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Vier auf dem Laufsteg

Titel: Vier auf dem Laufsteg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
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schließlich doch, schon um 21.07 Uhr des nächsten Tages zurückzurufen.
    Nicht etwa, dass sie permanent auf ihr Telefon oder die Uhr geschaut hätte.
    »Ach, plötzlich weißt du wieder, wie dein Handy funktioniert«, giftete sie prompt ins Telefon und hatte alle guten Vorsätze sofort vergessen. Obwohl sie eigentlich die reumütige Freundin hatte spielen wollen, platzte nun doch wieder die Zicke raus.
    Tom seufzte. Dann motzte er zurück: »Ich hab das Handy in meinem Spind vergessen und heute hatte ich nach der Schule Fußballtraining. Aber wenn ich vorher gewusst hätte, dass du dich so über einen Anruf freust, hätte ich dich natürlich mitten im Literatur-Leistungskurs zurückgerufen.«
    Laura verkniff sich mit Mühe die pampige Antwort, die ihr auf der Zunge lag. Er hätte sie ja auch während der Mittagspause anrufen oder wenigstens so tun können, als würde er sich freuen, dass sie in der Stadt war und nicht mal fünf Minuten Fußweg von ihm entfernt.
    »Na, egal. Ich bin jedenfalls für ein paar Tage zu Hause«, sagte sie und beschloss, den Kalten Krieg zu beenden und sich auf die Fakten zu konzentrieren. »Wollen wir uns treffen?«
    Wieder ein Seufzer, diesmal aus so tiefem Herzen, dass sich ihre Nackenhaare auf das Angenehmste sträubten.
    »Na klar will ich - aber sag mal, hast du in London eine Persönlichkeitsveränderung durchgemacht?«
    »Nein, hab ich verdammt noch mal nicht...« Bleib sachlich, immer sachlich bleiben, Laura . »Vielleicht können wir jetzt mal mit den Beleidigungen aufhören und irgendwas verabreden? Was läuft denn so dieses Wochenende?«
    »Nichts Besonderes. Ich glaub, Johnny P. feiert morgen Abend im Golfclub seinen Achtzehnten.« Tom klang irgendwie ausweichend. Falls er vorhatte, mit einem anderen Mädchen dorthin zu gehen, zum Beispiel mit dem Miststück Marina Holloway, würde sie ihm den Kopf abreißen. »Wir müssen ja nichts überstürzen. Du bist doch erst seit fünf Minuten hier.«
    »Ich bin seit über vierundzwanzig Stunden hier«, machte Laura ihm unmissverständlich klar. »Vielleicht können wir ja einfach die ganze Meute zusammentrommeln und vorher zusammen essen gehen.«
    »Ja, doch, warum nicht?«
    »Könntest du vielleicht etwas mehr Begeisterung zeigen? Mannomann, du könntest vielleicht sogar so tun, als würdest du dich freuen, dass ich da bin, statt so zu tun, als käme dir das alles total ungelegen.« Eine klitzekleine Sekunde lang überlegte sie, ob sie das Gespräch einfach beenden sollte - aber nur eine Sekunde lang, denn dann würde dieses blöde Missverständnis noch länger als drei Tage dauern, und wer wusste, wie viel länger? »Es tut mir echt leid, dass ich bei unserem letzten Gespräch so zickig war. Du kennst mich doch, wenn mich die miese Laune packt.«
    Tom holte tief Luft. »Also ehrlich gesagt, kenn ich dich so nicht, weil du noch nie miese Laune hattest, nicht mal als du bei Supermodel mitgemacht hast. Und im letzten Monat...«
    »Ging bei mir gefühlsmäßig alles drunter und drüber, und das war alles andere als angenehm«, beendete Laura seinen Satz. »Ich weiß, dass ich mich in letzter Zeit ziemlich bescheuert aufgeführt hab - wart mal kurz, da ist jemand an der Tür.« Sie legte das Handy beiseite und streckte den Kopf aus der Tür. »Mama! Tü-ür!« Warum mussten sie den Fernseher auch immer so bescheuert laut stellen? »Maaaaaaaamaaaaaaa!«
    Sie polterte die Treppe runter und redete dabei weiter ins Telefon.
    »Keine Ahnung, wie die beiden das hier ohne mich schaffen«, murrte sie ins Handy. »Egal, also es tut mir echt leid, wirklich. Ich weiß einfach nicht, wie ich es noch ausdrücken soll.«
    »Ich glaub, ich hab’s kapiert«, sagte Tom, als sie endlich - das Handy fest ans Ohr gepresst - die Sicherheitskette ausgeklinkt und die Tür aufgemacht hatte. »Ich musste dich am Reden halten, um uns dieses romantische Wiedersehen zu bescheren. Ist doch wie im Film, oder?«
    »Aber wie ein richtig peinlich kitschiger Film«, spottete Laura, während sie ihr Handy ausmachte und sich Tom in die ausgebreiteten Arme warf. »Ich dachte, du wärst kurz davor, mit mir Schluss zu machen, du Mistkerl.«
    Herr Maunz kam nach einem harten Tag des Mäusefangens und Katzenanbaggerns durch die Tür und war angesichts ihrer zur Schau gestellten Zärtlichkeiten schockiert. Sein Schwanz schlug tadelnd gegen Lauras Bein, als er sich an ihnen vorbeidrückte.
    Aber es fühlte sich so gut an in Toms Armen, als wäre sie endlich zu Hause angekommen.

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