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Vier auf dem Laufsteg

Titel: Vier auf dem Laufsteg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
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nicht an ihr Telefon, weil Heidi sie während der letzten Stunde sieben (SIEBEN!) Mal angerufen hatte.
    Jetzt tauchte das beeindruckende rote Backsteingebäude der Tate Gallery of Modern Art auf und Laura seufzte. Sie war nur ein einziges Mal dort gewesen, während eines Schulausflugs, und hatte die ganze Zeit damit verbracht, Tom aus der Ferne anzuhimmeln. Statt die Gemälde zu betrachten, hatte sie aus dem Augenwinkel immer nur nach ihm geschielt. Auf der Heimfahrt im Bus hatte er sich dann plötzlich neben sie gesetzt und ihr gesagt, sie sei das hübscheste Mädchen, das er je gesehen hätte, und sie gefragt, was sie am Wochenende so vorhätte.
    Laura ging fast in die Knie, nicht wegen der heftigen Windböen, sondern aus plötzlicher Sehnsucht nach Tom.
    »Ich vermiss dich so schrecklich«, brach es aus ihr heraus, noch bevor er überhaupt »Hallo« sagen konnte. »Ich bin gerade bei der Tate Modern und hab mich daran erinnert, wie du mich zum ersten Mal gefragt hast, ob wir zusammen weggehen wollen...«
    »Ist ja gut, Laura, alles okay«, sagte er besorgt, weil ihre Stimme so zittrig klang, dass es ihm Angst machte. »Alles in Ordnung?«
    »Nein«, gestand sie kleinlaut. »Ich will wieder nach Hause.«
    »Na, dann komm doch«, sagte er schlicht, denn das war genau Toms Art. Er brachte alle Dinge immer sofort auf den einfachsten Nenner. »Geh zum Bahnhof, kauf dir eine Fahrkarte und setz dich in den Zug.«
    »Kann ich nicht.«
    »Hast du einen Job? Aber das ist doch großartig! Warum hast du das nicht gleich gesagt?«
    »Träum weiter«, spottete sie. »Nein, ich hab keinen Job. Weil ich zu dick bin! Warum hast du mir nie gesagt, dass ich zu dick bin?«
    »Weil du nicht dick bist«, gab er umgehend zurück, als hätte er nicht mal darüber nachdenken müssen. Das tat natürlich gut. »Was ist denn bloß mit dir los?«
    »Das würdest du sowieso nicht verstehen«, stöhnte sie. »Du hast ja keine Ahnung, wie das hier so läuft.«
    Nicht mal im Supermodel -Haus hatte sie am Telefon jemals so rumgejammert. Während alle anderen Mädchen an ihren Handys hingen und ihren Freunden was vorwimmerten, hatte sie Tom mit »Die können mich mal«-Geschichten über all die Biestigkeiten und Zickereien zwischen den Mädels zum Lachen gebracht.
    »Nein, das stimmt, aber so wahnsinnig witzig ist das Leben für mich hier auch nicht«, entfuhr es Tom. »Ich schreibe ein Referat nach dem anderen und acker mich durch endlose Collegebewerbungen. Außerdem tut mein Vater so, als hätte ich das ganze Jurastudium schon in der Tasche. Und du bist nicht da, wenn ich jemanden zum Reden brauche, und wenn du dich dann mal herablässt, mich anzurufen, dann jammerst du bloß rum.«
    »Ich jammer doch gar nicht rum! Wirklich nicht!« Sie hasste diese Streitereien. Die kamen zwar nicht oft vor, aber irgendwie flogen jetzt die Fetzen, und sie keifte ins Handy wie ein altes Fischweib. »Du könntest ja wenigstens so tun, als würdest du dich für das interessieren, was ich durchmache. Ich muss mich mit lauter ernstem Erwachsenenkram rumschlagen.«
    »Du wirst dafür bezahlt, vor einer Kamera zu stehen und zu lächeln, Laura. Du erfindest nicht gerade ein Mittel gegen Krebs...«
    »Geht’s noch ein bisschen verächtlicher? Vielen Dank!«
    »Ach, lass mich doch in Ruhe!«, schoss es plötzlich aus ihm heraus, so laut, dass ihr die Ohren dröhnten. »Tagelang lässt du nichts von dir hören und dann rufst du mich an und zickst plötzlich ohne jeden Grund rum wie eine Diva. Das muss ich echt nicht haben!«
    »Ach so, ach so... na toll!«, zischte sie. Was für eine lahme Entgegnung!
    »Nein, es ist nicht toll. Und wenn du wieder besser drauf bist, kannst du gern zurückrufen«, rief Tom und besaß die bodenlose Unverschämtheit, einfach aufzulegen.
    Es dauerte über fünfundvierzig Minuten, bis sich Lauras Stimmung wieder halbwegs gebessert hatte. Währenddessen streunte sie ziellos durch den Museumsshop der Tate Modern, und das Ausmaß ihrer Depression war daran abzulesen, dass nicht einmal der Kauf eines unglaublich süßen Notizbuchs sie aufheitern konnte.
    Tom war eigentlich keiner, der sich unter Druck setzen ließ. Aber als das Telefon klingelte, wusste Laura, ohne überhaupt auf das Display geschaut zu haben, dass er sich entschuldigen wollte. Eigentlich hätte sie ja anrufen müssen, um sich für ihre Zickennummer zu entschuldigen.
    »Tut mir leid«, piepste sie. »Ich hätt dich nicht so gemein anmachen sollen, nur weil...«
    »Laura.«

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