Viel Laerm um Stratfield
suchte er so spät in der Nacht? Oder hatte ihr Geist begonnen, seine Fallen auszulegen?
Mit einem Lächeln auf den dünnen Lippen blickte Sir Edgar auf sie hinunter. „Ich würde mir wünschen, dass mein Land ein sicherer Ort für junge Damen ist, um spazieren zu gehen und frische Luft zu schnappen."
„Und ihre Hunde auszuführen", fügte Tante Gwendolyn zuckersüß hinzu.
Er lachte, als wollte er seine Niederlage eingestehen. „Natürlich."
Eine Minute später holperte die Kutsche die Straße hinunter, vorbei an der sanften Erhebung von Stratfield Hall. Chloe starrte aus dem Fenster, als könnte sie durch die dunklen grauen Steine bis ins Innerste des Hauses sehen. Sie seufzte wehmütig, als ihre Tante und ihr Onkel begannen, sich zu streiten, und das Haus aus ihrer Sichtweite verschwand.
Dominic, wenn ich dich je wiedersehe, bringe ich dich vielleicht selbst um ... Wo bist du?
Lord Devon Boscastle wartete im Salon darauf, dass alle vom Dinner zurückkehrten. Er war ein großer, beeindruckender Mann und trug einen schwarzen Kutschermantel, lange Hosen und polierte Stiefel. Sein dunkles Haar war vom Winde verweht, und seine blauen Augen funkelten vor guter Laune.
Im warmen Schein des Kaminfeuers ähnelte er ihrem Bruder Heath zunächst so sehr, dass Chloes Herz einen Satz machte. Sie ging rückwärts zum Sofa und sank erleichtert nieder. In den letzten Tagen waren ihre Nerven so angespannt, dass sie jedes Mal, wenn sie sich umdrehte, mit dem Schlimmsten rechnete. Tante Gwendolyn und Pamela brachten ihre eigene angenehme Überraschung mit herzlichen Umarmungen und freudigem Geplapper zum Ausdruck. Frauen hatten sich in Chloes Brüder verliebt, seit diese in der Kinderstube der Boscastles ihre ersten Tage verlebt und den Kindermädchen mit ihren blauen Augen das Herz gestohlen hatten. Wem außer Devon hätte man verzeihen können, dass er aus Schabernack eine Kutsche überfallen hatte?
„Habt keine Angst, ihr alle", sagte er und warf Chloe über die Schulter ihrer Tante hinweg einen vielsagenden Blick zu. „Ich bin nur gekommen, um mich anständig zu verabschieden, bevor ich an den Busen unserer Familie zurückkehre. Ich habe meine Schuld durch das Umtopfen von Orchideen gesühnt und bin bereit, wieder auf die Welt losgelassen zu werden."
Chloe betrachtete ihn voller Zuneigung. Er schien sich wohler zu fühlen als in den letzten Monaten. „Ist in Chelsea alles aufgeklärt?" Sie bezog sich natürlich auf sein katastrophales Debüt als Straßenräuber.
Er schenkte ihr ein gequältes Lächeln. „Ja. Dafür schulde ich Gray etwas, und er wird mich das wohl nie vergessen lassen. Ich werde mein Bestes tun, um ihn davon zu überzeugen, dass es an der Zeit ist, auch dich wieder nach Hause kommen zu lassen. Wir beide haben das Landleben lange genug genossen."
Zeit, nach Hause zu gehen. Bei dem Gedanken wurde Chloe eiskalt. Erst vor Kurzem war sie noch wie wild darauf versessen gewesen, Chistlebury zu entfliehen. Jetzt war sie fest entschlossen zu bleiben, egal, was sie dafür tun musste. Nichts konnte sie dazu veranlassen, Dominic mitten in seiner schwersten Zeit alleine zu lassen. Wer hätte gedacht, dass sich ihr Leben im Laufe von nur ein paar Wochen vollkommen verändern würde? Wie sich der Mittelpunkt ihres Lebens verschoben hatte. Es war noch schwerer, sich vorzustellen, was die Zukunft bringen würde und ob Dominic mit seinem düsteren Sinnen auf Rache Erfolg haben würde.
Zur gleichen Zeit am gleichen Ort wartete Dominic in ihrem Zimmer ungeduldig darauf, dass Chloe sich für den Abend zurückzog. Er hatte stundenlang mit sich gerungen, bis er es endlich aufgegeben hatte und durch das Fenster in ihr Ankleidezimmer geklettert war.
Er wusste, dass es riskant war. Adrian hätte angesichts seines irrationalen Benehmens sicherlich verzweifelt die Hände hochgeworfen. Aber Dominic war Chloe so lange ferngeblieben, wie er es ertrug. Er musste sie Wiedersehen, und wenn es nur für ein paar Minuten war. Sie gab ihm Kraft - seine Gefühle für sie waren sein einziger Halt, der einzige Ausweg aus all dem Hass, der ihn zu überwältigen drohte. Er war von ihr besessen, war verrückt nach ihrer Gesellschaft, ihrem Anblick. Er wollte sie lachen hören und sie wieder in den Armen halten.
Seit Tagen hatte sie ihn mit ihren kleinen Fingerzeigen, um ihn wieder zu sich zu locken, auf die Folter gespannt. Ja, er wusste ihre Versuche, diskret zu sein, zu schätzen. Nein, er konnte ihr nicht widerstehen, wie sie mit
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