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Vier auf dem Laufsteg

Titel: Vier auf dem Laufsteg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
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erklären. »Wenn ich dir davon erzählt hätte, wäre alles aus mir rausgeströmt, und davor hatte ich Angst.«
    Tom grunzte. Das Grunzen war nicht direkt eine Aufforderung, weiterzureden, aber immerhin eins, das verhaltenes Interesse signalisierte.
    Es gab noch einige Halbwahrheiten, die sie in Wahrheiten verwandeln musste.
    »Es war wirklich richtig schlimm. Ich bin hier ganz allein, ohne meine Eltern und ohne dich. Ich hatte gedacht, alles wäre ganz leicht und dass die Leute Schlange stehen würden, um mich zu buchen, so nach dem Motto: Hey, hier bin ich, ich hab sechstausend andere Mädchen besiegt und bin jetzt Supermodel .«
    Tom grunzte wieder. »Und was ist mit diesen ganzen Jobs für ausländische Zeitschriften, ab nach New York in ein paar Wochen und so? Hört sich für mich verdammt erfolgreich an.«
    So hatte es sich für sie auch angehört, als sie geflunkert hatte, um die Leute auf den billigen Plätzen zu beeindrucken.
    »Ich hab gelogen«, flüsterte sie, denn laut aussprechen konnte sie das nicht. »Ich bin zu dick und angeblich bin ich arrogant und meine Agentin hasst mich, und willst du wissen, was sie mir gestern gesagt haben?«
    Tom wackelte mit dem Kopf, was ein winziges bisschen besser war als Grunzen. »Mach schon, überrasch mich.«
    »Dass ich einen Monat Zeit habe, um an mir zu arbeiten, oder sie schmeißen mich raus.«
    Sie wollte nicht heulen. Darin war Laura hart. Diesmal würde sie nicht versuchen, Tom mit Tränen rumzukriegen. Aber sie spürte das warnende Brennen, was bedeutete, dass die Tränen hinausdrängten.
    »Ich schaff das einfach nicht«, fasste sie zusammen, falls Tom noch nicht kapiert hatte. »Und als ich nach Hause kam, wollte ich nicht von euch bemitleidet werden.«
    Nicht zu fassen - aber als sie runterschaute, lag Toms Hand auf ihrem Knie und fuhr in tröstlichen Kreisen darauf herum, sein Daumen strich über den lockeren Knorpel, eine Erinnerung an den Fahrradsturz, nachdem ihr Vater zum ersten Mal die Stützräder abgemacht hatte. Aber seine Stimme war alles andere als freundlich.
    »Du bist verwöhnt, Laura«, sagte er trocken. »Du hast dich in deinem ganzen Leben noch nie wegen irgendwas anstrengen müssen.«
    Das war ungerecht und nicht mal zur Hälfte wahr.
    »Ich hab für eine ganze Menge Sachen hart arbeiten müssen! Schließlich hab ich den blöden Wettbewerb gewonnen, oder etwa nicht?«
    Tom machte mit dem Reiben weiter, aber er schnaubte leicht dazu.
    »Dafür hast du doch bloß das tun müssen, was du sowieso gut kannst: hübsch und kess sein. Das war nicht besonders schwierig, weil die anderen Mädchen alle ziemlich gestört waren.«
    »Aber ich musste unter Wasser posen und war in dieses Ding geschnallt und die Gurte haben total fies in meine edelsten Teile geschnitten und...« Aber verglichen mit Soldaten an der Front eines grauenhaften Krieges oder mit Notärzten oder eigentlich mit allen Menschen dieser Welt, die keine Models waren, hörte sich das nicht besonders hart an. Zeit für ein anderes Thema. »Und ich hab mich in der Schule anstrengen müssen. Ich hatte bloß durchschnittliche Noten...«
    »Du hast jeden Test locker geschafft«, wurde sie von Tom unterbrochen. »Wir anderen haben uns den Arsch aufgerissen, um Einsen zu kriegen, aber du hast dich nie besonders angestrengt, sondern nur die Lehrer traurig angekuckt, falls das half. Du bist hübsch, Laura. Du lebst nicht in derselben Welt wie wir anderen.«
    »Ich weiß nicht, was Hübschsein damit zu tun hat.« Na klar war es toll, wenn einem an miesen Tagen nachgepfiffen wurde, aber es war kein Freifahrtschein für ein Leben, in dem man sich nicht mehr anzustrengen brauchte. »Ich hab bei den Vorstellterminen gelächelt, bis ich Gesichtsmuskelkater hatte. Okay, ich hab die Unterdrückten nicht bei der Revolution angeführt, aber es ist immer noch Arbeit.«
    »Aber es dreht sich immer noch ums Hübschsein«, sagte Tom unerbittlich. »Du bist der einzige Mensch, den ich kenne, der glaubhaft sagen kann: › Ich komm nicht zum Tresen durch, aber das macht nix. Ich find schon jemanden, der mir einen
    Drink ausgibt ‹, als ob man so anständig durchs Leben käme. Tja, mit den freien Drinks ist es jetzt wohl vorbei.«
    »Aha, ich bin also falsch, verwöhnt, ein Miststück und ein Flittchen und ich bin faul.« Sie unterbrach die Aufzählung, denn nun musste sie die Finger der anderen Hand dazunehmen. »Dann frag ich mich nur, warum du so lange bei mir geblieben bist.«
    Tom grinste sein

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