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Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition)

Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition)

Titel: Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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sogar.“
„Genau“, witzelte ich zurück. Es machte mir so viel Spaß mit ihr zu reden. Sie ist so erfrischend geradeaus.
„Sollen wir zwei abkaufen gehen?“
„Gut Idee. Um sieben?“
„Um sieben“, antwortete ich. „Auf meine Rechnung aber.“
„Klar, aber nur deine Pizza.“ Damit schaltete sie mich weg. Mist! Ich schaffte nichts, womit ich sie in meine Schuld bringen konnte. Aber sie war so klasse! Dabei wusste ich nicht einmal, ob sie einen Freund hatte. Plötzlich kam mir der Gedanke, sie könnte heute Abend mit Freund auftauchen.
Behandelte ich auch Paranoia? Dann hatte ich mich gerade irgendwo angesteckt. Oder war ich schon länger krank?
    Zum ersten Mal in meinem 26-jährigen Leben hatte ich wirklich ein ernsthaftes Date. Vorher gab es bei mir nur oberflächliche Knutschereien bei Partys. Manchmal auch mehr, aber immer nur oberflächlich.
Jenny war die erste Frau, die ich auch in Zukunft an meiner Seite sah. Sie musste ungefähr mein Jahrgang sein, da die Schule hier auf dem Gelände ihre erste Stelle nach dem Studium war. Bei mir war es bereits die zweite. Aber das erwähnte ich ja schon.
Pizzaessen war genau das richtige für ehemalige Studenten. Nichts Förmliches, aber auch nichts Billiges. Es machte sicherlich Spaß, alte Gewohnheiten aus der Studienzeit aufleben zu lassen: Pizza und Cola.
Jenny war pünktlich, genau wie ich. Ich war zudem furchtbar aufgeregt. Ich sah sofort den jungen Mann neben ihr sitzen, als sie ihren Wagen auf den Parkplatz lenkte. Ich erschrak. So ein Mist! Jetzt hatte sie mich voll über den Tisch gezogen!
Sie stieg aus, der Knabe neben ihr blieb im Wagen. Feigling!
Sie kam lachend auf mich zu, der Knabe blieb immer noch sitzen. Superfeigling!
Wollte sie die Verabredung mit mir nur kurz absagen und dann mit diesem Typ anschließend so richtig auf die Piste gehen? Danach womöglich noch heißen Sex haben?
Mir war übel. Jenny nahm mich als nette Begrüßungsgeste in den Arm und küsste mich auf die linke Wange. Ich blieb wie ein Stock stehen und erwiderte nichts. Warum quälte sie mich so? Hätte nicht ein kurzer Satz wie tut mir leid, aber ich habe schon einen Freund gereicht?
Der Typ saß immer noch im Wagen, ganz unbeweglich. Mein Gott, was für ein Macho, dachte ich.
Da meine Begrüßung mit ihr von meiner Seite distanziert ausfiel und ich ihr keinen Kuss gab (nicht vor diesem Typen), sah sie mich verwundert an. Dann nahm sie meine Hand und zog mich zur Pizzeria. Ich ließ mich ein Stück weit mitziehen und fragte: „Und was ist mit deinem Freund?“ Ich wollte nicht feigen Freund sagen.
„Welchen Freund?“, fragte sie und blieb stehen.
Ich zeigte zu ihrem Wagen und sagte: „Den da zum Beispiel?“
Daraufhin fing sie furchtbar an zu lachen. Ich konnte bestimmt nicht mitlachen und sah sie entrüstet an. Mehr Demütigung ging nicht. Sie zeigte nun auch auf ihren Wagen und sagte, noch immer lachend: „Ach so! Das ist nur eine Puppe! Zur Sicherheit. Damit ich nachts nicht angebaggert werde! Bin eine Nachteule, weiß du?“
Sie lachte immer noch und krümmte sich noch dabei.
„Oh“, sagte ich nur, „eine Puppe“, und bereute sofort, sie nicht umarmt und geküsst zu haben. Aus Verlegenheit sagte ich stattdessen: „Ich werde mir auch so eine Puppe anschaffen.“
„Ja“, sagte sie und kreischte immer noch vor Lachen. „Dann werden dich auch keine Mädels mehr ansehen. Nur noch Knabels !“ Und sie lachte und lachte!
„Wie?“, bemerkte ich und sah noch mal zu ihrem Wagen hinüber. Dann kam endlich meine Eingebung, und ich sagte verlegen: „Ich werde mir natürlich eine schicke Frau besorgen.“
Damit war das Missverständnis geklärt, und Jenny beruhigte sich langsam wieder. Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Wir gingen in die Pizzeria, nebeneinander, nicht Hand in Hand. So viel Abstand wollte ich nun doch.
In Luiccis war alles restlos voll. Ich hatte nicht reserviert, aber im Außenbereich waren noch Plätze frei. Es war Frühling, aber nicht unbedingt sehr mild an diesem Abend. Ich war unsicher und schlug ein anderes Lokal vor. Sie aber lehnte ab und lief zu ihrem Wagen. Zurück kam sie mir einer Wolldecke. Beim Kellner bestellte sie eine Schere, schnitt die Decke entzwei und gab mir eine Hälfte. Der Kellner lachte und flüsterte mir ins Ohr: „Die Braut ist heiß.“ Dann brachte er zwei Cola. Wir prosteten uns zu, eingekuschelt in warme Wolldecken.
Jenny ist so einfach und natürlich gestrickt, dass sie mir bei jeder Begegnung besser gefiel.

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