Viel Laerm um Stratfield
einer Frau wehgetan hat aber wir sollten das Risiko nicht eingehen, herauszufinden, wie weit er bereit ist zu gehen."
Chloe beschloss, dass sie verrückt sein musste. Sie konnte sich nur allzu gut vorstellen, wie die Spanische Inquisition, besser bekannt als die Familie Boscastle, sie über das Wie und Warum dieser unkonventionellen Romanze aushorchen würde. Heath würde sie vermutlich auf einen Stuhl in der Speisekammer fesseln, wie er es in ihrer Kindheit mehr als einmal getan hatte. Grayson würde irgendetwas Ekliges - beispielsweise eine tote Krähe - über ihrem Kopf baumeln lassen, um sie zu ängstigen und fügsam zu machen.
Emma, die holde Diktatorin, würde die Befragung durchführen und in der Hoffnung um den Stuhl schleichen, dass Chloe zusammenbrach und wichtige Informationen preisgab. Was sie aufgrund ihrer wundersamen Sturheit nie tat. „Sag uns genau, wie Viscount Stratfield, ein toter Mann, dir den Hof gemacht hat."
Und Chloe wäre gezwungen, ihr zu antworten: „Auf die übliche Weise. Erpressung. Drohungen. Indem er mein Mitleid erregte. Indem er mich bis zur besinnungslosen Glückseligkeit küsste."
Zu diesem Zeitpunkt entstünde dann ein Tumult. Drake, Devon und Heath würden in die Speisekammer stürzen, um die Geisel zu befreien. Ein wüster Kampf mit den polierten Messern und Gabeln des Butlers würde entbrennen, bis entweder die Haushälterin oder die Gouvernante auftauchte, um sich um den flegelhaften Haufen zu kümmern.
Chloe schüttelte den Kopf und lächelte über die bittersüße Erinnerung. Wie einfach war das Leben in jenen Tagen gewesen, als ihre ganze Familie noch vereint war. Wo ...
„Wo warst du die ganze Zeit, Chloe?", flüsterte Pamela, weil sie bemerkte, dass Chloe in der Tür stand. „Du hast die ganze Zeremonie verpasst."
„Ich, hm, habe in der Galerie Wache gehalten. Ist es deiner Mutter gelungen, den Geist zu vertreiben?"
Pamela seufzte und ließ ihre Kerze wieder in den Wandhalter gleiten. „Nach ihrem ganzen Katzengejammer und all den Gebeten, um seine Seele Ruhe finden zu lassen, ist er vermutlich froh, dass er tot ist."
Beim Klang ihrer Stimmen fuhr Tante Gwendolyn herum und presste ihre Bibel und die Glocke an die Brust. „Ich glaube, ich hatte Erfolg!", flüsterte sie triumphierend.
Chloe blickte neugierig in den leeren Raum, aber sie vermied es, das Bett anzusehen, wo Dominic verwundet worden war. Sein eigener Onkel. Bei dem Gedanken wurde ihr schlecht, und tausend Fragen gingen ihr durch den Kopf. „Woher weißt du das? Es sieht genauso aus wie vorher."
„Nun", erwiderte ihre Tante, „du kannst seine Gegenwart nicht mehr spüren, oder?"
„Ich habe seine Gegenwart zu keinem Zeitpunkt gespürt", erklärte Pamela ohne den Versuch, ihre Enttäuschung zu verbergen. „Ich hatte eigentlich gehofft, wir würden den Geist wenigstens sehen, bevor wir ihn bannen."
Ihre Mutter sah sie mit gerunzelter Stirn an. „Warum solltest du diesen lästigen Geist sehen wollen?"
„Damit wir ihn fragen können, wer ihn ermordet ... " Pamela brach mit einem furchterregenden Schrei ab, als eine massige, vierbeinige Gestalt sich zwischen Chloe und sie drängte und in den Raum sprang.
Tante Gwendolyn japste erschrocken und hielt die Bibel wie einen Schutzschild vor sich, was den Eindringling jedoch nicht im Geringsten beeindruckte.
Es war ein Hund. Genauer gesagt, Stratfields geliebter Jagdhund Ares, der, nachdem er offensichtlich Angst hatte, bei der Bibel schwingenden Frau und ihrer kreischenden Tochter nicht willkommen zu sein, bei Chloe Zuflucht suchte. Sie blickte erschrocken zu ihm hinunter.
„Was machst du hier?", flüsterte sie und tätschelte ihm verstohlen den glänzenden braunen Kopf. Sie kannte natürlich die Antwort. Der Hund war hinausgelaufen, während Dominic damit beschäftigt gewesen war, sie zurück in den Gang zu schmuggeln. Was sollte sie nur tun?
Tante Gwendolyn senkte erleichtert die Bibel. Das Geräusch von Schritten auf der Treppe hallte durch die Galerie. „Hör mit diesem hysterischen Gekreische auf, Pamela. Es ist nur der Hund Seiner Lordschaft."
Chloe atmete tief durch. Trotz all ihrer lästigen Eigenschaften war Tante Gwendolyn in ihrem Herzen eine wahre Tierliebhaberin. Sie mochte beim Anblick eines Bettlers auf der Straße die Nase rümpfen, aber bei einem verlassenen Kätzchen schmolz sie dahin.
Pamela beruhigte sich lange genug, um kunstvoll auf dem Bett zusammenzubrechen, nur um dann mit einem Schrei wieder aufzuspringen, als
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