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Video-Kid

Video-Kid

Titel: Video-Kid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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wirklich ansehnliche neue Coiffure zu sprechen kommen. Ein ganz schöner Unterschied zu den alten Stacheln, aber ich finde den Wechsel erfrischend.«
    »Vielen Dank«, sagte ich. »Ich habe mich in der Tat mittlerweile daran gewöhnt.«
    »Wie scharfsinnig du doch bist, Kid. Du hast dir den exakt richtigen Zeitpunkt für ein neues Image ausgesucht, das muß der Neid dir lassen. Bitte gestatte mir, dich mit neuen Kameras zu versorgen, bevor du gehst. Ich lasse dich von den Hauskameras beim Frühstück aufnehmen und gebe dir dann die Bänder.«
    »Nochmals vielen Dank.«
    Scheinberg wandte sich wieder seiner Liste zu. »Sanktanna Zwiegeboren. Du hast nicht zufällig deinem Titel entsagt oder ihn geändert, Liebes?«
    »Ich bin dreimal geboren, Scheinberg.« Anna und ich hielten uns lieber über unser Privatleben zurück. Wir tauschten gegenseitig beruhigende Blicke aus.
    »Professor Armbruster … Ich fürchte, wir müssen einen Platz unbesetzt lassen, zum Andenken an dieses teure Neutrum. Ein schwerer Verlust für die Wissenschaft. Ich bedaure es zutiefst, ihm nie persönlich begegnet zu sein. - Starkbein Nimrod. Allrot Dickicht, sofern er sich von Muse und Schreibtisch trennen kann. Wißt ihr, er arbeitet an der Geschichte unserer Revolution. - Frostfaktor und seine Eisdame. Deinem Mündel Quadra Altmann geht es übrigens ausgezeichnet, man bringt ihr gerade die Tischsitten bei - aus diesem Grund kann sie leider nicht an diesem Mahl teilnehmen -, aber dank der himmlischen Mächte hat sie alles recht gut überstanden. - Und dann wäre da noch meine herzallerliebste Freundin Cewaynie Feuchtlocke, meine Verbündete im Orbit.«
    »Cewaynie Feuchtlocke?« sagte ich. »Ich erinnere mich an sie. Kurz bevor man mich aus Telset gejagt hat, habe ich eines ihrer Bänder rezensiert.«
    »Ja. Dieser lieben Freundin gehörte übrigens auch der große Kamera-Hopper, der deine Kameras entdeckt und eingesammelt hat. Sie hat deine Bänder redigiert und zur Veröffentlichung bereitgemacht. Oh, sie wird dir gefallen. Cewaynie ist eine sehr talentierte und ansprechende junge Dame, und sie kann es kaum erwarten, euch beide zu sehen.«
    Scheinberg drückte auf einen Knopf an seinem schweren Armreif. »Wie lange wird es noch dauern, Rätseling?«
    »Noch etwa dreißig Minuten, mein Herr. Ich habe soweit alles fertig, nur der Hauptgang für den Alien nimmt noch einige Zeit in Anspruch.«
    Scheinberg kicherte. »Ach ja, mein Alien. Ihr werdet sicher verstehen, daß seine Biochemie natürlich eine besondere Nahrungszubereitung erforderlich macht.«
    »Und wer ist der Überraschungsgast?« fragte Anna.
    »Wie bitte, mein Schatz?«
    »Du hast elf Gäste genannt. Selbst wenn ich den Ehrenplatz für Scheinberg mit einbeziehe, zähle ich zwölf Stühle.«
    Trübsal stand in Scheinbergs Gesicht geschrieben. »Jetzt hast du mir alles kaputtgemacht! Na ja, er wird bald hier sein. Wollen wir uns die Zeit bis dahin mit einigen Bändern verkürzen? Einige davon mußt du dir unbedingt ansehen, Tanglin. Ich würde gern deinen Kommentar dazu hören.«
    Scheinberg hatte einiges auf seinem Armreif zu drücken. Ein Bildschirm erschien und glitt vor der gegenüberliegenden Wand aus der Decke. Ich beugte mich vor und stützte mich mit den Ellbogen auf dem Tisch ab. Der Tisch war übrigens kreisrund, Ausdruck von Scheinbergs affektiertem Egalitarismus.
    »Ich lasse den ersten Streifen ohne Ton laufen, er ist leider zu schlecht. Die Aufnahmen sind nach dem Massaker in der Entkriminalisierten Zone in der Folge des ersten Aufstands entstanden.« Er startete den Film.
    »Das ist ja Professor Angelhecht!« rief ich.
    »Ja, der verstorbene Professor Angelhecht.«
    »Und wer ist der arme Teufel mit dem Sack über dem Kopf, den man an den Stuhl gebunden hat?« fragte Anna.
    »Das werdet ihr gleich sehen, sobald Angelhecht seine Ansprache beendet hat. - Aufgepaßt!« Angelhecht riß dem Gefangenen den Sack vom Kopf. Der Mann auf dem Stuhl war niemand anderer als Reichhart Münz-Scheinberg.
    Scheinberg kicherte, als er unser Entsetzen bemerkte. »Ganz recht, das bin ich. Seht nur diesen Ausdruck von gräßlicher Angst auf meinem Gesicht … Hat die maximale Publikumswirkung, nicht wahr? Man hatte mich wegen ›Kollaboration‹ verhaftet, kurz nach deiner Flucht. Natürlich hatte man meine Stimmbänder paralysiert, andernfalls hätte ich bei dieser Farce sicher einen ganz schönen Protest laut werden lassen. Jetzt paßt auf, was er mit der Pistole macht.«
    Angelhecht

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