Viel Laerm um Stratfield
geradewegs über den Teppich und steckte seine Schnauze zwischen ihre Knie.
Tante Gwendolyn räusperte sich und schob das Tier diskret an ihre Seite.
„Vielleicht sollten wir uns nun dem Thema des alljährlichen Maskenballes zuwenden?", schlug Lady Ellington mit einem leicht spöttischen Lächeln vor.
Sir Humphrey äußerte seine Zweifel über die Existenz des Geistes von Stratfield an diesem Abend im Salon. Chloe und Pamela spielten in der Ecke eine wenig aufregende Partie Pikee. Tante Gwendolyn versuchte erfolglos, wieder mit Ares zu kommunizieren, der wehmütig zur Tür blickte und den Kopf zwischen den Pfoten vergrub. Die übliche Zeit für seinen Abendspaziergang war längst verstrichen.
„Ich habe das Gefühl, als versuche er, uns etwas zu sagen", verkündete Gwendolyn, die vor dem Hund auf allen vieren saß.
„Wahrscheinlich: Hilfe! Ich werde von einer Irren belästigt'", murmelte ihr Ehemann aus seinem Sessel. „Verdammt, Gwennie, steh doch bitte aus dieser erniedrigenden Position auf. Bist du dir sicher, dass das ein Geist war, den du neulich Nacht im Garten gesehen hast? Woher weißt du, dass es nicht der Hund war, der sich zwischen den Bäumen versteckt hat?"
Tante Gwendolyn blickte ihn eisig an. „Ich denke doch, dass ich einen Toten von einem Hund unterscheiden kann." Sie blickte an ihm vorbei zum Fenster. „Und wieder einmal spüre ich, dass bei dem armen Stratfield etwas im Argen ist."
Humphrey schnaubte. „Nun, zunächst einmal ist er tot. Wie viel mehr kann bei dem armen Teufel schon im Argen sein?"
„Achte auf deine Sprache, Humphrey!"
Er legte sein Buch nieder. „Ich gehe mit den Hunden spazieren."
Ares und die beiden Schäferhunde, die vor dem Feuer gedöst hatten, sprangen hellwach auf und rannten zur Tür. Chloe blickte vom Kartentisch auf. Ihr Gesicht erhellte sich.
„So spät am Abend, Humphrey?", fragte Tante Gwendolyn besorgt. „Glaubst du, das ist sicher?"
„Meine Familie lebt seit Jahrzehnten in Chistlebury, und der Mord am Viscount ist der erste seiner Art. Ich bezweifle, dass sein Tod mehr als eine Ausnahme war."
„Darf ich mitkommen, Onkel Humphrey?", rief Chloe ihm nach.
„Ganz sicher nicht!", erwiderte ihre Tante, noch bevor Humphrey Zeit hatte zu antworten. „Ich habe erst heute Morgen einen Brief von Heath und Emma aus London erhalten. Nachdem ich ihnen bereits geantwortet habe, um ihnen zu versichern, dass du hier eine friedliche Zuflucht vor deiner früheren, nun, nennen wir es einmal Art, Unglück anzuziehen, gefunden hast, fühle ich mich verpflichtet, dafür Sorge zu tragen, dass dies auch der Wahrheit entspricht."
„Also darf ich nicht gehen?", fragte Chloe enttäuscht.
„Es gibt nicht das Geringste in diesen Wäldern und der gesamten Umgebung, das eine junge Dame des Abends interessieren sollte."
„Abgesehen vom Geist des Viscounts", sagte Pamela leise hinter ihren Karten.
Sir Humphrey ließ die Hunde vorneweg laufen und schnuppern, als er einen Umweg von dem vertrauten Pfad durch den Wald nahm. Der Mond spendete nur wenig Licht, um ihn über den mit Farnen bewachsenen Weg zu leiten, der die Grenzen von Stratfields Anwesen markierte. Aber er war diesen hübschen, überwucherten Pfad schon oft entlanggegangen und benutzte seinen Spazierstock, um ab und an eine Brombeerranke aus dem Weg zu schieben. Er kannte den verborgenen Pfad wie seine Westentasche.
Er war Stratfield in der Vergangenheit mehr als einmal dort begegnet, zusammen mit Samuel, seinem hitzköpfigen jungen Bruder, der kein anderes Gesprächsthema kannte als sein bevorstehendes Abenteuer in Nepal. Humphreys Meinung nach hatte der tollkühne Narr den Tod gefunden, als er eine Handvoll gieriger Händler verteidigt hatte, die im Interesse des Britischen Empires die gesamte Welt ausgelöscht hätten. Er selbst hatte mehr als einmal versucht, Samuel davon zu überzeugen, eine andere Karriere einzuschlagen. Doch die Plakate, die Abenteuer und Reichtum versprachen, verführten unzählige junge Männer dazu, sich der ehrbaren East India Company anzuschließen.
Samuel und seine beiden älteren Brüder, der verstorbene Michael und Dominic, waren aus vollkommen unterschiedlichem Holz geschnitzt. Dominic und Michael waren zurückhaltender gewesen und hatten jeden Aspekt ihres Lebens genau durchdacht. Humphrey hatte Dominic stets gemocht. Er konnte nicht recht glauben, dass der Viscount tot war.
Eigentlich glaubte er es überhaupt nicht.
Er blieb stehen und blickte sich um. Sein Nacken
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