Viel Rummel um Nichts
sonderlich interessiert - zudem wirkte es merkwürdig, die längst verstorbenen Künstler so zu bezeichnen -, doch der Autor des Buches führte gute Argumente dafür an, dass Picasso im Grunde ein sehr talentierter Maler gewesen sei. Sie schlug die Stelle auf, an der sie zu lesen aufgehört hatte, und vertiefte sich in ihr Buch ...
Maxine Pruet nahm normalerweise keinen Anruf persönlich entgegen. Tatsächlich wäre es sogar typisch für sie gewesen, wenn sie das Summen des Kommunikators überhört hätte. Die Leute hatten gefälligst nicht bei ihr anzurufen, nein: Sie rief die anderen an. Wenn jemand Verbindung mit ihr aufnehmen musste, hatte er die Nummer ihres Büros zu wählen, wo eine Sekretärin tagsüber die Anrufe entgegennahm und des Nachts ein Rückrufdienst diese Aufgabe erfüllte. Allenfalls ihre engsten Freunde (von denen sie inzwischen nicht mehr allzu viele besaß) riefen sie zu Hause an. Und wenn sie anriefen, nahm Laverna das Gespräch entgegen.
Daher dauerte es eine Weile, ehe Maxine das beharrliche Summen bemerkte. Sie saß vor ihrem Hologerät, das wie immer lautstark dröhnte, und der Kommunikator befand sich in einem anderen Raum der Suite, die insgesamt in acht Zimmer unterteilt war. Die nagende Angst vor dem Gedanken, einen wichtigen Anruf zu versäumen, war Max völlig fremd.
Solche Sorgen waren für andere Leute gedacht.
Sie brachte es fertig, seelenruhig den Kommunikator brummen zu lassen, bis ihr der Sinn danach stand, das Gespräch anzunehmen - oder den Summer abzuschalten. Letzten Endes würde nämlich nicht sie in Schwierigkeiten geraten, wenn sie einen wichtigen Anruf verpasste ...
Doch der verdammte Kommunikator brummte schon seit mindestens fünf Minuten, und Laverna hatte die Annahmetaste noch immer nicht gedrückt.
Wo zum Teufel steckte sie bloß? Schließlich stapfte Maxine aus ihrem Büro (das eher Lavernas Büro war, da sie den Raum am meisten benutzte). Max ergriff den Handkommunikator - ein einfaches Gerät, das nicht mit Videofunktionen ausgestattet war. In ihrer Branche benutzte niemand ein Videofon in den eigenen vier Wänden. »Wer stört?«, knurrte sie.
»Ah, Frau Pruet, ich habe mich schon gefragt, ob Sie überhaupt zu Hause sind«, sagte eine vertraut klingende Stimme.
»Hauptmann Joker«, antwortete sie, obwohl sie genau wusste, dass er mit bürgerlichem Namen Narrisch hieß. Sein Anruf überraschte sie sehr. »Was kann ich für Sie tun, Hauptmann?« In Wirklichkeit gedachte sie nicht das Geringste für den Kompaniechef zu tun, doch hielt sie es für vernünftig, ein Minimum an Höflichkeit an den Tag zu legen - schließlich konnte die Person, mit der sie gerade sprach, jederzeit auf eine bewaffnete Legionskompanie zurückgreifen.
»Sie könnten mir verraten, wo mein Butler ist«, fauchte der Hauptmann. »Nein, besser noch: Sie können ihn mir wieder zurückschicken, und zwar unversehrt, wenn es Ihnen keine Umstände bereitet.«
»Ihren Butler?« Maxine runzelte die Stirn. »Ich weiß nichts über Ihren Butler.«
»Treiben Sie kein Spielchen mit mir, Frau Pruet«, knurrte Narrisch. »Beeker befand sich in Unmittelbarer Nähe Ihres Hauptquartiers, als er verschwand. Ich habe Grund zu der Annahme, dass er sich dort mit einer Ihrer Untergebenen getroffen hat. Also, lassen Sie ihn jetzt wieder gehen oder nicht?«
»Ich weiß nicht, wovon Sie red ... Warten Sie mal kurz«, sagte Maxine, der plötzlich ein Licht aufging. »Wissen Sie, welchen meiner Untergebenen er treffen wollte?«
»Ich kenne ihren vollen Namen nicht«, antwortete Narrisch steif. »Livorno, Laverne - irgendwas in der Art.«
Maxine biss die Zähne zusammen. »Laverna? Verdammt! Kann ich Sie gleich zurückrufen, Herr Hauptmann? Ich muss da was überprüfen.«
»Ich erwarte Ihren Anruf«, erwiderte Narrisch und teilte ihr den Rufkode seines Kommunikators mit. »Aber lassen Sie sich nicht zu viel Zeit. Ich verspreche Ihnen, Sie würden es gar nicht mögen, wenn ich Ihnen meine Leute vorbeischicke, um nach dem Grund für die Verzögerung zu fragen.«
»Das weiß ich auch, ohne dass Sie mir drohen«, fuhr Maxine den Hauptmann an. »Beruhigen Sie sich erst mal. Ich rufe Sie sofort zurück.« Schwungvoll knallte sie den Kommunikator auf den Tisch und begab sich auf die Suche nach ihrer Assistentin.
Bald schon stellte sie fest, dass Laverna nicht in der Suite war. Ein rascher Anruf genügte, um in Erfahrung zu bringen, dass sie auch nicht unten in der Bar saß - ihrem üblichen Wasserloch. Die
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