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Viel zu lange her

Viel zu lange her

Titel: Viel zu lange her Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Hannay
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der Leine.
    „Ich habe mich gerade verabschiedet”, sagte Isaac zu Lydia.
    „Ich weiß, du dummer Junge.” Sie legte den Kopf schief und betrachtete ihn scharf. „Ich habe es ernst gemeint, Isaac. Dein Hund besitzt mehr Verstand als du.”
    „Und wieso?” fragte er ungeduldig.
    „Er weiß, dass dein Platz neben Tessa ist. Du solltest nicht wie ein einsamer Cowboy in den wilden Westen ziehen, zumindest nicht ohne Tessa.”
    Isaac sah sie verwirrt an.
    „Großmama, bitte!” Tessa fühlte sich elend.
    Doch Lydia wandte den Blick nicht von Isaac. „Rosalind hat mir die ganze unglückselige Geschichte erzählt, Isaac, wie sie dich zwang, Tessa zu verlassen. Sie weiß, dass sie einen schrecklichen Fehler begangen hat. Die ganze Familie muss sich bei dir entschuldigen. Aber begehe du jetzt keinen noch größeren Fehler, mein Junge!” Sie hob warnend die faltige Hand.
    Isaac hielt die Leine so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten, und presste die Lippen zusammen.
    „Rosalind war äußerst schlau, als es darum ging, euch zu trennen. Notfalls bin ich mindestens so schlau wie sie, um euch beide wieder zusammenzuführen”, fuhr Lydia fort. „Ein Blinder sieht doch, dass ihr zwei zusammengehört.”
    Tessas Vater kam zu ihnen. „Soll ich dich zum Wagen bringen, Mum?” fragte er, nachdem er Tessa und Isaac kurz zugenickt hatte.
    „Warte noch, John”, befahl Lydia und wandte sich wieder an Isaac. „Ich wäre nicht die Erste, die nichts als die Wahrheit sagt und der man nicht glaubt. Aber ich mische mich nicht ein, nur um jemandem Ärger zu bereiten.”
    „Mum”, drängte Tessas Vater, „wir sollten die jungen Leute allein lassen.” Er sah Isaac an und schüttelte den Kopf.
    Lydia hakte zwar ihren Schwiegersohn unter, warf Isaac jedoch noch einen drohenden Blick zu. „Lass dich von mir warnen! Wenn du heute etwas falsch machst, wirst du es für den Rest deines Lebens bereuen. Und ich versichere dir, so ein Leben kann lang dauern.”
    Tessa sah zu, wie ihr Vater Lydia geduldig zum Wagen führte. Noch nie hatte sie sich so verlegen gefühlt.
    Kopfschüttelnd drehte sie sich zu Isaac um. „Ich muss mich für meine Großmutter entschuldigen. Wahrscheinlich glaubt sie, in ihrem Alter sagen zu können, was sie will. Und sie hält sich offenbar für eine Heiratsvermittlerin.”
    „Sieht so aus”, bestätigte er grimmig.
    Tessa spielte mit einer Locke. Sie hatte Angst. Isaac stand ungeduldig vor ihr und wollte weg.
    Gleich würde er sie für immer verlassen. Wäre sie bloß klug genug gewesen, hätte sie vielleicht etwas gesagt, das ihn zurückhielt. Sie musste ihm noch so viele Fragen stellen. Sie wusste, wieso er fortgegangen war und sich nicht gemeldet hatte. Aber wieso war er zurückgekommen?
    „Wie wäre es?” fragte er leise, streckte die Hand aus und löste ihren Finger von ihrem Haar.
    Tessa schluckte. Isaac sah sie traurig und erschöpft an, doch er lächelte. Sein schöner, sinnlicher Mund lächelte. Und dieses Lächeln war unsicher und jungenhaft.
    „Wie wäre was?” flüsterte sie.
    „Wie wäre es, wenn wir mit diesem treulosen Köter spazieren gehen und reden würden?”
    „Willst … willst du das wirklich?”
    „Ja, das will ich wirklich.”
    Das Zwielicht war der Abenddämmerung gewichen, als Tessa und Isaac von der Kathedrale weg den Hügel hinunterfuhren.
    „Willst du etwas essen oder lieber zum Strand gehen?” fragte Isaac.
    Tessa warf einen Blick auf seinen Anzug. „Du bist nicht gerade für den Strand angezogen, aber Satan möchte sicher lieber im Sand laufen.”
    „Er ist heute schon viel zu gut behandelt worden”, erwiderte er gespielt zornig. „Wie wäre es mit Fisch und Pommes frites am Strand - wie früher? Was hältst du davon?”
    „Herrlich. Ich habe schrecklichen Hunger, als hätte ich seit Tagen nichts mehr gegessen.”
    „Wahrscheinlich hast du das auch nicht.”
    Sie hielten am Fischladen und nahmen das Essen mit. Im nächsten Laden kaufte Isaac einige Dosen Limonade. Als sie den Strand der Rowes Bay erreichten, war bereits die Nacht angebrochen. Das Meer, der Sand und der Himmel waren schwarz. Die Lichter von Magnetic Island blinkten über das Wasser. Die Nachtluft war frisch und kühl.
    „Hinten im Wagen liegt eine Decke”, sagte Isaac und holte sie. „Wahrscheinlich sind Hundehaare daran, aber wenigstens kommt kein Sand an unser Essen.”
    Eine Weile aßen sie schweigend. Der Duft weckte zuerst Tessas Appetit, doch als sie sich auf die Decke setzte, auf

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