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Vier auf dem Laufsteg

Titel: Vier auf dem Laufsteg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
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zurückgeweht und das Fahrrad schneller und schneller wurde, während es sich dem Fuße des Hügels näherte. Laura wäre gern eins der drei Mädchen gewesen. Solche Fotos wollte sie machen. Und das war es wert, auf einen Teller voll Spaghetti zu verzichten.
    Aber da gab es leider noch eine unangenehme Sache zu erledigen, bevor dieser ätzende Tag zu Ende ging.
    Sie holte ihr Handy hervor und drückte die 1, weil Tom nun mal die wichtigste Person auf ihrer Kurzwahlliste war. Zumindest bisher.
    Das Telefon klingelte und klingelte, es war Donnerstagabend, und er konnte über seinen Hausaufgaben sitzen oder Fußball kucken oder irgendetwas anderes tun, weshalb er nicht schnell genug ans Telefon gehen konnte, bevor die Mailbox ansprang.
    »Hallo, hier spricht Tom. Bitte hinterlass eine Nachricht. Nee echt, sag was, denn es nervt total, wenn du einfach wieder auflegst.«
    Laura lächelte schwach, weil der Spruch wirklich süß war, auch wenn er gefälligst ans Telefon gehen sollte, wenn sie mitten in einem Streit waren.
    »Ich bin’s«, murmelte sie und rollte sich auf dem Bett zusammen. »Hat ewig gedauert, bis ich wieder besser drauf war. Keine Ahnung, ob ich hundert Prozent gut drauf bin, aber es tut mir auf jeden Fall hundert Prozent leid. Also, für den Fall, dass du wieder mit mir redest: Ich bin ab jetzt eine Woche in Manchester und würde dich gern sehen. Ich dachte, wir könnten vielleicht am Samstag zusammen weggehen oder so...« Sie machte eine Pause, irgendwie klang das zusammenhanglos und verzweifelt. »Also, ruf mich an und dann klären wir den Rest. Hab dich lieb.«
    Sie legte das Handy behutsam auf das Kopfkissen neben sich, schaute es erwartungsvoll an und wartete darauf, dass es klingelte. Fünf Minuten später lag es immer noch da und gab ärgerlicherweise keinen Ton von sich.
    Verdammt, halb zehn an einem Donnerstagabend, und sie gammelte in ihrem Zimmer herum und hatte noch nicht mal einen Fernseher, weil der in London war. Ihre Eltern redeten nicht mehr mit ihr. Ihr Freund meldete sich nicht. Und ihre ganze Zukunft hing an einem seidenen Faden. Das Leben war beschissen. Irgendjemand hätte schon längst mal einen Button mit diesem Satz machen sollen.
    Laura suchte in ihrem Bücherregal gerade nach einer seichten Lektüre, als es vorsichtig an ihre Tür klopfte.
    »Schon gut«, rief sie. »Kannst ruhig reinkommen. Ich bin nicht am Kotzen oder so.«
    »Das hat dir niemand auch nur eine Sekunde lang unterstellt«, sagte ihr Vater, während er die Tür öffnete. Er trat nervös von einem Fuß auf den anderen, weil er nicht mehr gern in ihr Zimmer kam, seit sie die Wände mit Silberfarbe vollgesprayt hatte. Sein innerer Heimwerker-Spießer kam damit überhaupt nicht klar. »Hast du nicht Lust, runterzukommen...?«
    »Warum denn? Für den zweiten Teil von dem Anschiss?«, fragte sie wütend, grabschte nach einem Buch, merkte, dass es »Große Erwartungen« war, und stellte es zurück ins Regal.
    »Ich dachte, wir würden solche Worte nicht benutzen?«, kam es automatisch von ihrem Vater. »Eigentlich wollten deine Mutter und ich eine DVD ansehen und uns über deine charmante Gesellschaft freuen. Falls du dich dazu aufraffen kannst.«
    »Haha, sehr komisch.« Aber die Schärfe war aus Lauras Ton gewichen. Sie stand auf und streckte sich müde. »Was für eine DVD? Aber nicht schon wieder ›Stolz und Vorurteil‹?«
    Ihren Vater schauderte es. »Irgendwas mit Johnny Depp, glaub ich. Da lässt deine Mutter nicht mit sich handeln.«
    »Warum nicht. Okay. Hab ja sonst nichts vor.« Laura ging langsam auf ihn und seinen ausgestreckten Arm zu, sodass er sie an sich ziehen und ihr einen Kuss auf den Kopf geben konnte.
    »Dumme Kleine«, brummte er. »Manchmal frage ich mich, wie du es überhaupt schaffst, dich morgens allein anzuziehen.«
    Ganz offensichtlich teilte ihre Mutter diese Ansicht, denn sie saß mit schmalen Lippen und geradem Rücken auf dem Sofa. Richtig einladend. Aber sie machte für Laura Platz und zeigte auf einen Teller auf dem Beistelltisch.
    »Ich habe dir einen kleinen Snack hingestellt«, sagte sie mit ihrer besten Tiefgefrierstimme. »Völlig kohlenhydratfrei.«
    Manchmal konnte ihre Mutter sie wirklich auf die Palme bringen. Zum Beispiel konnte Laura nie lange sauer auf sie sein. Denn als sie den Käse und die Apfelschnitze aufgegessen und ihr Glas fettarme Milch ausgetrunken hatte, lag ihr Kopf an der Schulter ihrer Mutter, und sie hielten sich an der Hand.

9
    T om bequemte sich dann

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