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Viel zu lange her

Viel zu lange her

Titel: Viel zu lange her Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Hannay
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sollten. Ich wollte aufspringen und rufen ,Ja, ich! Sie hat mich letzte Nacht wild und leidenschaftlich geliebt!’”
    „Das wäre sehr wirkungsvoll gewesen”, sagte sie.
    Isaac lächelte flüchtig. „Lass uns ein Stück gehen.” Er half ihr auf. „Wenn du nicht willst, dass ich hier am Strand über dich herfalle, sehe ich weg, während du die Strümpfe ausziehst. Ich ziehe die Schuhe aus.”
    Während sie die Strumpfhose abstreifte, versuchte sie, sich nicht vorzustellen, wie er über sie herfiel.
    Isaac rollte die Hosenbeine hoch und ließ Satan von der Leine. Während der Hund sie fröhlich umkreiste, griff Isaac nach Tessas Hand. Gemeinsam gingen sie auf die fernen Lichter von Cape Pallarenda zu.
    Es war idyllisch. Der Sand unter ihren Füßen war noch warm von der Sonne. Links von ihnen schirmten Palmen und Causarina-Bäume sie gegen die Straße ab. Rechts rauschte das Meer, geschützt durch die Riffe vor der Küste. Eine solche Umgebung war für Romantik wie geschaffen.
    Doch während sie neben Isaac herging, fragte Tessa sich verzweifelt, wie sie sich wohl später an diesen Abend erinnern würde. Dabei klammerte sie sich daran, was er über die Wartezeit in der Kirche gesagt hatte. Vielleicht …
    Er war tief in Gedanken versunken und streichelte geistesabwesend ihre Hand.
    Tessa blickte auf das Meer hinaus und entdeckte am Horizont einen Lichtstreifen. „Sieh nur, eine Sternschnuppe!” rief sie und deutete in die Richtung.
    „Wünsch dir etwas, Tess”, sagte er leise.
    „Etwas wünschen?” fragte sie nervös.
    „Was wünschst du dir?”
    Sie musste seinem Blick ausweichen, weil sie ihm ihre albernen Fantasien nicht anvertrauen konnte. „Ach, das Gleiche wie die meisten Leute”, wich sie aus. Irgendwo am Strand verbellte Satan ein Stück Treibholz. Tessa nutzte die Gelegenheit, um Isaac abzulenken. „Ob Hunde sich auch etwas wünschen?”
    „Ich habe mir vor langer Zeit etwas gewünscht”, erwiderte er unbeirrt.
    „Ja, wirklich?” fragte sie unsicher. Seine Augen schimmerten. Das waren doch keine Tränen?
    „Ich weiß nicht, wieso ich mich daran klammerte, mein Wunsch könnte in Erfüllung gehen, obwohl mir das Leben klar bewies, dass es unmöglich ist. Andererseits wäre es in den Augen der meisten Menschen ein ganz einfacher Wunsch. Vielleicht lag es an meiner Kindheit, aber ich wünschte mir …” Er verstummte und lächelte betrübt.
    Tessa hatte solches Herzklopfen, dass sie die Hände an die Brust drückte.
    „Ich wünschte mir ein Haus und einen Garten voll von Kindern.” Seine Hand zitterte, als er sanft ihre Wange streichelte. Und er sah sie unverwandt an. Ja, es waren Tränen! „Ich wünschte mir das und etwas noch viel, viel Wichtigeres - mein goldenes Mädchen.”
    Sie versuchte zu sprechen und konnte es nicht. Erst nach einigen Sekunden stieß sie hervor:
    „Ach, Isaac, das … das ist nicht unmöglich, oder?”
    „Nur du kannst das beantworten.”
    „Isaac! Du musst wissen, was ich für dich empfinde. Das ist auch mein Traum. Das ist alles, was ich jemals wollte, worauf ich hoffte. Dein Traum ist nicht nur möglich. Wenn es auf mich ankommt, muss er einfach wahr werden.”
    „Tess!” Er zog sie hart an sich und drückte das Gesicht in ihr Haar. „Ich weiß nicht, wieso ich wieder vor dir weglaufen wollte. Die Wahrheit ist, dass ich ohne dich nicht weitermachen kann, mein Liebling. Ohne dich habe ich keine Wurzeln, kann ich nicht existieren.”
    Sie klammerte sich an ihn, während er zärtlich ihr Haar und ihr Gesicht küsste.
    „Ich liebe dich, Tessa!”
    „Das ist so schwer zu glauben”, flüsterte sie an seiner Brust. „Du liebst mich wirklich?”
    „Ich liebe dich wirklich.”
    „Du hast mich die ganze Zeit geliebt?”
    „Seit ich zwölf Jahre alt war und zum ersten Mal in deinem Haus aufwachte. Du hast mir ein Tablett mit Milch und Zwieback gebracht.”
    „Daran erinnere ich mich.” Sie lachte. „Ich hatte etwas Angst vor dir, weil du so dunkel und wild ausgesehen hast.” Jetzt im Mondschein sah er noch immer dunkel und wild aus, doch auch unwiderstehlich.
    „Du warst schön. Ich war wie verzaubert. Nie zuvor habe ich etwas so Zartes gesehen. Auf der Stelle habe ich mich in dein goldblondes Haar und dein reizendes Lächeln verliebt.”
    „Das ist lange, lange her”, flüsterte sie. „Ich habe nie aufgehört, dich zu lieben, Isaac.”
    „Dem Himmel sei Dank, Tess”, erwiderte er leise und streichelte sie. „Jetzt bist du schöner als je zuvor.

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