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Vier auf dem Laufsteg

Titel: Vier auf dem Laufsteg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
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bevor Laura richtig begriffen hatte, dass sie auf dem Laufsteg war. Sie war auf einem verdammten Laufsteg, Wahnsinn!
    Er erstreckte sich lang und weiß vor ihr bis in die Unendlichkeit und seitlich davon drängelten sich Menschen und blitzende Kameras. Als sie den Fuß aufsetzte, fühlte sie es - diese Riesenwelle von Energie, als hätte ihr jemand eine Ampulle Adrenalin direkt ins Herz gespritzt. Wie in »Pulp Fiction«.
    Als sie schneller wurde, rauschte der rote Satin des Kleids um ihre Oberschenkel, jeder Zentimeter kribbelte, während sie sich an das zu erinnern versuchte, was sie von Heidi Klum im Modekanal gelernt hatte.
    Geh nicht zu schnell.
    Heb den Kopf.
    Tu etwas mit deinen Armen.
    Schon war sie am Ende des Laufstegs angekommen, und bevor sie es richtig wusste, hatte sie posiert und musste sich umdrehen, um wieder zurückzugehen. Und obwohl es nicht geplant war - denn wenn sie diese Bewegung vor dem Badezimmerspiegel geübt hatte, hatte es nie richtig ausgesehen -, wiegte sich Laura keck in den Hüften, als sie sich langsam drehte.
    Ihr blieb keine Zeit, sich zu fragen, ob sie es gut hingekriegt hatte; vorn am Laufsteg stand schon das nächste Model. Sie schlenderte wieder zurück und bekam nur mit halbem Ohr mit, dass über der Musik von Franz Ferdinand ein richtiger Applaus zu hören war, vielleicht sogar anerkennendes Pfeifen. Wahrscheinlich war die Menge von irgendeiner abgefahrenen Kreation begeistert.
    Der Vorhang ging bereits ein Stück zur Seite, sie tauchte dahinter und sah sich Hilfe suchend um, damit ihr jemand beim Ausziehen half.
    »Laura, was zum Teufel sollte dieses Arschwackeln?«, blaffte Jane quer durch den Raum.
    »’tschuldigung. Es war einfach...«
    »Ich fand’s toll!«, schrie Jane. »Heb die Arme, damit ich dich hier rausholen kann. Es war super. Ich änder den Plan, als Nächstes trägst du das Mini-Hochzeitskleid, deshalb gehst du als Letzte raus. Du bist die Einzige, die das mit den richtigen Kurven ausfüllt. Und ich möchte, dass du wieder irgendwas machst, wenn du drehst, möglichst noch provokanter. Okay?«
    »Okay. Was genau meinst du mit ›irgendwas‹?«
    Aber Jane hatte bereits ein unglückliches Model erspäht, bei der der Reißverschluss klemmte, und war weg.
    Falls Laura eben aufgeregt gewesen war, dann war sie jetzt zu Tode verängstigt. Das letzte Modell auf jedem Laufsteg, das Hochzeitskleid, war immer etwas ganz Besonderes. Ganz egal ob es eine Studenten-Show war oder Louis Wahnsinn Vuitton. Jetzt stand sie unter dem Druck, etwas besonders Spektakuläres zu tun - und dabei fand sie es schon toll, dass sie es überhaupt geschafft hatte, in der Senkrechten zu bleiben.
    Sie versuchte, ihr Solarplexus - Chakra zu erfühlen, aber sie wurde bereits in ein Schnürmieder gezwängt, das ihr die Luft abpresste und ihre Brüste fast bis zum Kinn hochschob.
    »Dreißig Sekunden«, rief irgendjemand, als sie in den Rock aus steifem schwarzem Taft stieg. Bei ihr zu Hause waren Hochzeitskleider weder schwarz noch derart dekolletiert.
    Laura stellte sich hinter die anderen Mädchen und suchte in ihrem Hirn fieberhaft nach einer anderen verführerischen Bewegung. Als das Mädchen vor ihr durch die Vorhänge trat, hatte sie immer noch keine Idee.
    Ein Strauß welker roter Rosen wurde ihr in die Hand gedrückt und dann schritt sie über den Laufsteg. Bei der Drehung betonte sie ihren Hüftschwung etwas mehr und schaffte es, den Kameras zuzuzwinkern, aber das genügte nicht. Sie genügte nicht. Sie hatte sich vorgemacht, dass aus ihr ein Model werden könnte, bloß weil sie etwas Babyspeck verloren hatte und es ein paar Fotos gab, die nicht totaler Mist waren, aber nun gestand sie sich ein, dass sie null Ahnung hatte …
    Ach, halt die Klappe, Laura. Hör auf zu jammern und tu was Verrücktes, und zwar jetzt. Ihre innere Stimme hörte sich neuerdings oft wie die von Candy an - und was würde Candy tun? Was würde Candy nicht tun?
    Als der Vorhang näher kam, hielt Laura inne, und dann, bevor sie kneifen konnte, warf sie die welken Rosen ins Publikum, damit sie die Hände freibekam, um den kurzen Rock zu heben, den Po rauszustrecken und der Welt ihren Slip mit dem Wochentag-Aufdruck zu zeigen.
    Eine Sekunde lang herrschte Totenstille.
    Dann stieg von der Menge ein unheimliches Gebrüll auf. Laura wusste nicht, ob es gutes oder schlechtes Gebrüll war, und sie würde auch nicht so lange stehen bleiben, bis sie es rausgefunden hatte. Alle ihre Instinkte kreischten, sie solle sich

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