Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Vier auf dem Laufsteg

Titel: Vier auf dem Laufsteg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
Vom Netzwerk:
gesehen.«
    »Du hast ja Wangenknochen«, verkündete er, packte Laura bei den Schultern und zog sie zum Fenster, bis sie voll im Licht stand.
    »Als sie neulich reinkam, dachte ich, sie wäre dünner, aber ihr Gesicht war vom Weinen geschwollen und sie hatte einen Mantel an«, sagte Heidi, setzte sich hin und hob angeekelt eine einzelne Socke hoch. »Diese Wohnung ist eine Müllkippe.«
    »Hmmmm, sie ist entschieden schlanker, wahrscheinlich weil sie diese Riesenarroganz abgelegt hat. Das ist sehr gut.« Ted wies auf die Zeitungen, die chaotisch auf dem Couchtisch verstreut lagen. »Und das, Herzchen, ist ein Volltreffer.«
    Laura starrte ihn verdattert an und entschied, dass Heidi das geringere Übel war. »Hä?«
    »Geh und hol deine neuesten Fotos und dann setzen wir uns hin und unterhalten uns mal ein bisschen.« Heidi schwenkte ihren BlackBerry wie eine Streitaxt. »Ach ja, diese Extensions hatte ich fast vergessen.«
    Laura blieb in der Türöffnung stehen und betastete die Enden ihres Kunsthaars.
    »Ich hab sie umsonst gekriegt«, verteidigte sie sich, dann kratzte sie sich am Kopf. »Aber sie jucken.«
    Ted und Heidi wechselten einen Blick, den man getrost als bedeutungsschwer bezeichnen konnte.
    »Bad?«, fragte Heidi.
    »Da entlang, zweite Tür rechts«, murmelte Laura und sah vor ihrem inneren Auge den Stapel Fotos auf ihrem Fußboden. »Hey? Was soll...?«
    Sie wurde im Polizeigriff gnadenlos ins Bad geschleppt, direkt vor den Spiegel, flankiert von ihren Agenten.
    »Was siehst du?«, fragte Heidi Lauras Spiegelbild.
    Laura streifte es kaum mit einem Blick. »Ich hab einen Fleck auf meinem T-Shirt. Ich muss mir die Haare waschen und meine Augenbrauen müssen gezupft werden.«
    Ted stöhnte steinerweichend. »Du hast dich in einem Monat von einer arroganten Göre in ein Model verwandelt. Sieh mal!«
    Er raffte ihr Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen, und Laura blieb nichts anderes übrig, als in ihr vom Schlaf verquollenes Gesicht zu schauen. Na gut, sie hatte mehr Zeit als unbedingt nötig vor dem Spiegel verbracht, aber meistens hatte sie Posen geübt oder ausprobiert, wie sie ihre Figur vorteilhaft präsentieren konnte.
    Sie sah durch leicht zusammengekniffene Augen auf ihre vertrauten Gesichtszüge. Dann blinzelte sie, und es war, als ob auf einmal eins dieser seltsamen Bilder des Magischen Auges entstünde: Sie sah hohe, vorstehende Wangenknochen, Augen, so groß wie nie zuvor, und ein spitzes Kinn, über dem ihre Lippen einen permanenten Schmollmund bildeten. Nicht dass sie bisher eine Pickelkönigin gewesen wäre, aber jetzt schimmerte ihre Haut buchstäblich. Ted ließ ihre Haare los und die Vision von eben verschwand wieder.
    »Weißt du, was ich sehe?«, wandte sich Ted an Heidi. »Meine Rücklage für den Vorruhestand.«
    Laura starrte beide an. »Ich krieg bei den Designerkleidern immer noch nicht den Reißverschluss von einem 36er-Modell zu, wenn ich nicht die Luft anhalte. Alle anderen Mädchen sind dünner als ich.«
    Sie machte einen Schritt nach vorn und schob ihr T-Shirt hoch, um ihren Bauch zu zeigen. Er war nicht flach. Er würde nie ganz flach sein, aber jetzt war er eine sanfte Rundung anstelle einer Wölbung. Sie berührte verwundert die Spitzen ihrer Beckenknochen und drehte sich dann, um sich von hinten zu betrachten.
    Da war immer noch reichlich Fleisch, aber es war straff und muskulös und schwabbelte nicht mehr herum, als sie versuchsweise mit dem Hintern wackelte.
    »Gisele«, behauptete Ted.
    Heidi schüttelte den Kopf. »Mehr wie Cindy Crawford zu ihren besten Zeiten. Los, rauf auf die Waage.«
    »Aber Pei-Ji hat gesagt...«
    »Auf die Waage. Jetzt«, beharrte Heidi unerschütterlich und zog ein Maßband aus ihrer Jacketttasche.
    Laura holte die Waage aus dem Schrank unter dem Waschbecken hervor.
    »Lasst mich erst nachsehen, ob sie auch auf null ist«, versuchte sie, Zeit rauszuschinden, aber Ted fasste sie unter die Arme und stellte sie einfach drauf.
    »Quatsch nicht dumm rum, Schätzchen.«
    »Du zerrst dir was«, quiekte Laura und schloss die Augen, als die Anzeige nach oben kletterte.
    »Viel besser«, sagte Heidi mit grimmiger Befriedigung und maß bereits Lauras Brustumfang. »Fünfundachtzig, das ist okay.« Heidi fasste um ihre Taille und Laura war noch nie so gründlich gemessen worden. »Achtundfünfzig! Das kann nicht stimmen, wart mal.« Sie wandte sich beeindruckt an Ted. »Sie hat eine Achtundfünfziger-Taille und eine Achtundachtziger-Hüfte.

Weitere Kostenlose Bücher