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Vier auf dem Laufsteg

Titel: Vier auf dem Laufsteg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
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engsten Röhrenjeans ohne die Hilfe eines Kleiderbügels zubekam, rief sie Heidi an.
    »Das wurde auch Zeit«, war Heidis Begrüßung. »Ich hab einen Job für dich.«
    Nur sechs Wörter - und schon hatte Laura ihre positive Einstellung wieder.
    »Wirklich? Das ist ja toll!«
    »Es macht dir doch nichts aus, ohne Honorar zu arbeiten?«
    Nach nur weiteren zehn Wörtern hatte sie die positive Einstellung bereits wieder verloren.
    »Heißt das, dass ich für lau arbeiten soll? Aber ich passe in meine allerengste Jeans!«
    »Ein Freund von meinem Freund ist Assistent bei einem Fotografen und er braucht ein Model für ein Testshooting. Du bekommst ein paar Fotos für deine Mappe und sammelst Erfahrung.« Die du bitter nötig hast, blieb ungesagt. »Und, wie steht’s?«
    Undenkbar, dass Laura Heidi einen Grund geben würde, zu Ted zu gehen und ihm zu sagen, dass sie eine schmollende Versagerin ohne jedes Talent sei.
    »Okay, ich mach’s«, hörte sie sich sagen.
     
    Das Testshooting war ganz anders als alles, was Laura bisher kennengelernt hatte. Sie arbeitete mit Jared, dem Fotoassistenten, Chloe, der Stylistenassistentin, und Ben, der die Ausrüstung vom U-Bahnhof Chalk Farm bis nach Primrose Hill schleppte, wo Jared Action-Bilder machen wollte: »Vielleicht rennst du rum oder machst sonst irgendwas.«
    Laura zog sich auf einer öffentlichen Toilette um, musste sich selbst frisieren und schminken und stand dann vor Jared (und einer Gruppe von altklugen Gören, die zuschauten).
    »Und was soll ich tun?«, fragte Laura und ließ ihre Arme ziellos pendeln.
    Jared sah verdutzt aus. »Äh, weiß ich nicht. Irgend so’n Modelkram halt?«
    Als sie Pose Nummer drei machte, für deren Vervollkommnung sie den ganzen gestrigen Tag geübt hatte, fingen die Gören an, sich laut über sie lustig zu machen.
    »Du bist scheiße und das weißt du auch!«, brüllten sie.
    Okay, das war eine Spur besser als »Du bist an allem schuld!«.
    »Kannst das mit den Posen mal’n bisschen zurückfahren?«, schlug Jared hilfreich vor. »Bisschen weniger künstlich. Ich hab die Fotos von Elaine Constantine gesehen und ich hätte gern was mehr in diese Richtung.«
    Elaine Constantine. Sie kannte den Namen.
    Laura ließ vor ihrem inneren Auge ihr Foto-Rolodex rotieren. Elaine Constantine hatte das Foto von den furchtlosen Mädels gemacht, das sie an ihre Wand gepinnt hatte.
    »Okay, ich weiß genau, was du willst.« Laura grinste, und dann rannte sie schreiend auf die kleinen Klugscheißer los und hämmerte mit den Fäusten in die Luft. »HAUT AB!«, schrie sie, und die Gören flogen wie Kegel auseinander, während Jared draufhielt.
    »Ja, genau so!«, rief er begeistert. »Genau so!«
    Dieses Shooting war die anstrengendste Arbeit, die sie je gemacht hatte. Laura schlug Rad, machte Handstand, hing kopfüber von einem Ast runter, und als krönenden Abschluss überredete sie ein schwules Paar, ihr zwei Dalmatiner zu leihen, um sich durch den Park zerren zu lassen, während die Köter in vollem Galopp hinter einer bellenden Töle herjagten.
    »Du warst fantastisch«, sagte Jared, als sie hinterher in einem Biergarten saßen und eiskalte Cola Light tranken. Pei-Ji hatte Koffein verboten, aber die Umstände schrien nach großzügiger Regel-Auslegung. »Kannst du nächstes Wochenende noch mal bei’nem Fototest mitmachen?«
    Das bedeutete wieder kein Geld. Und null Chance, irgendeine vorbeikommende Moderedakteurin zutiefst zu beeindrucken. Aber sie hatte schon seit Ewigkeiten nicht mehr so viel Spaß gehabt wie heute Nachmittag. Außerdem hatte Jared erklärt, warum manche Sachen nicht geklappt hatten, also hatte sie auch noch was gelernt.
    »Klar«, sagte Laura. »Ich geb dir meine Telefonnummer.«
    »Meine Freundin sucht morgen auch noch ein Model für einen Test«, piepste Chloe. »Sie zahlt fünfzig Pfund und du bekommst Abzüge von den Bildern.«
    »Und meine Freundin ist Designerin«, sagte Ben. »Sie braucht ein Model, um ihre Klamotten richtig anzupassen. Du hast ja fast 36, oder?«
    Was ist das Gegenteil von Stillstand? Fluss? Überanstrengung?
    Sie hätte Tom fragen müssen, weil er sich in solchen Dingen besser auskannte, aber möglicherweise hatte der bereits bei der Fremdenlegion angeheuert.
    Als sie nach London gekommen war, hatte sie sich auf den Lorbeeren ihres Supermodel -Siegs ausgeruht. Dann war sie zum Mädchen-das-keiner-buchen-wollte mutiert und jetzt war sie das Mädchen-für-Testshootings .
    Seit dem Nachmittag in Primrose Hill

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