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Vier auf dem Laufsteg

Titel: Vier auf dem Laufsteg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
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Keiner konnte in ein einziges Wort so viel Enttäuschung legen wie Heidi. »Ich versuche jetzt schon seit zwei Stunden, dich zu erreichen.«
    »Mein Handy war ganz unten in der Tasche.« Wenigstens hatte sie nach zwei Monaten in London lügen gelernt, ohne auch nur eine Zehntelsekunde zu zögern. »Ich hab’s nicht gehört oder...«
    Heidi unterbrach ihre Entschuldigungen. »Ich habe mit Alison von Polka Dot gesprochen.«
    »Oh.«
    Heidi bellte ihr kurzes Fast-Lachen. »Ja, ›oh‹ bringt es gut auf den Punkt. Sie haben dich nicht gebucht.«
    »Ja, na ja, also weißt du, das war...«
    »Du hast den Mantel zerrissen, ich weiß. Haben sie mir erzählt.«
    Laura schlurfte aus dem Museumsshop, denn das Mädchen an der Kasse warf ihr schon misstrauische Blicke zu. Draußen setzte sie sich auf den Boden.
    »Er war einfach verdammt klein.«
    »Es war ein Musterstück. Alle Musterstücke sind in Größe 34 oder 36«, sagte Heidi entnervt. »Wie oft müssen wir diese Unterhaltung denn noch führen?«
    »Aber sie mochten mich und die Redakteurin war so cool, sie sagte, sie...«
    »Man wird nicht gebucht, weil die Leute einen mögen. Die Klamotten müssen passen.« Heidis Stimme wechselte von genervt-monoton zu genervt-schrill. »Du musst unbedingt vorbeikommen. Wir müssen reden.«
    Laura hatte das sichere Gefühl, dass es sich dabei nicht um einen gemütlichen Plausch bei Tee und Keksen handeln würde. Reden klang eher nach einer Umschreibung für: Ich geh mit dir hinters Agenturgebäude und da kriegst du den Gnadenschuss .
    »Ähm, ja also, ich glaube, morgen könnte ich irgendwann kommen«, faselte sie nervös, denn ihr Handy piepte und Tom hing vermutlich in der Warteschleife. »Entschuldige, Heidi, aber ich krieg gerade noch einen Anruf.«
    »Jetzt«, kam es mit Grabesstimme. »Du kommst jetzt sofort. Ted möchte dich sehen.«
    Ted war der Boss. Und mittlerweile auch Irinas Agent, nachdem die Außerirdischen-Version im Modelbusiness nach nur zwei Wochen bei den Neuen Gesichtern bereits ein Regalbrett aufgestiegen war. Ted war auch Heidis Chef. Irgendwie sah es für das kleine Mädchen aus Manchester momentan nicht wirklich gut aus.
    »Bist du sicher, dass das nicht bis morgen warten kann?«, flehte Laura, aber sogar durchs Telefon war Heidi die Meisterin der Giftspritzen.
    Laura kam es vor, als ginge sie freiwillig zu ihrer eigenen Exekution. Oder zumindest, als ginge sie zum Schuldirektor. Aber sie war ja nicht mehr in der Schule. Sie war erwachsen. Jedenfalls so gut wie, schließlich wurde sie in sieben Monaten achtzehn. Heidi und sogar der berühmte Ted hatten ihr eigentlich gar nichts zu sagen. Eigentlich war Laura freiberuflich tätig und nicht angestellt. Und eigentlich sah es auch nicht danach aus, als wäre sie in Richtung Agentur unterwegs. Lag das an dem roten Nebel rundherum, der das Vorwärtskommen erschwerte? Oder lag es daran, dass Lauras Beine völlig unabhängig von ihrem Hirn den Weg zur Bushaltestelle nach Camden genommen und den Bus bestiegen hatten? Zurück zur doofen, ätzenden Wohnung, wo sie zusammen mit drei doofen, ätzenden Mädchen leben musste, die für doofe, ätzende Jobs gebucht wurden und die nicht mal merkten, wie doof und ätzend sie waren: die doofsten und ätzendsten Weiber, die je auf der Erde rumgelaufen waren. Wenn man alle vier nebeneinandergestellt hätte, wäre sie mit Abstand die Hübscheste gewesen. Warum zählte das überhaupt nicht?
    »Wer, verdammt noch mal, hat das hier stehen lassen?«, schrie Laura, als sie beim Reinkommen fast über einen vollen Müllsack gestolpert wäre. Sie grabschte den Sack, marschierte ins Wohnzimmer und Bingo!, da saßen die drei Grazien auf dem Sofa, und eine von ihnen würde sich jetzt um den Müll kümmern.
    »Das hier muss runter auf die Straße !«
    Und für den Fall, dass die drei es immer noch nicht mitbekommen hatten - denn sie glotzten Laura an, als hätte sie einen Knall -, schmiss sie ihnen den Müllsack vor die Füße.
    Holly und Candy sahen auf den Müll, dann sahen sie sich an und entschieden, dass das absolut nichts mit ihnen zu tun hatte. Nur Irina riss sich kurz vom Mode-Kanal los, wo sie zweifellos wertvolle Tipps für die Übernahme der Weltherrschaft gesammelt hatte.
    »Du machst Tee, ja?«
    Laura öffnete den Mund und klappte ihn wieder zu. Das Einzige, was herauskommen wollte, war ein schriller Wutschrei. Dann beherrschte sie sich so weit, dass sie nur knurrte und ihre Hände mühsam davon abhielt, Irina in ihr hässliches,

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