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Video-Kid

Video-Kid

Titel: Video-Kid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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der Zone kam es zur ersten schweren Auseinandersetzung zwischen der Alten Kabale und den Revolutionsstreitkräften. Das war gerade zwei Wochen nachdem du uns verlassen hattest. Ein verfehlter, zu früh begonnener Aufstand zugunsten von Moses Moses. Die Nachricht von seiner Wiederkehr hat sich natürlich in Windeseile verbreitet. Angelhecht lockte die Anhänger von Moses Moses in die Entkriminalisierte Zone und hat alles in die Luft gesprengt. Später haben wir erfahren, daß er schon seit zwei Jahren in einer Orbital-Eininsel Sprengstoff herstellte.«
    »Und mein Haus?«
    »Nur noch Staub und Geröll. Wir haben ein paar von deinen Bändern retten können. Aber dein Computer ist hin, tut mir ehrlich leid.«
    »Das tut es mir auch, besonders um den armen alten Herrn.«
    Starkbein lächelte. »Um den brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Er hat jetzt einen unglaublichen Ruf. Das muß man sich einmal vorstellen, in all diesen Jahren bin ich nie im Traum auf den Gedanken gekommen, du könntest Tanglin sein! Na, diese Nachricht hat natürlich ganz Telset aus dem Häuschen gebracht. Sieh dort drüben, dort arbeiten sie an der neuen Statue für Moses Moses. Übrigens haben wir von Armbruster Moses noch nichts gehört. Oder von Moses Armbruster, oder wie immer du ihn auch nennen magst. Du weißt, wen ich meine, den mit dem Bart.«
    »Genau der«, sagte ich.
    »Wie dem auch sei, der wahre, der echte Moses ist nun wirklich tot, und wir können ihn so verehren, wie es ein Held verdient.« Starkbein brach in schallendes Gelächter aus. »Ich habe den alten Gründer wirklich gemocht und würde gerne seine Hand schütteln - oder die seines Nachfolgers. Was weiß ich, wie der alte Knabe wirklich heißt, der mit dem großen Ballon abgestürzt ist. Doch, in meinen Augen war er ein prima Kerl. Hat hier und da ein wenig für Aufregung gesorgt, obwohl er daran meist unschuldig war. Vielleicht brauchte hier auch einiges mal einen derben Stoß. Oho, jetzt drängen sie die Menschen von den Docks. Mann, das war ja vielleicht ein toller Schlag. Aber es sieht jetzt ganz so aus, als sei das Schlimmste vorüber.« Er schaltete die vier Bildschirme von seinem Mischpult aus ab. »Bald wird es dunkel. Ich bringe dich zum alten Scheinberg. Er ist schon ganz wild darauf, mit euch beiden zu plaudern. Glückwünsche, Feierlichkeiten, nächtelange Partys und so weiter, du kennst das ja.«
    »Fein«, sagte ich.
    Scheinberg gab uns die besondere Ehre, uns höchstpersönlich an seinem Privatdock zu begrüßen. »Kid, mein Liebling! Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie das Herz eines alten Mannes jetzt vor Freude überquellt!« brüllte er, umarmte mich und gab mir einen feuchten Kuß auf die Stirn. »Die Tage und Nächte, die ich in tiefer Sorge verbracht habe! Aber jetzt kommt ins Haus, kommt, kommt! Ich wollte gerade mit dem Frühstück beginnen.«
    Scheinberg berührte sein Armband, und die Haustür seiner Domäne schwang auf. Auf der meerzugewandten Seite waren immer noch einige Einschußnarben zu erkennen. »Zur Erinnerung«, lächelte Scheinberg. Er drängte uns ins Haus.
    »Du siehst gut aus, Scheinchen«, sagte ich.
    »Vielen Dank«, sagte er erfreut und schob uns durch die Diele. »Ich habe zwanzig Pfund Gewicht verloren und scheine darüber hinaus achtzig Jahre jünger geworden zu sein.« Er führte uns durch eine schwere, reichverzierte Tür in den inneren Speiseraum, der von einem glitzernden Leuchter-Mobile erhellt wurde. Holzsessel, die dick mit dunkelrotem Samt gepolstert waren, rollten zu uns heran und trugen uns dann an den Tisch.
    »Nur ein kleines Frühstück fürs erste«, lächelte Scheinberg. »Nur ein paar sehr enge Freunde und Verbündete sind geladen. Ich will doch noch einen Blick auf die Gästeliste werfen.« Ein Tusch ertönte, und er zog eine Papierrolle aus dem bestickten, cremefarbenen Ärmel.
    »Mal sehen, was haben wir denn hier ... Sind die Platzkärtchen schon aufgestellt? Ah ja, sehr schön. Dann hätten wir hier also meine teure Gattin Annabella Scheinberg, Herrn Reichhart
    Münz-Scheinberg …« Er hüstelte gekünstelt. »… Arthur Tanglin … Ich nehme an, du wirst von nun an diesen Namen führen, Kid?«
    Ich zuckte die Achseln. »Ich weiß zwar nicht, wer das in die Welt gesetzt hat, aber mir soll es recht sein. Offensichtlich bin ich jetzt nicht mehr Video-Kid.« Ich strich mir über eine schwarze Haarlocke und ein Efeublatt. Scheinberg sah mir interessiert zu. »Ich wollte schon die ganze Zeit auf deine

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