Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition)
ihren Fingern auf mich.
Kenny war ein Junge, der immer mittendrin in einer Gruppe stand und kam plötzlich auf mich zu. Er war schon elf. Das war, weil er zweimal eine Klasse wiederholt hatte. In vielen Dingen war er sehr klug, nur in der Schule nicht. Genau umgedreht wie ich.
Hey“, rief er, „Gelton.“
Ich sah hin und ging zu ihm. Wir gingen in eine Ecke des Schulhofs. Ich war stolz. Endlich lästerte auch mal jemand mit mir in der Ecke.
„Na, wie weit bist'e mit dem Onanieren?“, fragte er.
Endlich! Es interessierte sich jemand dafür. Der hatte bestimmt Informationen für mich. Brad wollte mit mir nicht mehr darüber sprechen.
Die Geschichte wurde die erste, richtig große Demütigung für mich.
Bob sagte, das hätte dran gelegen, dass man mich in Vielem nicht aufgeklärt habe. Mir wäre das Leben nie richtig erklärt worden.
Kenny schleppte mich also am Nachmittag nach der Schule in den Wald. Meiner Mutter sagte ich vorher Bescheid, dass ich mir neue Farben in der Stadt holen wolle. Da es meine Mutter nicht kümmerte, wo ich war, war es auch egal, was ich ihr sagte.
Ich fragte Kenny: „Weißt du Bescheid?“
„Klar!“, sagte er. „Ich werd's dir erklären.“
Wir gingen tiefer in den Wald.
Kenny sagte: „Zieh die Hose runter.“
Ich fragte: „Was?“, und musste an die Geschichte mit Billy in der Grundschule denken. Ich wollte meine Hose nicht runterziehen. Da sah mich Kenny ganz böse an. Mir wurde komisch, und ich zog die Hose runter. Kenny zog seine Hose nicht runter, und ich fragte: „Und du?“
„Ich zeig's dir“, sagte er. „Du willst doch, dass es bei dir funktioniert. Nicht bei mir, oder?“
Oh, Gott!, dachte ich, das ist was mit meinem …! Das wollte ich schon gar nicht mehr. Mir wurde schlecht.
Kenny sah sich im Wald um, als hätte er Angst. Er fasste mich plötzlich an, und ich explodierte! Im Kopf. Im Unterleib. In den Knien. In dem Moment kamen die anderen hinter den Bäumen hervor! Ich kann mich noch an ihr Lachen erinnern!
Abends lag ich im Bett, gerade neun geworden, frisch onaniert und dachte:
Ich bin nicht normal!
Am nächsten Morgen hatte ich Bauchschmerzen, und mir war schwindelig. Ich konnte auf keinen Fall in die Schule gehen. Ich fragte meine Mutter: „Wann kann ich endlich mit der Schule aufhören?“
Sie sah mich an und sagte: „Wenn du die 10. Klasse beendet hast.“
Ich war gerade in der 3. Klasse!
Meine Bauchschmerzen wurden schlimmer. Wie sollte ich es schaffen, meine Mutter die nächsten sieben Jahre zu täuschen? Wo sollte ich mich aufhalten, wenn ich eigentlich in der Schule sein sollte?
Oh Gott, die Schmerzen wurden schlimmer.
Meine Mutter brachte mir Kamillentee und eine Wärmflasche ans Bett. Wie gerne wäre ich in diesem Moment von ihr in den Arm genommen worden.
Wem sollte ich dieses Erlebnis erzählen?
Ich vertraute es meinen Bildern an. Aus den schreienden Mündern wuchsen nun steife Penisse.
Was das wieder nach sich zog, war doch klar!
Meine Mutter sagte: „Wir werden dein Zimmer neu renovieren. Mit Fototapete. Dann brauchst du diese Bilder nicht mehr aufzuhängen. Du kannst sie dann in eine Mappe sammeln.“
Das fand ich in Ordnung. Ich sammelte sie wie ein Künstler in eine große Mappe für den Psychologen.
Brad sagte unten in der Küche zu meiner Mutter: „Lass ihn malen. Das ist wichtig. Das braucht er. Er wird bald in die Pubertät kommen.“
Brads Worte freuten mich. Aber was war Pubertät? Etwa eine neue Schule? Eine Kunstschule? Das würde mich freuen. Brad verstand mich.
Es war an einem warmen Sommertag. Meine Mutter hatte im Gemüsegarten gearbeitet, und ich durfte Kaminholz für den Kamin zurechtsägen. Brad hatte es mir gezeigt.
Meine Mutter kam mit Früchtetee und gab mir ein Glas mit diesem herrlichen roten Getränk. Sie setzte sich zu mir ins Gras. Das war ein großartiges Gefühl. Sie sagte: „Ich war bei einem Psychologen.“
Wow! Sie hatte einen Kunstkenner für mich gesucht. Das hätte ich ihr gar nicht zugetraut.
Sie sagte weiter: „Er ist der Meinung, dass es gut wäre, wenn ich mal für ein paar Wochen Urlaub machen würde.“
Was hatte meine Mutter damit zu tun?
„Wäre es schlimm für dich, wenn du mit Brad alleine wärst? Ich meine, ein paar Wochen lang?“
Und die Kunst?
„Wieso alleine sein?“, fragte ich, denn ich verstand sie nicht.
„Es sind bald Sommerferien. Brad hat sich drei Wochen Urlaub genommen. Er wäre dann ganz für dich da.“
Das hörte sich doch gut an, und ich sagte: „Okay.“
Das war alles.
Sie
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