr. Devlin hielt. Er hielt ihn für ganz toll. Sie sollten sehen, wie er schießt. Ich hoffte, nie das Vergnügen zu haben. Ich sagte Bobby, mir sei gar nicht wohl dabei, so hinter Mr. Devlins Rücken vorzugehen; oberflächlich betrachtet sei er naturgemäß der richtige Ansprechpartner, wenn es um Inside-Informationen gehe, aber wir hätten die eherne Regel, nur im alleräußersten Notfall einheimische Ordnungskräfte einzuschalten, da diese auch weiterhin in ihren Kontaktbereichen tätig sein müßten und jede Verbindung, die man zwischen ihnen und uns herstellen könne, sich nachteilig auf das gewachsene gegenseitige Vertrauen, wie es zwischen ihnen und dem Bürger herrsche, auswirken könne. Manchmal weiß ich nicht, woher ich das alles habe, aber, wie ich bereits erwähnte, ich lese viel.
Ich sagte ihm jedoch, er könne Mr. Devlin gern von uns grüßen, von dessen guter Arbeit wir natürlich wüßten, aber dabei solle er es auch belassen. Er sagte, das macht er. Wir gaben uns von Mann zu Mann die Hand, dann stieg er aus und eilte zu Haus und Heim und kleinen Schwestern und Mom und Dad und Gutenachtgeschichten, im sicheren Bewußtsein, daß dort draußen im dampfenden, menschenfressenden Dschungel, genannt Die Große Stadt, entschlossene und anständige Männer wie ich über ihn und die Seinen wachten.
Dev würde ihn natürlich anzapfen. Anzapfen und trockenlegen. Dev, der Ex-Kommißkopp, besonders über die Details, die richtig hinzukriegen ich mir soviel Mühe gemacht hatte. Der Ausweis hatte das Foto in der oberen linken Ecke, und die Unterschrift ging korrekt über den Prägestempel des Justizministeriums. Sowohl Ausweis- als auch Abzeichennummer waren drauf. Der Ausweis wurde immer mit der linken Hand vorgewiesen, damit die starke bzw. Pistolenhand frei blieb. Bei mir als Linkshänder hätte es andersrum sein müssen, aber wer merkt das schon? Der Revolver wurde heutzutage an der Hüfte getragen, nie im Schulterhalfter. Auto: unauffällig. Manieren: höflich. Alkoholfahne: negativ. Sternenbanner: stets gehißt.
Bisher nicht übel, dachte ich auf dem Rückweg zum Valley Bowl. Dev würde keinen Schimmer haben, was zum Teufel überhaupt los war. Er würde Art davon berichten, und dann waren es schon zwei, die nicht wußten, was Sache war. Und Art würde es seinem Lieferanten melden müssen, Wellen in der Jauchegrube; wer weiß, was da aufgewühlt wurde.
Beim Valley Bowl wechselte ich die Autos, gab John D. seine Schlüssel zurück, bestellte ihm einen Dankesdrink und fuhr nach Hause. Als ich in der Einfahrt parkte, konnte ich durch das Vorderfenster sehen, daß Feeb zu Hause war und fernsah. Mein Gewissen hatte wegen Sie-wissen-schon-was genagt, und ich erzählte ihr alles.
»Seien Sie still, das weiß ich doch alles längst«, sagte sie und behielt den Bildschirm im Auge. »Ich dachte, Sie behalten es für sich, damit ich mir keine Sorgen mache.«
»Sie sind ein Schatz«, sagte ich. »Ich habe zwar viel Zeit und Energie darauf verwendet, daß sowas nicht nochmal passiert, aber ganz unmöglich ist es nicht, muß ich Ihnen leider sagen.«
»Wissen Sie was? Das Leben ist schwer, und danach stirbt man«, sagte sie. »Jetzt soll ich mir auch noch Sorgen machen. Kommt Lillian am Sonntag?«
Das bestätigte ich, und dann ließ ich sie weiter fernsehen. Sie sah sich auf Kanal 56 ein Rollschuhderby an. Ich ging nach oben, nahm meine Pillen, besprühte mich, zog mir einen Bademantel an, den mir mal ein Mädchen aus mehreren schweren Badetüchern genäht hatte, und sah mir die Lokalnachrichten an.
Nach ein paar Minuten schaltete ich auch aufs Rollschuhderby um, wo die Gewalt nur gespielt war. Es gab Zeiten, zu
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