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Video-Kid

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Titel: Video-Kid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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Außenseite von Aeo und können am Riff entlangsegeln. Hier, erst nach Westen, dann nach Südwesten und schließlich nach Süden, siehst du? Immer parallel zur Küste des Kontinents. Sobald wir dort anlegen, können wir uns verkleiden. Außerdem wird sich dann die Jagd nach uns etwas verlaufen haben. Dort am Rand der Bucht befindet sich übrigens eine kleine Siedlung, obwohl sie auf der Karte nicht eingetragen ist. Leider fällt mir der Name des Ortes nicht mehr ein.«
    »Laß mich einmal sehen«, sagte Moses Moses erregt. »Juckingen war noch ein kleines Dorf, als ich mich einfrieren ließ.« Ich reichte ihm die Karte. »Mein Gott, ist das aber gewachsen.«
    »Juckingen liegt weit in den Bergen«, sagte Sanktanna. »Wie heißen sie noch? Die Kraterberge, nicht wahr? Nicht gerade ein alltäglicher Name.«
    »Es sind ja auch keine alltäglichen Berge«, erklärte Moses Moses. »Sie sind künstlich hergestellt und etwa drei Milliarden Jahre alt. Es handelt sich bei diesem Areal um Bombentrichter.«
    Ich sah auf die Karte. »Das sind aber große Krater.«
    »Es waren ja auch große Bomben.«
    »Na, jedenfalls haben sie eine beeindruckende Landschaft geschaffen«, sagte Armitrage. »Heute ist es ein einziges Seen- und Hügelgebiet. Ich bin schon dort gewesen. Allerdings haben sie dort keine Kampfkunst.«
    Ich zuckte die Achseln. »Juckingen ist eben ein Hinterwäldlernest. Die Bevölkerungsdichte ist nicht sehr hoch, weil sich die Einwohner über die Berge verstreut haben. Für uns ist es günstig, weil wir nicht so viel Aufmerksamkeit erregen, wenn wir die Stadt betreten. Wir müssen nur stinken und behaart sein, dann hält uns jeder für Leute aus der Umgebung. Natürlich sind wir damit die Kabale nicht los. Aber in Juckingen können wir es sicher so einrichten, daß wir nicht mehr ganz allein dastehen. Hier in dem Boot können wir der Kabale so gut wie überhaupt nicht gefährlich werden.«
    »Jetzt aber mal langsam mit den jungen Pferden«, sagte Moses Moses. »Die Kabale ist von unserer mißlichen Lage unterrichtet. Und auf die Schlüsse, die wir ziehen, kommt sie auch. Wir können nicht erwarten, unbehelligt bis an unser Ziel zu segeln.«
    Armitrage setzte sich anmutig auf das hölzerne Deck. »Was schlägst du statt dessen vor, Gründer?«
    »Oh, ich bitte um ein wenig Geduld«, sagte Moses Moses. »Nach meiner Erfahrung müssen wir nur lange genug warten. Die Zeit vernichtet für uns den Feind. Die Kabale erwartet, daß wir irgendwo an Land gehen und damit beginnen, die dortige Bevölkerung gegen die Regierung aufzustacheln. Aber das tun wir nicht, sondern wir verbergen uns auf einer dieser zahlreichen vorgelagerten Inseln und tarnen das Boot. Wenn wir uns dort für eine Weile ruhig verhalten, bringen wir die Kabale zum Wahnsinn. Und dann wird sie zu einem der beiden folgenden Schlüsse kommen: Entweder wir sind tot, oder jemand versteckt uns. Im ersteren Fall stellt die Kabale die Suche nach uns ein, und wir können in aller Ruhe nach Telset zurückkehren. Im zweiten Fall intensiviert sie die Suche nach uns in den größeren Städten. Und das ruft einigen Unmut in der Bevölkerung hervor, meint ihr nicht?«
    »Natürlich«, sagte ich aufgeregt. »Nicht nur das. Damit verbreitet sich auch das Gerücht, daß du am Leben bist. Mittlerweile dürfte das ohnehin ganz Telset gehört haben. Mein Freund Frostfaktor kennt die wahren Umstände, und ganz Telset ist verkabelt. Das Gerücht wird sich mit Lichtgeschwindigkeit fortpflanzen.«
    Moses Moses nickte befriedigt. »Versteht ihr, was ich meine? Indem die Kabale einen Gegner angreift, der sich vor ihr zu verbergen weiß, bringt sie sich selbst in Mißkredit. Man darf den Feind nie dort angreifen, wo er den ersten Schlag vermutet und sich entsprechend darauf vorbereitet hat. Somit lautet die erste Regel, den Feind zu verwirren, damit seine Reaktion langsam und ohne die nötige Durchschlagskraft erfolgt. Die Kabale erwartet von uns, daß wir sie herausfordern. Also tun wir genau das Gegenteil. Die Kabale wird mit aller Macht auf uns einschlagen. Aber sie schlägt daneben und macht sich damit selbst zum Narren. Damit treffen wir ihre Kampfmoral. Die Kabale weiß bald nicht mehr, wo wir sind und wann wir zuschlagen. Die Seiten sind vertauscht: Wir sind die neue Kabale. Wir verbergen uns im Schatten, während sie im Licht und verwundbar dasteht. Indem sie versucht, sich nach allen Seiten gegen alle möglichen Angriffe zu schützen, verdünnt sie zwangsweise ihre

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