Vier auf dem Laufsteg
geliebten Menschen gemacht hatte oder ob das Ganze nur ein Paradebeispiel in Sachen Trennungssex gewesen war.
»Es ist kompliziert«, sagte Tom, als hätte er ihre Gedanken gelesen. »Das bringt nicht automatisch alles wieder in Ordnung zwischen uns. Noch lange nicht.«
Mehr hatte sie nicht verdient. Eigentlich hatte sie Glück mit dem, was sie hatte, obwohl der Teppich kratzte. Aber keiner von beiden bewegte sich in Richtung Bett. Der Waffenstillstand war schwierig, ein zartes, hauchdünnes Gebilde, und wenn die Laken vielleicht noch nach dem ziemlich süßlichen Aftershave eines anderen gerochen hätten, wäre alles wieder zunichte gemacht worden.
Laura suchte unter dem Bett nach der Patchworkdecke, die sie noch nie benutzt hatte, weil die Daunenfüllung sie in der Nase kitzelte. Sie musste lernen, etwas aufopfernder zu werden, und jetzt war ein guter Moment, damit zu beginnen.
16
A m nächsten Morgen war die Situation angespannt (sie waren zum Beispiel ungewöhnlich höflich zueinander), aber das war ja zu erwarten gewesen.
Sie hatten miteinander geschlafen. Richtig miteinander geschlafen. Und das hatte alles verändert. Das bedeutete totale, unabänderliche Verpflichtung, und sie mussten jetzt herausfinden, wie das ging, zumal mit mehr als dreihundert Kilometern Autobahn zwischen ihnen.
Vielleicht saß Tom deshalb so nachdenklich auf dem Sofa. Aber vielleicht lag es auch an dem beeindruckenden Technicolorfilm in Dolby Surround, mit dem Laura jeden Tag fertig werden musste. Candy packte, weil sie nach New York flog, was bedeutete, dass sie herumschrie, wie sehr sie packen hasste, um dann in Lauras Armen zusammenzubrechen und flehentlich um ein heißes Getränk zu bitten. Holly arbeitete sich durch die Regenbogenpresse und notierte, wie oft sie erwähnt wurde, und stieß jedes Mal einen spitzen Schrei aus, wenn sie einen Treffer landete. Und Irina stolzierte in Lebensgröße in BH und Tanga herum und aß ein übel riechendes Würstchen. Also ein stinknormaler Tag in der Wohnung von Fierce .
Laura hatte eigentlich gedacht, dass dieser Morgen der Neubeginn ihres Lebens sein würde. Tom und sie waren halbwegs wieder ein Liebespaar, also konnte sie das Problem von ihrer Liste streichen. Jetzt musste sie nur noch herausfinden, wie man Haferbrei kochte, denn jeder Artikel über Diät, den sie jemals gelesen hatte, rühmte seine klumpigen, geschmacklosen Eigenschaften.
»Du kannst ein paar von meinen Heidelbeeren draufstreuen, dann schmeckt es nicht so eklig«, murmelte Holly, als Laura die Schüssel aus der Mikrowelle nahm. »Die sind super. Bist du auf Diät?«
Die alte Laura hätte das stimmgewaltig geleugnet, aber die neue, bessere Laura kniff in ihren Rettungsring um die Taille und nickte, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass Irina außer Hörweite war.
»Entweder ich werde ein paar Kilo los oder ich bin den Vertrag mit Fierce los.«
Holly lächelte wissend. »Hey, ich hab seit meinem achten Lebensjahr nix mit Zucker gegessen. Also ich brauch’nen Donut nur anzusehen und schon hab ich ein Kilo mehr auf den Rippen. Wie viel musst du denn abnehmen?« Sie betrachtete Lauras Körper im Pyjama. »So um die acht Kilo, stimmt’s?«
»Oh, na ja...«
»Du solltest mal mit Joggen anfangen. Alles, was deinen Puls schneller macht, verbrennt auch dein Fett schneller. Das schwör ich bei rohem Sellerie und Sushi, aber na ja, nicht gleichzeitig. Also wenn du ein paar Tipps willst, sag nur Bescheid. Boah ey, ist das zu fassen, was Paris Hilton auf diesem Foto anhat?«
Holly konzentrierte sich bereits wieder auf die Sun, und Laura nutzte die Gelegenheit, um sich eine Handvoll der angebotenen Heidelbeeren zu nehmen und über ihren Haferbrei zu streuen.
Tom starrte Holly mit schlecht verhohlenem Staunen an. Aber er zeigte keinerlei Anzeichen eines Morgen-danach-Ausflippens und fragte auch nicht nach Zugverbindungen. Laura sah ihn an, als sie ohne Begeisterung einen Löffel voll Haferbrei in den Mund steckte und das Würgen unterdrückte.
»Bäh, das Zeug ist eklig«, sagte Candy, die in die Küche kam und im Wäschekorb wühlte, der auf der Waschmaschine stand. »Wenn du abnehmen willst, musst du einfach den Junkfood-Scheiß weglassen. Friss nichts mehr aus Styroporschachteln und trink nur fettarme Milch und solches Zeug.«
»Wieso sind eigentlich alle außer mir solche Diätexperten?«, klagte Laura. »Ted und Heidi haben gesagt, ich darf nie wieder Schokolade essen.«
»Tja, Pech für dich«, grinste Candy
Weitere Kostenlose Bücher