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Vier auf dem Laufsteg

Titel: Vier auf dem Laufsteg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
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Linie 24, der ihm aber leider rechtzeitig ausweichen konnte.

17
    S tillstand.
    Damit konnte man die nächste Woche in ihrer völligen Ereignislosigkeit gut beschreiben.
    Die Vorstellungstermine waren versiegt wie ein Fluss während der Trockenzeit, was Laura entweder ins Fitnessstudio trieb oder sie obsessiv über Tom oder den Bewährungsmonat grübeln ließ. Langsam fühlte sich das so an, als ob sie nur noch vier Wochen zu leben hätte. Dann dachte sie zur Abwechslung wieder mal über Tom nach.
    Sie hasste diesen endgültigen Bruch, dass es keine Hoffnung auf eine Versöhnung gab und deshalb ihr Herz amputiert werden musste.
    Sie konnte ihn nicht anrufen. Sie konnte ihm keine SMS senden. Sie konnte ihm keine mit sorgfältig ausgesuchten Liedern gebrannte CD schicken, die die Steinmauern rund um sein Herz einstürzen lassen würden. Sie konnte nur über ihren totalen Misserfolg in Sachen Beziehung brüten. Oder ihren totalen Misserfolg in Sachen Modeln. Beides fühlte sich beschissen an.
    Aber in einem war sich Laura ganz sicher: Sie würde nie, niemals, niemals im Leben mit »Totale Niete« auf die Stirn tätowiert nach Manchester zurückkehren. Tom hatte sie vielleicht hundsgemein sitzen lassen, aber er konnte nicht über ihre Berufswünsche bestimmen. Sie würde Model werden, selbst wenn sie deshalb nur noch Salatblätter essen durfte. Irgendwie würde sie dieses gewisse Etwas bekommen, das sie noch nicht besaß und von dem sie nicht wusste, wo sie es finden konnte. Den ganzen Tag im Schlafanzug rumhängen, würde ihr wahrscheinlich nicht dazu verhelfen. Doch es gab auch etwas Positives: Mit Toms Abgang war auch ihr Appetit verschwunden. Wenn Laura nicht mal ihre Trosthäppchen wollte, stand es wirklich schlimm um sie.
    Wenigstens war sie allein in der Wohnung.
    Candy blieb länger in New York, Irina hatte sich nach München verpisst und Holly spielte mit George in einer Sitcom mit, ein ziemlicher Erfolg für eine, deren einziges Talent darin bestand, jede Nacht besoffen aus den Latschen zu kippen.
    Also: Stillstand.
    Bis Laura eines Mittwochmorgens um halb acht von der Klingel geweckt wurde, weil irgendein Arschloch vor der Tür stand. Es hörte und hörte nicht auf zu läuten.
    Sie polterte die Treppen runter, fest entschlossen, den Briefträger oder wen auch immer zusammenzuschlagen, doch dann war es Pei-Ji, Candys Yogalehrer, der ohne Unterbrechung auf die Klingel drückte.
    »Sie ist immer noch in New York«, schnauzte Laura. »Hat dir niemand Bescheid gesagt?«
    Pei-Ji war so abgeklärt, dass er keine Miene verzog. Bestimmt hatten ihn diese vielen Rumpfbeugen so total geläutert. Er zuckte also nur geschmeidig mit den Achseln, als würde Wasser über Steine plätschern.
    »Sie hat mich bis Ende des Monats bezahlt«, sagte er. »Möchtest du eine Yogastunde?«
    Laura wollte keine Yogastunde. Sie wollte wieder ins Bett und weiterschlafen, aber Pei-Ji ging bereits vor ihr die Treppe hoch. Irgendwie erinnerte sie die Szene an »Karate Kid«, und das war wohl die Erklärung dafür, warum sie fünf Minuten später auf dem Boden saß und sich bemühte, die Chakras zu spüren, von denen Pei-Ji überzeugt war, dass sie sie hatte.
    Laura hatte fälschlicherweise geglaubt, Yoga wäre etwas für Hausfrauen. Schließlich machte ihre Mutter Yoga, verdammt noch mal. Aber nach zwei Stunden war sie schweißüberströmt, und Muskeln, von deren Vorhandensein sie gar nichts geahnt hatte, zitterten vor Überanstrengung.
    »Ich komme morgen wieder«, sagte Pei-Ji bestimmt und rollte seine Yogamatte zusammen. »Du solltest dich während der nächsten drei Tage entgiften. Ich spüre, dass eine starke negative Energie deine Chakras blockiert. Drei Liter Wasser oder Chai-Tee und nur frisches Obst und Gemüse. Keine Zitrusfrüchte. Außerdem empfehle ich intensive Gymnastik, um den Kopf klar zu kriegen.«
    »Gut«, stimmte Laura ihm strahlend zu. Sobald er gegangen war, würde sie stracks zu der tröstlichen Umarmung ihrer Bettdecke zurückkehren.
    Pei-Ji lächelte gelassen. »Ich werde wissen, wenn du mich belügst. Ich sehe das an dem Weiß in deinen Augen.«
    Das war zwar ziemlich erschreckend, aber längst nicht so erschreckend wie die Entdeckung, die sie später bei einer Suchaktion nach einem verschwundenen Miss-Sixty-Top in Irinas Zimmer machte. Irinas Zimmer war für alle verbotenes Terrain. Es bestand durchaus die Möglichkeit, dass Irina jede umbringen würde, die es wagte, hier einzudringen. Das war auch kein Wunder, denn

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