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Vier auf dem Laufsteg

Titel: Vier auf dem Laufsteg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
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kantiges Gesicht zu schlagen.
    »Nein, verdammt noch mal! Ich mach keinen Scheißtee!«, kreischte sie dann. »Ich mach keinen Tee. Ich bediene niemanden! Ich bin nicht dazu da, aufzuräumen, den Müll runterzubringen und literweise Tee zu kochen. Du wohnst jetzt seit zwei Monaten hier, also lern gefälligst, bitte und danke zu sagen!«
    Aber es brauchte offensichtlich mindestens eine Bombe, um einen Kratzer in Irinas Riesenego zu ritzen, denn sie zuckte lediglich mit den Schultern und sank wieder ins Sofa zurück.
    »Auch ägal«, brummte sie.
    »Schlimmen Tag gehabt?«, fragte Candy, während sie die Nagelfeile weglegte, der sie ihre volle Aufmerksamkeit gewidmet hatte. »Du wirkst ein bisschen sauer.«
    »Ich bin nicht sauer«, fauchte Laura. »Nichts könnte mir ferner liegen. Ich habe es nur satt, dass ich die Einzige bin, die hier irgendwas tut. Hast du überhaupt eine Ahnung, wo unser Staubsauger ist?«
    »Na klar«, sagte Candy, was nicht unbedingt hieß, dass sie ihn jemals benutzt hatte. »In dem Schrank vor der Küche.«
    »Ach, das Ding«, zwitscherte Holly. »Hab mich schon immer gefragt, wofür das gut ist.«
    »Ihr macht mich alle krank. Ich hasse diese Bude. Ich hasse diese elende, verdammte Bude wie die Pest. Und ihr könnt in eurem Dreck ersticken, weil ich jetzt nämlich nach Hause fahre und... und... und hoffe, dass euch niemand bucht!«
    Mitten in ihrem heftigen Wortschwall waren der Ärger und die Wut einer tiefen Traurigkeit gewichen. Da stand sie nun, während ihre drei Mitbewohnerinnen ihr Bestes taten, um sie mit der Wucht ihrer vereinten bösen Blicke zur Hölle zu schicken.
    »Na ja, wir machen das schon, Süße«, näselte Candy. »Und du musst noch ein bisschen an der Kreischnummer arbeiten, die braucht deutlich mehr Pfeffer.«
    »Für Tipps muss ich mir ja nur deine Show ankucken«, giftete Laura zurück, bevor sie sich umdrehte und fast gegen den Kleiderständer gerannt wäre.
    Das Schlimmste aber war, dass sie sich noch nicht einmal mit tröstender Schokolade irgendwohin verkriechen konnte, weil sie beschlossen hatte, dass in diesem Moment die Diät anfing. Sie würde jetzt nach Hause fahren und eine Woche lang überhaupt nichts essen. Dann würde sie rank und schlank zurück nach London kommen und die Buchungen würden nur so auf sie herabregnen. Ted und Heidi würden ihr blaues Wunder erleben, wenn das Telefon vor lauter Anfragen nicht mehr stillstand.
    Das war der Plan. Im Moment musste Laura sich aber damit zufriedengeben, ihrer Mutter eine Reihe von Anweisungen durchs Telefon zu erteilen, wann sie am kommenden Nachmittag in Manchester Piccadilly abgeholt werden wollte. Tom rief sie nicht an, weil ihre Beziehung mehr als einen Streit pro Tag nicht aushalten würde.

8
    A ber Manchester zeigte sich auch nicht von seiner besten Seite.
    Aus einem farblosen Himmel peitschte der Regen herab, während Laura mit ihrem Koffer den Bahnsteig entlangrollerte und unter den Wartenden nach ihrem Vater Ausschau hielt.
    Er war nicht schwer zu finden, denn wie immer trug er seinen uralten roten Regenmantel, völlig unbekümmert und ohne jedes Gefühl dafür, dass er vielleicht lächerlich aussehen könnte. Ganz offensichtlich hatte das Mode-Gen seine Generation übersprungen.
    Statt einer Begrüßung schubste Laura ihren Koffer in seine Kniekehlen und verkroch sich in ihre Jacke. Die Wolle war nass geworden und roch nach nassem Hund.
    »Ich hoffe, du hast nicht so weit weg geparkt«, grummelte sie und hielt ihm erst die eine Wange hin und dann die andre, bevor ihr einfiel, dass es sich ja um ihren Vater handelte und sie sich die albernen Bussis sparen konnte.
    Seinem Gesichtsausdruck nach sah er das genauso.
    »Dir auch einen schönen Tag«, sagte er geduldig und warf einen erstaunten Blick auf ihr maskenhaftes Gesicht. »Alles okay? Deine Mutter sagte, du hättest dich gestern am Telefon ziemlich traurig angehört.«
    Himmel, sie war noch nicht mal fünf Minuten in Manchester, und schon wurde sie einem Verhör unterzogen.
    »Mir geht’s gut«, antwortete sie tonlos und ging vorweg, musste aber plötzlich stehen bleiben, weil sich ganze Pendlerströme auf den Bahnsteig ergossen.
    »Verdammter Berufsverkehr«, murmelte ihr Vater hinter ihr. »Die Fahrt nach Hause dauert bestimmt ewig.«
    Er machte keine weitere Bemerkung mehr zu ihrer ach-sogar-nicht-sonnigen Laune, aber das wunderte sie nicht. Auf ihren Vater war Verlass, er nahm immer den Weg des geringsten Widerstandes.
    Leider konnte man das

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