Viel Rummel um Nichts
auf Revs Antwort.
»Du musst ein wahrer Anhänger sein«, sagte Rev. »Das heißt, du musst eine Pilgerfahrt nach Graceland machen, das sich auf der alten Erde befindet. Du kannst erst zum vollen Glauben finden, wenn du das hinter dich gebracht hast. Und es bedeutet, dass du sein Aussehen annehmen musst. Seine treuen Gläubigen haben auch schon oft die plastische Chirurgie genutzt, um noch vollkommener zu sein, doch das wäre nicht sofort erforderlich. Und ...«
»Immer langsam, Rev«, sagte Schubidu. »Plastische Chirurgie? Ich soll mein Aussehen ändern?«
»Das ist richtig, Sohn. Dein Aussehen zu ändern stellt eine Möglichkeit dar, dein Verhalten zu ändern - damit du künftig nicht unbarmherzig bist. Wenn du bedenkst, was der King für dich tun wird, ist es das Mindeste, was du leisten kannst, um ihm deine Anerkennung zu zeigen. Ich selbst habe mich auch der Operation unterzogen - sieh her!« Rev zeigte dem Publikum erst die eine Gesichtshälfte im Profil, dann die andere und richtete schließlich lächelnd den Blick wieder auf Schubidu. »Nun, was sagst du, Sohn?«
Schubidu sah den Feldgeistlichen an. Das Gesicht des Legionärs glich einer starren Maske. Im Raum war es totenstill, da jeder gespannt auf seine Antwort wartete.
Schließlich sagte er: »Das kann ich nicht machen, Mann. Ohne mich - ich schulde Sushi genug, um ihn auf diesen Trip nach Greaseland zu schicken, aber ich glaube, ich muss meine Schulden selbst abbezahlen.«
»Was?«, fragte Rev und ließ die Kinnlade fallen. »Warum? Was stimmt denn bloß an meinem Angebot nicht?«
Schubidu blickte ihm direkt in die Augen und entgegnete: »Rev, das Gesicht, das Sie mir bieten, ist schlimmer als alle Schulden.«
Unter Gelächter löste sich die Versammlung auf.
Tagebucheintrag # 307
Mein Arbeitgeber gab sich zuversichtlich, dass eine Rückbesinnung auf die militärischen Prioritäten der Kompanie seinen Leuten gestatten würde, die von außen kommenden Probleme zu vergessen. Er glaubte, dass sich diese Probleme daraufhin mehr oder weniger von selbst lösen würden. Wie ich befürchtet hatte, erwies sich diese Annahme als zu optimistisch. In Wirklichkeit verblieben die Probleme in jedermanns Hinterkopf und versetzten den gesamten Befehlskader in beständige Sorge, eines der Probleme könne in eine totale Krise umschlagen.
Nur zwei Personen schienen von den aktuellen Krisen gänzlich unberührt zu sein: Rittmeister Qual, der durch das Hotel wandelte, um Beobachtungen anzustellen und um geheimnisvolle Kommentare von sich zu geben, und Feldgeistlicher Rev, der eine ansehnliche Zahl Konvertiten gewann - obwohl Schubidu öffentlich abgelehnt hatte, sich von Revs Kirche sämtliche Spielschulden begleichen zu lassen.
»In Ordnung, Frischlinge, alle Mann antreten«, brüllte Brandy. Die neuen Rekruten gingen eilends in Aufstellung. Einige von ihnen bewegten sich dabei mit überstürzter Tölpelhaftigkeit, und Brandy hoffte, dass ihre Zöglinge diese Unbeholfenheit bald überwunden haben würden; nur die Gambolts flossen regelrecht auf ihre Positionen wie bergab strömendes Wasser. Brandy musste eingestehen, niemals zuvor Rekruten gesehen zu haben, denen alle Legionärstätigkeiten so leicht von der Hand gegangen waren. »Jetzt werden wir ein wenig Spaß haben«, fuhr sie fort. »Wir beginnen nämlich mit der Ausbildung im unbewaffneten Kampf. Feldwebel Escrima wird mir dabei assistieren.«
Escrima stand auf einer dicken Turnmatte neben Brandy. Die Exerzierplatz-Stimme des weiblichen Hauptfeldwebels passte überaus gut zu ihrem Körperumfang, und neben ihr wirkte der Küchenfeldwebel wie die Miniaturstatue eines Menschen. Doch trügte dieser Schein sehr, wie die Rekruten herausfinden sollten.
»Okay, ich werde eine grundlegende Technik vorführen, und dann bekommt ihr die Möglichkeit, sie selbst auszuprobieren. Ich brauche einen Freiwilligen.«
Die Rekruten tauschten nervöse Blicke, denn sie hatten bereits Gelegenheit erhalten herauszufinden, wie kräftig ihr Kompaniefeldwebel war. Einige Legionäre hoben schüchtern die Hand. Brandy ignorierte sie und wies auf Mahatma. »Hey, die Übung ist nicht so schlimm, warum versuchst du's nicht zuerst?«
Der kleine, mondgesichtige Mann - sein Bauch hatte bereits ein wenig seiner Rundlichkeit eingebüsst - trat auf die Matte. Brandy stand ihm nun direkt gegenüber. »Ich zeige euch die Technik jetzt in Zeitlupe«, verkündete sie. »Es handelt sich um eine wichtige Grundbewegung, auf der viele andere
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