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Vielen Dank für das Leben

Vielen Dank für das Leben

Titel: Vielen Dank für das Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Berg
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trägt, die sie auf Karten studiert hatte, dass es einen Himmel gibt, der in der Lage ist, ein Flugzeug zehn Stunden zu beschäftigen und dann an einen Ort gelangen zu lassen, wo die Menschen so anders aussahen als gewohnt, dass man Großartiges in sie projizieren konnte. Das war doch erstaunlich, das war doch etwas, das man gerne teilen wollte, aber verdammt noch mal nicht mit Peter.
    Peter staunte nicht. Das war nicht vorgesehen bei einem, der mit dem Fernsehen aufgewachsen und später ins Internet gewechselt war und vernetzt mit der Weltbevölkerung, die dieselbe Musik hörte, die gleichen Filme sah, da unterscheidet sich nicht mehr viel, alle wollen alle überall dasselbe, wenn es vielleicht auch in anderen Verpackungen geliefert wird. Peter beurteilte Menschen nur anhand ihrer möglichen Verwertbarkeit als Sexualpartner.
    Toto starrte aus einem Taxifenster auf die Straße. So muss eine Mikrobenbahn unter dem Mikroskop betrachtet aussehen, Tiere, Menschen, es war nicht auszumachen, bei vierzig Grad und 100% Luftfeuchtigkeit, alles in Bewegung, schnelle Beinschlagzahl, immer in Gruppen, komplett unverständlich, was sie taten, in welcher Beziehung sie standen, welche Stars sie mochten.
    Peter trug ein Tuch um den Kopf, wie ein Harley-Fahrer oder ein Eroberer. Das Haar, das in Form eines Zöpfchens unter dem Tuch hervorkam, war feucht wie der Schweißfleck auf seinem T-Shirt. Die Van-Halen-Tour 1985, ein ironisches Statement. Aus der khakifarbenen Hose standen seine weißen, mückenzerstochenen Beine, woher waren diese Mücken gekommen, sie waren doch grade erst gelandet, auf dem Boden dieses Taxis, das durch Rostlöcher einen Blick auf die Straße gewährte. Das Äußere soll man nicht überbewerten, wird immer wieder erzählt. Toto hingegen war überzeugt, dass der Charakter eines Menschen seine Züge formt, seine Ausstrahlung und seinen Geschmack.
    Das Hotel, das Peter ausgewählt hatte, blickte auf den Mekong, der sich enttäuschend schmutzig durch die Stadt schob, tat, als sei es etwas Neues, mit gewaschenem Beton, mit designten Abstellflächen, die erst auf den zweiten Blick moderten, und kleine Tiere zogen ihre Bahnen auf dem glatten Untergrund. Im Spa-Bereich, das brauchte man in jener Zeit, man konnte nicht überleben ohne ein Spa, die Menschen der westlichen Welt drehten geradezu durch, wenn sie nicht irgendetwas Spa nennen konnten, und sei es auch nur eine enge Kiefernholzsauna – im Spa-Bereich standen viele junge Männer mit um die Lenden geschlungenen Tüchern. Wie träge Katzen schlichen sie durch die Gänge des Hotels, schauten über ihre Schultern, verschwanden in Zimmern. Im Speiseraum hielten sich nur westliche Männer auf. Sie trugen die Haare an den Seiten ausrasiert, vorn fiel ein langer Pony schräg ins Gesicht, alle hatten T-Shirts mit zu tiefem V-Ausschnitt an rasierten Oberkörpern, vermutlich gehörten sie einer Reisegruppe an. Toto wunderte sich über die Unachtsamkeit ihres Nachdenkens, das sie nicht auf einem eigenen Zimmer hatte bestehen lassen. Der traurige Blick Peters, die kurze Aufrechnung der Kosten, und schon schien Toto ihr Wunsch übertrieben kompliziert. Nun saß sie auf der Fensterbank und hörte Peter beim Duschen zu. Aus Büchern wusste sie, dass sich Verliebte wünschen, das Wasser zu sein, das an des Liebsten Leib herabrinnt. Die Vorstellung, an Peters Körper zu rinnen, war ungemütlich.
    Es gab keinen Ort, an dem sie weniger gerne gewesen wäre im Moment, als in diesem Hotelzimmer oder an Peters Leib. Toto musste sich auf ihre Fähigkeit konzentrieren, Umstände auszusitzen. Dieser Urlaub würde in zwei Wochen vergangen sein, danach begann sie eine Ausbildung. Sie würde ein arbeitender Mensch mit Wohnung sein, und die Vorstellung, auf einem eigenen Balkon zu sitzen, machte sie so zufrieden, dass das Hotelzimmer in Phnom Penh völlig verschwamm.
    Die ersten Tage vergingen mit Reisemüdigkeit und Schweigen in absurder durch die Hitze erzeugter Langsamkeit. Vom Frühstück an, inmitten ordentlicher, durchtrainierter Homosexueller, die Toto und ihre Unklarheit angewidert betrachteten, hoffte sie auf den Abend. Der ließ auf sich warten, denn da stand die Besichtigung des Auslands davor.
    Zu viel in zu großer Hitze, jeder Tag verplant, um keine Freizeit aufkommen zu lassen, was hätten sie da tun sollen, in der Stille. Und so fuhren sie an allem vorbei, was der Reiseführer ihnen empfahl, der Reiseführer, den Peter mit dem Finger folgend laut vorlas, und dabei empörte

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