Vier auf dem Laufsteg
und hielt einen rosa getüpfelten BH in die Höhe. »Aber reg dich nicht auf, in der nächsten Herbst-Winter-Saison wird man jede Menge betonte Taillen und körpernahe Silhouetten auf dem Laufsteg sehen. Sagt jedenfalls ein Freund von meiner Mutter, Issak.«
Laura schluckte noch einen Löffel Haferbrei hinunter. Es ging, wenn sie dabei nicht einatmete. »Ich spreche nicht fließend Modeblabla.«
Candy verdrehte die Augen. »Kurven sind bald wieder in«, informierte sie Laura selbstgefällig. »Find dich damit ab, du wirst nie ein Knochengerippe sein, aber unter all dem Speck hast du eine Eieruhrfigur. Du könntest es schaffen, wenn du rechtzeitig für die nächste Saison genug abnimmst.«
»Glaubst du?«, fragte Laura zweifelnd.
Es war seltsam, dass sie einen Rat bekam, anstatt selbst einen zu geben. Cath und Jen hatten immer an ihren Lippen gehangen, wenn sie ihnen gesagt hatte, was in war und was nicht. Sie hatten nie gewagt, ihr ähnliche Ratschläge zu geben.
»Ich hab ein paar Look Books in meinem Zimmer«, bot Candy an, die Arme voller sauberer Kleider.
»Laura, können wir rausgehen oder so?« Toms unzufriedenes Quengeln unterbrach den hitzigen Streit über Röhren- kontra Bootcutjeans zwischen Laura und Candy, den sie während der letzten zehn Minuten geführt hatten.
»’tschuldigung, ich hab dich ganz vergessen«, entfuhr es ihr, was so ziemlich die taktloseste Bemerkung war, die sie hatte machen können.
Toms wütendem Gesicht nach schien er das auch zu finden.
Candy machte eine Auweia-Pantomime, als Laura einen Stapel Magazine von ihrem Schoß hob.
»Ich wollte sagen... du bist eben mein Manchester-Leben und...« Ihre Füße Größe 40 trampelten alles in Grund und Boden, was sie eigentlich mit Samthandschuhen hatte anfassen wollen. »Ja, komm, wir gehen raus. Ich zeig dir ein bisschen was.«
Eigentlich hätte sich der Spaziergang mit Tom händchenhaltend durch die Camden High Street gut und normal anfühlen sollen, aber er wollte an keinem der Stände stehen bleiben, an denen Bootleg-DVDs oder T-Shirts mit ach-sowitzigen Aufdrucken verhökert wurden. Er zerrte sie mit sich, als würden sie an einem Marschier-Wettbewerb teilnehmen, aber sie stießen immer wieder mit Touristen zusammen, deshalb ließ Laura schließlich aus Sorge um ihre eigene Sicherheit seine Hand los.
»Wir könnten zum Regent’s Park in den Zoo gehen«, schlug sie halbherzig vor, weil er ihre anderen Vorschläge, wie zum Beispiel eine Besichtigung der MTV-Studios oder einen Bummel über den Flohmarkt oder die Stände mit den uralten Klamotten im Electric Ballroom, bereits abgelehnt hatte. »Da gibt es ein Affenhaus.«
Tom schüttelte den Kopf. »Komm, wir setzen uns in ein Café, ich bin am Verhungern. Bei euch in der Wohnung gibt’s ja nichts Vernünftiges zu essen«, sagte er vorwurfsvoll.
Vielleicht würde ein traditionelles englisches Frühstück seine schlechte Laune vertreiben. Sie würde es sogar bezahlen, wenn er danach wieder lächelte.
Sie landeten schließlich in einem Café in der Chalk Farm Road.
»Frühstück mit allem Drum und Dran, ja?«, fragte sie Tom, winkte eifrig der Kellnerin und brüllte die Bestellung quer durch den gut besetzten Raum. »Und streichen Sie den einen Tee, ich möchte entkoffeinierten Milchkaffee«, fügte sie hinzu. Dieses Diäthalten war ziemlich leicht, wenn man den Dreh erst mal raushatte.
Mit zufriedenem Lächeln wandte sie sich wieder Tom zu, aber er sah sie verwundert an. Laura berührte verstohlen ihr Gesicht, um sicher zu sein, dass ihr kein Popel aus der Nase hing.
»Was ist denn?«, fragte sie abwehrend. »Warum schaust du mich so an?«
»Du bist in London ganz anders«, sagte er. »So strahlend und glänzend.«
»Tom, ich hab meine Haare seit gestern nicht gewaschen und mein Sweatshirt steht vor Dreck...«
»Ich meine nicht deine Haare. Ich meine dich. Du bist so strahlend.«
Vielleicht hatte sie durch den Sex einen weiblichen Glanz bekommen. Entweder das oder es lag an ihrem neuen Selbstbräuner.
»Als würde ich eine total neue Seite von dir kennenlernen«, erklärte er. »Du hast neue Freundinnen, die ich noch nicht richtig kenne, und du redest von Dingen, die ich nicht verstehe. Es ist fast so was wie ein Kulturschock.«
»Aber ich bin immer noch ich«, beharrte Laura und lächelte die Kellnerin an, als sie die Becher auf den Tisch stellte. »Und um ehrlich zu sein, kapier ich auch die meiste Zeit nicht, worüber Candy und Holly reden. Die sind so viel
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