Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vielen Dank für das Leben

Vielen Dank für das Leben

Titel: Vielen Dank für das Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Berg
Vom Netzwerk:
Frage in den seltensten Fällen. Was würde Sie denn interessieren? Etwas mit, Blick nach oben, Tieren vielleicht? In der Stimme des Mannes schwang alle Verachtung eines Menschen mit, der keine Fragen mehr stellt. Etwas mit Tieren wäre schön, das haben Sie sehr gut erkannt, sagte Toto, sie stellte sich Hamster vor, der Beamte dachte an Kakerlaken und deren Ähnlichkeit mit dem Ding auf der anderen Seite seines Schreibtisches.
    Sehr schön habe ich das gemacht, der Beamte würgte, wenn er eines sicher nicht brauchte, dann waren es Komplimente von fragwürdigen Personen. Er hatte genug Probleme. Vor einem Jahr waren in die Wohnung über ihm neue Eigentümer gezogen. Ein Paar. Sie liefen herum, die Nacht über liefen sie herum, sie hörten Musik, von der nur die Bässe durch die Decke schwangen, sie stritten sich, sie waren: Da. Seine Wohnung war noch nicht einmal abbezahlt. Vermutlich würde sie nie abbezahlt sein, denn er würde einen Infarkt bekommen, wegen des Ärgers. Und er hatte keine Frau. Er war über fünfzig, sah zehn Jahre älter aus und hatte keine Frau, weil er kein Geld hatte. Und er begann zu riechen und merkte das nicht, er merkte nur, dass sich die Aura um ihn verändert hatte, dass Menschen abrückten, aber warum, da hatte er doch keine Ahnung, vermutlich weil er krank war wegen des Paares oben, die ihre Bioverpackungen immer extra auffällig entsorgten. Ein Häufchen Papier hier, eine umweltfreundliche Kartonage da, er sah sie sitzen, über seinem Kopf, und wenn die Decke gläsern gewesen wäre, hätte er ihre wiederverwertbaren Genitalien beobachten könne und sehen, wie sie an einem Tisch aus nachwachsenden Ressourcen saßen und Biokot erzeugten. Als ob die Welt daran interessiert ist! Als ob der Mensch wieder ein ursprüngliches Leben führen könnte! Wobei, das werden sie wohl auch nicht wollen, wenn sie mal drüber nachdächten, die Idioten, die sich ernähren und darüber sprechen, als bekommen sie eine Medaille für das, was sie in ihren Darm lagern, ehe er es wieder ausscheidet. Und obendrauf, auf seine Probleme, brauchte er jetzt dieses Dings.
    Nach mehreren Telefonaten, Toto wartete auf dem Flur, hatte es ein positives Resultat gegeben, Toto würde in einem Monat eine Lehre als Metallfacharbeiter, ähm, -in beginnen. Der Zoo hatte leider, Blick zu Toto, keine Lehrstellen mehr frei.
    Toto hatte sich unter dem neuen Beruf nichts vorstellen können, aber einer war ihr so recht wie der andere, irgendwo musste sie beginnen, ihr Leben in eine verwaltbare Menschenform zu bringen, es unabhängig von Zufällen selbst in die Hand nehmen. Es war ein Versuch. Die Methode, sich durch ihr Leben treiben zu lassen, sich in Nihilismus zu üben, hatte zu keinem befriedigenden Resultat geführt, also musste eine neue Idee her. Was milliardenfach bewährt schien, konnte nicht schlecht sein.
    Am Abend hatte Toto Peter von der neuen Sache erzählt, von einem Beruf, den man mögen konnte wie jeden anderen, der aber Geld brächte und eine Miete bezahlen würde; sie berichtete von der Idee, ein erwachsener Mensch zu werden, der Kleidung mit Bügelfalten trug und in fertigen Sätzen sprach. Peter freute sich nicht. Selbst Totos ausgereifter Plan, einfach das Leben der in den Anzügen Befindlichen nachzustellen, sie zu kopieren in ihrer Art, sich zu kleiden, sich zu ernähren und ihre Freizeit zu verbringen, konnte Peter kein zustimmendes Lächeln entlocken. Wenn man alles genauso nachbildet, wie die es tun, die ein Ziel zu haben scheinen, erklärte Toto, wie die, die keine Fragen haben und nicht staunen, ja, wenn man genau ihre Haltung einnimmt, morgens zur Arbeit geht, zum Lönch, sie gehen immer zum Lönch, mit Kollegen, und wenn man dann dasitzt mit den Kollegen, beim Lönch in klimatisierten Restaurants, die Füße schön am Boden, nicht so verhuschelt auf der Sitzfläche, schön nebeneinander müssen die Füße am Boden stehen, und man muss sich zuprosten mit Wein, der immer riecht und schmeckt wie trauriges Leben. Wenn alle Menschen unbedingt einen Lebensplan haben wollen und sie auch mehr oder weniger dieselben Ordnungspunkte in ihren Lebensplanlisten aufführen, dann ist das vielleicht ein bewährtes System, das zur Zufriedenheit führt. Ich glaube, so wird es was, und ich werde herausfinden, wie Erwachsene es schaffen, sich so sicher zu sein, dass genau ihre Lebensform über jeden Zweifel erhaben ist.
    Peter wirkte wie im Koma, dumpf ließ er den Kopf hängen. Wirst du nicht hierbleiben? fragte er. Und

Weitere Kostenlose Bücher