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Vier auf dem Laufsteg

Titel: Vier auf dem Laufsteg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
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Stativs anzumotzen.
    Laura wollte jetzt dringend den Pullover ausziehen, weil der sie allmählich umzubringen drohte. Die Zitternde schlang gerade so schnell Donuts in sich rein, dass ihr kaum Zeit zum Kauen blieb, und eine Sekunde lang hasste Laura das Mädchen, ihr Dünnsein und ihren superschnellen Stoffwechsel. Aber in der nächsten Sekunde war sie darüber hinweg. Haferbrei zum Frühstück an jedem lausigen Tag war gar nicht so übel.
    Zehn Minuten später hätte sie gehen können. Nur noch schnell aufs Klo, bevor sie sich mit ein paar ihrer neuen Fotografenfreunde auf einen Drink traf.
    Als sie auf der Brille saß, betrachtete sie ihren Nabel. Es war garantiert weniger Fleisch drumherum. Die Kabinentür nebenan wurde zugeknallt und verriegelt und Laura wurde aus ihrem Tagtraum gerissen. Sie zog den Reißverschluss ihrer allerengsten Röhrenjeans hoch und hielt plötzlich inne, weil unverwechselbar Würgegeräusche über die Trennwand drangen.
    Wäre das wahnsinnig peinlich, wenn sie das Mädchen nebenan fragte, ob mit ihr alles okay sei? Doch bevor sie die Möglichkeit dazu hatte, kam jemand in die Toilette und schlug die Tür knallend zu.
    »Bist du allmählich fertig?«, rief eine Frauenstimme. »Pass auf, dass alles rauskommt.«
    »Fast fertig, Mama, wart noch kurz.« Die dünne Stimme der Zitternden schwebte über die Trennwand, während Laura starr dastand. Was zum Teu…
    »Zu blöd, dass du vor der Kamera gewürgt hast«, fuhr die Frau fort. »Denn du bist viel hübscher und dünner als das andere Model. Wenn wir zu Hause sind, arbeiten wir da noch mal dran.«
    Keine Antwort, nur noch mehr Kotzgeräusche.
    Laura glitt an der Wand nach unten, bis sie auf dem Boden saß, und presste die Handballen auf die Augen. Sie konnte kaum atmen. Wenn sie es gekonnt hätte, hätte sie unter der Trennwand nach dem Mädchen gegriffen, sie zu sich gezerrt und dann den Kinderschutzbund angerufen.
    Nachdem die liebende Mutter und ihre Tochter endlich die Toilette verlassen hatten, tat Laura etwas, was sie sich nie zugetraut hätte.
     
    »Laura, hör auf zu heulen, weil ich keine Silbe verstehen kann.« Heidi seufzte und gab ihr ein Papiertaschentuch. »Ich hol dir mal ein Glas Wasser.«
    Laura putzte sich die Nase und kauerte sich noch tiefer in das quietschrosa Sofa. Es war schon lange nach Büroschluss, und sie hatte Heidi nur erwischt, weil die noch auf eine Telefonkonferenz mit L.A. gewartet hatte. Sie war sich gar nicht sicher, ob es eine gute Idee gewesen war, hierherzukommen und Heidis Eley-Kishimoto-Top vollzuheulen, aber irgendwas hatte sie tun müssen.
    »Hier, bitte.« Heidi reichte ihr eine Flasche Wasser und musterte sie eingehend, während sie sich setzte. »Okay, was ist los?«
    Laura schaffte es, trotz Hicksern und Schluchzern die von der Mutter überwachte Kotzszene samt Vorgeschichte zu schildern und dabei nur ein Minimum an Tränen zu vergießen.
    »Ich wusste nicht, was ich tun sollte, deshalb hab ich gedacht, vielleicht könntest du helfen«, schloss sie unsicher.
    Heidi beugte sich vor und umarmte sie ganz spontan, was Laura fast so erschreckte wie die Sache auf der Toilette.
    »Man kann leicht rauskriegen, bei welcher Agentur sie ist, und dann werde ich mal ein Wörtchen mit ihrer Agentin reden, falls das was nützt.«
    »Ihre Agentin könnte doch dafür sorgen, dass sie professionelle Hilfe bekommt«, schniefte Laura. Das Taschentuch war ein feuchtes Knäuel. »Und ihre Mutter sollte eingesperrt werden. Wahrscheinlich ist Ted deshalb auch so sauer geworden, als ich damals diesen Bulimie-Witz gemacht habe.«
    »Modeln ist kein besonders menschenfreundlicher Beruf.« Heidi zog die Beine aufs Sofa und setzte sich bequemer hin. An diesem Abend war sie dreihundert Prozent weniger bedrohlich als sonst. »Ich hab bei meiner letzten Agentur gekündigt, als sie zwei Mädchen mit Größe 36 zum Arzt schickten, damit er ihnen eine Woche vor wichtigen Aufnahmen Appetitzügler verschrieb.«
    »Das ist ja furchtbar!« Laura schnappte nach Luft. Die kalten Kompressen auf ihren schmerzenden Muskeln oder die täglichen Gemüse-Smoothies waren damit verglichen ein Klacks. »Du wirst also mit ihrer Agentin reden und hoffen, dass sie was macht?«
    »Ja, vielleicht kann ich sogar Ted dazu kriegen. Er jagt ihnen mehr Angst ein als ich.«
    Laura musste darüber kurz nachdenken. Bisher dachte sie immer, Heidi sei das furchteinflößendste Wesen, dem man jemals ein Headset aufgesetzt hatte.
    »Okay, kompletter

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