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Video-Kid

Video-Kid

Titel: Video-Kid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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läßt.«
    »Aber wo wollen wir denn hin?« sagte Sanktanna. »Und außerdem sollen wir hier auf unseren Freund Armitrage warten.«
    Der schwere Armreif an Münz-Scheinbergs Handgelenk piepste. »Oho!« rief er irritiert und blies die Wangen auf. »Kreidepfeifer soll doch die Anrufe entgegennehmen. Ich hasse Störungen.«
    »Warte«, sagte ich, »vielleicht ist es wichtig. Stelle die Verbindung her, ich nehme den Anruf entgegen.« Scheinberg tippte auf dem Armreif herum, dann erschien ein Hologramm von Frostfaktor in dem Salon.
    Kameras flogen heran und bildeten um Scheinberg einen Kreis. Verärgert verscheuchte er sie in meine Richtung. Frost wirkte verstört, aber sein Gesicht wurde etwas freundlicher, als er mich sah. »Kid!«
    »Hat Armitrage dich schon erreicht?«
    »Deswegen rufe ich ja an. Er ist mit deiner Hausdame hier erschienen und hat uns eine absolut merkwürdige Geschichte erzählt. Kannst du sie bestätigen?«
    »Ja, Frost, sie entspricht der Wahrheit.«
    Frost griff sich an die Stirn. »Kid, du erstaunst mich immer wieder! Solche Dinge können nur dir widerfahren! Mein kleiner Engel der Verwicklungen, deine Nachricht traf mich wie der Schlag eines Hammers.«
    »Erspare uns die Schauspielerei, Frost. Du kannst sie später nachholen und auf das Band einkopieren. Ist Quadra in Ordnung?«
    Er nickte. »Ich habe einen sonderbaren Anruf erhalten, Kid. Von Soforttod höchstpersönlich. Er hat allen Feinden der Kabale in Telset die Blutfehde erklärt. Vor allem aber dir.«
    »Das ging ja rasch«, sagte ich.
    »Sie haben ein paar Gewehre, Kid. Damit haben sie gegen den Code verstoßen. Wir Kogs sind ihnen nicht gewachsen. Soforttod verfügt über genügend Feuerkraft, um jeden Kampfkünstler in der Zone niederzumachen. Er hat uns vor die Wahl gestellt, Kid: Entweder wir halten zu dir und werden erschossen, oder wir schlagen uns auf ihre Seite und erhalten von der Kabale eine Belohnung. Er hat uns mehr Anteile in Aussicht gestellt, als jeder von uns in zehn Jahren verdienen könnte.«
    »Ich verstehe, Frost«, sagte ich. »Hat er vielleicht davon gesprochen, warum ich über Nacht für die Kabale der Feind Nummer eins geworden bin?«
    Frost wirkte verlegen und senkte die Stimme. »Nein, Kid. Sie haben kein Wort über ihn verloren, über den Gründungspräsidenten.«
    »Ich habe ihn gesehen, Frost. Er lebt. Sieh her.« Ich dirigierte eine Kamera auf Moses Moses. Er sah hinein und nickte. »Ich kenne nun seine Geschichte, und deshalb muß die Kabale mich aus dem Weg räumen. Sie will seine Wiederkehr so lange wie möglich geheimhalten. Selbst wenn ihr das nicht gelingt, ist es wohl auch nicht weiter schlimm, wenn sie Moses töten läßt. Versuche also nicht, dich der Kabale in den Weg zu stellen. Tu lieber so, als würdest du ihr Spiel mitmachen. Kannst du Quadra verstecken?«
    Frost fuhr bei dieser Frage zusammen. Seine Augen waren voller Ehrfurcht und Erstaunen auf Moses Moses gerichtet gewesen. »Hier verstecken?« sagte er. »Doch, natürlich. Wir kümmern uns um sie und sorgen dafür, daß niemand sie zu Gesicht bekommt. Aber du solltest Telset lieber verlassen. Vor den Gewehren können wir dich nicht schützen. Das kann niemand. Geh nach Juckingen oder nach Eros, Hauptsache weit genug fort.«
    »Ich breche jetzt besser ab, damit niemand die Leitung anzapfen kann«, schlug ich vor. Frost winkte zum Abschied. »Ich sage allen Bescheid«, meinte er, und das Hologramm verschwand.
    Scheinberg sah gar nicht gut aus. Die Realität sickerte langsam zu ihm durch. »Vielleicht solltest du gehen, Kid. Ich fürchte, mit mir geht es zu Ende; ich bin euch keine angenehme Gesellschaft.«
    »Du hast recht«, sagte ich. »Tut mir leid, Scheinberg, vielleicht können wir noch rechtzeitig verschwinden, bevor du in die Sache hineingezogen wirst.«
    Eine Explosion schüttelte das Gebäude. »Ich ziehe meine letzte Bemerkung zurück«, rief ich und begann damit, die Griffe des Nunchucks aufzuschrauben.
    Sie hatten nicht lange gebraucht, um uns zu finden. Sanktanna und Moses Moses verschwanden rasch hinter dem Schreibtisch, beziehungsweise dem Ottomanen. Als die Männer der Kabale hereinplatzten, fanden sie Scheinberg und mich in Sesseln sitzend und ruhig plaudernd vor. Annabella war auch noch da. Schweigend hielt sie, wie die ganze Zeit schon, das Bein ihres Gatten umklammert. Es mußte die einzige Oase in ihrem Universum der Unordnung sein.
    Sie kamen zu zweit: Hirsch und Punk. Ein roter Wimpel flatterte Hirsch von einer Sprosse

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