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Vier auf dem Laufsteg

Titel: Vier auf dem Laufsteg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
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Raubtierlächeln, denn er hatte den Todesstoß bereits in Geschenkpapier verpackt. »Na, weil du hübsch bist.«
    »Ich fühl mich momentan nicht sehr hübsch«, teilte sie ihm mit einem zornigen Räuspern mit, das zutiefst unbefriedigend war. »Vielleicht sollte ich mir eine Tüte über den Kopf stülpen, wenn mein Gesicht so problematisch ist.«
    Tom streckte seine Beine aus, bis sie ihre berührten. »Weißt du, was mich total sauer macht?«
    Weil es nur irgendeins der Verbrechen auf ihrer langen Liste sein konnte, zuckte Laura die Achseln. »Erlös mich von meiner Unwissenheit.«
    Tom beugte sich so nah zu ihr rüber, dass er sie unters Kinn fassen konnte - eine Erinnerung daran, wie sie früher miteinander waren. »Dass mein Herz trotz all meiner Wut schneller schlägt, wenn ich dich anschaue. Es wäre viel leichter, wenn du wie ein Bus von hinten aussehen würdest. Dann könnte ich einfach aufstehen und dich verlassen.«
    »Na klar, hübsch sein ist toll«, sagte Laura bitter. »Du bist nicht wegen meiner gewinnenden Persönlichkeit hier oder weil wir beide auf Belle and Sebastian stehen oder weil wir uns lieben, sondern ich bin bloß ein nettes Bonbon.«
    »Hat mir immer viele Machopunkte bei meiner Mannschaft eingebracht«, sagte Tom lässig. Seine Wut hatte sie besser verstehen können. Aber nicht dieses Bohren und Stechen, wenn er richtig fies wurde.
    »Freut mich, dass ich dir helfen konnte. Dann geh ich mal zurück zu Candy, weil wir ja alles geklärt haben.«
    Ihr Abgang wäre eleganter gewesen, wenn sie nicht über einen ihrer Turnschuhe gestolpert wäre, die im Zimmer herumlagen. Laura wankte, unsicher, ob sie gleich ungeschickt auf dem Boden zusammensacken würde. Mit einem Japsen ging sie in die Knie, aber Tom ergriff sie an den Ellenbogen und zog sie zu sich.
    Bis zur Tür waren es höchstens vier Schritte - weshalb sank sie also gegen seine Brust? Weil er sie in den Nacken küsste, zärtliche kleine Lippenberührungen auf einem Stück Haut, das so sensibel darauf reagierte, dass sogar ihre Zehen Gänsehaut bekamen.
    »Du bist mir aufgefallen, weil du so hübsch bist«, raunte er ihr ins Ohr. »Zwar völlig außerhalb meiner Reichweite, aber dann sind wir nach London zur Tate Modern gefahren und du standest da und hast dieses chaotische graue Bild von Jackson Pollock ganze neun Minuten lang angeschaut, und plötzlich galt alles, was ich bis dahin von dir gedacht hatte, nicht mehr.«
    Laura erinnerte sich an den Augenblick. Es war die einzige kurze Unterbrechung gewesen an diesem Tag, an dem sie sonst nur Tom angehimmelt hatte. Völlig hingerissen hatte sie auf die verlaufenen Farbkleckse gestarrt, die sich verwandelten, je länger sie das Bild ansah, wie wenn man Wolken betrachtet oder ins Feuer schaut.
    »Siehst du, ich hab doch mehr drauf«, murmelte sie, als sie schweigend beschlossen, dass sie sich zu ihm drehen sollte.
    Dieser erste Kuss war unvermeidlich.
    Es hatte viele wütende Worte gebraucht, um dorthin zu kommen, wo sie jetzt waren: ein Junge und ein Mädchen, die in einem spärlich beleuchteten Zimmer saßen und sich so heftig aneinanderpressten, dass nicht mal ein Haar zwischen ihnen Platz gehabt hätte.
    Die schmerzhaften, angespannten Weltuntergangstage seit ihrem letzten Kuss gab es nicht mehr. Die Wirklichkeit verstrubbelte Toms Haare, ließ ihn seine Arme um ihre Taille schlingen und nichts sonst war von Bedeutung.
    Als sie zurücksanken, kam es Laura so vor, als beherrsche sie plötzlich einen komplizierten Tanz, dessen Schrittfolgen sie nie durchschaut hatte. Die Kleider störten, verhinderten völlige Nähe, und obwohl sie so weit noch nie gegangen waren, fühlte es sich richtig an. Ihr Körper bog sich Toms entgegen, sie glitten aufeinander, während sie wieder nach seinen Lippen suchte. Auch die kurze Pause, als sie fragte: »Hast du was dabei?«, war nicht peinlich.
    Er griff nach seiner Jeans, um etwas aus seinem Geldbeutel zu fummeln. »Mein Vater hat sie mir vor einem halben Jahr mal gegeben, für alle Fälle«, gestand er.
    »Ist das verrückt?« Laura hörte sich an, als redete sie mit sich selbst. »Es ist verrückt.«
    »Zu verrückt?«
    Laura strich sich mit der Hand durch die Haare und fuhr mit der Zunge über ihre vom Küssen geschwollenen Lippen. Als sie sah, dass sich Toms Miene wieder zu verfinstern begann, hörte sie auf damit.
     
    Später schmiegte sie sich in seine Armbeuge und fragte sich, ob sie gerade eine besondere, einzigartige Erfahrung mit einem

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