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Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition)

Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition)

Titel: Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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ist?“, fragte Ben.
Woher sollte ich? Ich war doch wochenlang out of order . Also sagte ich: „Nein.“ Dann fragte ich: „Kann ich sie sprechen?“
„Weißt du nicht, wo sie jetzt ist?“, fragte Ben erstaunt.
Was war das für ein gemeines Spiel? „Nein verdammt!“, sagte ich, langsam die Geduld verlierend. „Woher soll ich denn alles wissen?“ Mein Kopf begann zu schmerzen, und ich drückte meine Hand wie nach einem Kater auf die Stirn. Und das an meinem zweiten Tag zu Hause.
Ruhe am Ende der Leitung. Dann sagte Ben: „Ich glaub, ich komm mal vorbei. Bist du gleich da?“
Ich sah an mir herunter. Ich war da. Wo sollte ich heute sonst sein? 
    Ben ist ein verdammt gut aussehender großer, blonder Bruder. Und Jenny seine verdammt gut aussehende blonde Schwester. Was für eine schöne Familie. Ich wollte mir gar nicht die Eltern vorstellen. Groß? Schlank? Blond? Gut aussehend? Erfolgreich?
Da stand ich an meiner Wohnungstür vor ihm: kleiner, unrasiert, ungekämmt, nach Schweiß riechend, in zerknitterter Kleidung, und ließ ihn in meine Wohnung.
Er sah sich um, rümpfte die Nase und wählte den Sessel am Fenster. Ich ging sofort zum Fenster und öffnete es. Eine naserümpfende Geste war ja unmissverständlich.
Das war also Ben. Inzwischen erinnerte ich mich wieder. War er nicht der, den ich einst für Jennys Freund hielt? Wie lange war das her? Es kam mir wie Jahre vor. Mein Koma hatte mich in eine völlig andere Zeitdimension geschmissen. 
Ben ist der Bruder einer Frau, in die ich einmal sehr verliebt war. Jetzt empfand ich gar nichts mehr für sie. Dafür fand ich Ben irgendwie toll. Er saß lässig im Sessel und grinste mich an. Ich setzte mich aufs Sofa und grinste zurück. Ben sah das Buch von Chris auf dem Boden liegen und nickte wissend. „Alles gelesen?“, fragte er.
„Steht ja nicht viel drin“, sagte ich, hob das Buch auf und legte es auf den Tisch.
„Dann hast du es von der falschen Seite angefangen“, sagte er und nahm das Buch in seine Hand. Er drehte es seitenverkehrt und schlug es von hinten auf. Und da waren viele Seiten vollgeschrieben! Eine neue Taktik von Chris?
„Das dachte ich mir“, bemerkte Ben und nahm das Buch ganz an sich. „Dich hat er auch in die Irre geführt. Jenny hat es durch Zufall gefunden. Wenn du es noch nicht gelesen hast, dann solltest du es besser sein lassen. Es wäre besser für dich.“
Das weckte sofort meine Neugier. Zum Teufel, nichts werde ich sein lassen!
„Gib’s mir“, sagte ich drängend. Ben grinste. „Jenny hätte es dir nicht geben dürfen.“
„Gib’s mir!“, sagte ich nun gereizt.
Ben hielt mir das Buch zögernd entgegen. „Bob, lies es nicht. Jenny hat es bereut. Sie wollte es Brisco zeigen. Aber dann hat sie es behalten. Es würde ihr und dir nur Ärger bringen.“
Ich riss ihm mit einer kurzen und überraschenden Bewegung das Buch aus den Händen.
„Es ist ein Teufelswerk“, flüsterte Ben.
Ich drückte es an meine Brust. „Dann ist es bei mir ja richtig. Was habe ich noch zu verlieren?“
„Deine letzte Kraft“, sagte Ben. „Deswegen ist es für dich auch so gefährlich. Jenny hätte es dir nicht geben dürfen.“
„Wo ist Jenny?“
„Beim Arzt. Sie nimmt jetzt Medikamente.“
„Welche Medikamente?“
„Beruhigende.“
„Weshalb?“
Jetzt wurde Ben wütend. Er erhob sich und schrie mich an: „Na, wegen eurem bekloppten Chris! Er ist auf dem Weg, sie zu zerstören, aber sie will es nicht wahrhaben! Er wird auch dich zerstören, aber du wirst es auch nicht wahrhaben wollen!“
Ich sah ihn entrüstet an. „Zerstören?“, fragte ich. „Was zur Hölle macht er?“
„Nichts!“, schrie Ben, nun noch lauter. Als hätte er nicht schon genug Dezibel aufgefahren. „Er tut nichts ! Er hat genau aufgeschrieben, wie er nichts tut und was er alles damit vorhat. Er wird bald frei sein und Euch dann hinrichten! Jenny muss da weg, und zwar schnellstens! Aber jetzt bist du wieder da, und wenn du bleibst, bleibt sie auch! Also, tu mir einen Gefallen und geh da auch weg! Bitte! Ich bitte dich! Tu es für Jenny“, flehte Ben und griff mir an die Schultern. Ein unangenehmes Gefühl überkam mich. Ich lockerte sofort seinen Griff und schüttelte seine Hände von mir. 
Wie konnte ich ihm antworten, wenn ich nicht einmal wusste, wovon genau er sprach. Ich drückte das Buch an mein Herz.
Als Ben endlich weg war, hielt ich immer noch das Buch an meinen Leib gepresst. Mein Junge, dachte ich, was tun die nur mit dir?
Meinte ich mich oder

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