Viel Laerm um Stratfield
sein Schicksal.
„Es wäre mir eine Freude, nach einem passenden Schoßhund für Sie Ausschau zu halten, Lady Chloe", verkündete Sir Edgar und lächelte leicht. Er ging einen Schritt auf Ares zu, hielt dann jedoch inne, als der Hund die Zähne fletschte. „Wie Sie sehen, ist dieses Tier unberechenbar."
„Es ist keineswegs unberechenbar", widersprach Tante Gwendolyn. „Das Tier erfüllt bereits jetzt seine Aufgabe als Beschützer." Um ihren Standpunkt zu verdeutlichen, rauschte sie an Sir Edgar vorbei und kniete sich hin, um die Ohren des Hundes zu kraulen.
Ares ließ Tante Gwendolyn mit einem Blick vollkommener Resignation gewähren. Chloe fragte sich plötzlich, wo sie da hineingeraten war. Was sollte sie nur mit einem Jagdhund anfangen?
Oder mit einem Mörder?
Sie blickte Sir Edgar ins Gesicht und versuchte zu verstehen, was sich hinter dieser Maske voll eifriger Liebenswürdigkeit verbarg. Konnte ihr perfekter Gastgeber mit seinen guten Manieren zu einem Mord fähig sein? War es möglich, dass Dominic sich irrte? In der Nacht des Angriffes war es dunkel im Zimmer gewesen.
„Was halten Sie davon, Sir Humphrey?", fragte Edgar den anderen Mann, der in der Tür hinter Chloe wartete. „Es ist Ihre Entscheidung, ob Sie dieses Tier in Ihrem Haus aufnehmen wollen oder nicht."
„Ich konnte meiner Frau noch nie einen Wunsch abschlagen, wenn es darum ging, ein verirrtes Tier zu retten, Sir Edgar", antwortete Humphrey mit einem gutmütigen Schulterzucken. „Es wäre keine gute Idee, jetzt damit anzufangen."
Sir Edgar schüttelte niedergeschlagen den Kopf. „In Gottes Namen, dann nehmen Sie das Tier. Aber sagen Sie nicht, dass ich Sie nicht gewarnt habe, wenn es sich gegen Sie wendet."
Sir Edgar stand alleine mit Chloe auf der steinernen Eingangstreppe, während der Rest der Familie für die kurze Fahrt nach Hause in die Kutsche stieg.
„Ich danke Ihnen für das Vergnügen Ihrer Gesellschaft, Lady Chloe. Ich wünschte, ich hätte Ihnen einen unterhaltsameren Abend bieten können."
Sie zwang sich, seinem Blick zu begegnen. Er wirkte galant und kultiviert, und doch konnte sie Misstrauen und Angst nicht unterdrücken. „Ich habe mich sehr gut unterhalten, Sir Edgar", erwiderte sie freundlich.
Und das stimmte auch. Als sie daran dachte, wie Dominic sie in der Dunkelheit geküsst und ihren Körper liebkost hatte, stieg ihr glühende Röte in die Wangen. Niemand hatte sie je auf diese Weise unterhalten. Und nun kannte sie wenigstens die Geschichte seines „Todes", wenn auch noch nicht in allen Details. Er hatte ihre Neugier befriedigt - und sie gleichzeitig unendlich erregt.
Sir Edgar lächelte. „Ich frage mich, ob wir beide es noch viel länger in Chistlebury aushalten. Ich fange langsam an, die Kriegskunst zu vermissen, und Sie gehören eindeutig nach London, Lady Chloe, wo Sie angemessen bewundert werden können."
Einen Augenblick lang fragte Chloe sich, ob er sie davor warnen wollte zu bleiben. „Sie schmeicheln mir, Sir Edgar." Und er machte ihr Angst.
Der Gedanke, dass ein so kultivierter Mann ein Mörder sein konnte, ließ sie frösteln. Oder dass er etwas mit Brandons Tod zu tun hatte. War es wirklich möglich? Hatte Dominic einen schrecklichen Irrtum begangen? Und doch hatte irgendjemand den heimtückischen Versuch unternommen, ihn zu ermorden, und Sir Edgar gewann durch die Erbschaft viel. Chloe entschied sich, Dominics Urteil zu vertrauen. Sie wollte kein Risiko eingehen.
„Du süßes kleines Ding", gurrte Tante Gwendolyn dem riesigen Hund zu, der in wachsamer Stille auf den Stufen zu Dewhurst Manor saß. „Sieh nur, wie folgsam du bist!"
„Sieh nur, wie groß er ist", entgegnete Onkel Humphrey mürrisch. „Ich nehme nicht an, dass ich diese Woche Koteletts bekomme."
„Du hast heute Abend an Sir Edgars Tisch genug gegessen, um bis Weihnachten satt zu sein."
Sir Humphrey ignorierte die Worte seiner Frau und sah zu, wie Chloe und Pamela Arm in Arm ins Haus gingen und Ares in ihrem Schatten folgte. Er hegte eine tiefe Zuneigung zu diesen beiden jungen Frauen und war selbst überrascht, wie fest entschlossen er war, sie zu schützen. „Mir hat unser neuer Nachbar nicht zugesagt, Gwennie."
Der übliche Widerspruch, den er von seiner temperamentvollen Frau erwartete, blieb aus. „Mir ehrlich gesagt auch nicht", erwiderte sie leise. „Einem Mann, der keine Hunde mag, ist nicht zu trauen."
Dominic sah der Kutsche nach, als sie die Auffahrt hinunterfuhr. Er sehnte sich nach einem
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