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Vier auf dem Laufsteg

Titel: Vier auf dem Laufsteg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
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schnellstens davonmachen, aber sie zwang sich, den restlichen Laufsteg langsam entlangzuschlendern, als ob es etwas ganz Alltägliches wäre, dass eine Riesenmenge fremder Leute das Wort »DIENSTAG« quer über ihrem Hintern hatte lesen können.
    Sie schob den Vorhang zur Seite und lief direkt in Janes Arme. »Ich!Liebe!Dich!«, quiekte Jane. »Echt. Ich lass mich von Jack scheiden, dann können wir durchbrennen. Hör dir den Applaus an.«
    »Ich weiß nicht, ob die Gewerkschaft damit einverstanden wäre«, sagte Laura amüsiert. »War das eben cool? Ich war mir nicht sicher, aber dann fand ich es ganz lustig.«
    »Wenn wir morgen nicht in allen Zeitungen stehen, gibt es keine Spur Gerechtigkeit in der Welt«, verkündete Jack hinter Laura. Die zwanzigste Zigarette klemmte zwischen seinen Zähnen, als er Lauras linke Hand ergriff und Jane die rechte. »Alle bereit zu unserem Siegestrunk?«
     
    Am nächsten Morgen wurde Laura durch Telefonklingeln geweckt, es piepte und vibrierte im Minutentakt, bis sie schließlich gezwungen war, aufzustehen und es auszuschalten.
    Es war eine lange Nacht geworden und an das meiste konnte sie sich nur verschwommen erinnern. Sie wusste noch, dass sie, Holly und Candy sich auf der After-Show-Party endlos lange kreischend umarmt hatten. Das war in einem Arbeiterclub in Shoreditch gewesen. Wahrscheinlich mit Transen-Karaoke - obwohl das auch ein besonders lebhafter Traum gewesen sein konnte. Es durchzuckten sie Erinnerungsblitze an einen furiosen Auftritt mit Chloe, ihrer Stylisten-Freundin, die sie mit ihren wilden Hüftschwüngen zu »Hollaback Girl« in Grund und Boden getanzt hatte. Außerdem würde sie nie wieder mit Holly mit dem letzten Bus nach Hause fahren, weil das unweigerlich mit Kotzen, Tränen und trommelfellzerfetzendem »Ich fahr nie wieder mit öffentlichen Verkehrsmitteln« -Geschrei endete.
    Sie hatte sich eine extra Kuschelzeit mit ihrem Schmusekaninchen Möhrchen wahrlich verdient.
    Wumm. Donner. Krach.
    »Du glaubst es nicht!«, schrie Candy, schmetterte Lauras Tür gegen die Wand und hopste dann vor ihrem Bett auf und ab. »Schau dir das an!«
    »Lass mich«, sagte Laura schläfrig, aber Candy riss ihr die Bettdecke weg und hielt ihr schwungvoll etwas vor die Nase.
    Es dauerte eine Weile, bis Lauras Blick sich auf die Zeitungsseite konzentrieren konnte. Noch länger, bis sie das Bild eines hübschen Pos registrierte und die Überschrift: »Hintern her!«
    »Du bist auf der Titelseite der Sun, und es gibt einen langen Artikel in der Daily Mail , dass Kurven wieder in sind!«, rief Candy. »Oh, und im Guardian ist ein Artikel über Wochentag-Slips.«
    Laura rieb sich verdattert die Augen. Dann saß sie kerzengerade da und schnappte nach Luft. »Oh Gott, meine Mutter bringt mich um!«
     
    Sie hing immer noch am Telefon und versuchte, ihre Mutter zu beruhigen (»Wenigstens war es kein Stringtanga, sieh’s doch mal von dieser Seite«), als Ted und Heidi aufkreuzten. Zumindest glaubte Laura, dass es Ted und Heidi waren, denn sie konnte sie kaum erkennen, weil sie von einem Ohr zum anderen grinsten.
    »Ehrlich, Laura, was hast du dir bloß dabei gedacht?«, jammerte ihre Mutter. »Die Unterwäsche zu zeigen! Die Leute werden denken, wir hätten dich nicht ordentlich erzogen.«
    »Ich weiß, ich weiß«, murmelte Laura, winkte Ted und Heidi kurz zu und wünschte, sie würde nicht das »Stirb, Hipster, stirb!«-T-Shirt und ihre Yogahose tragen. »Morgen haben das alle längst wieder vergessen.«
    »Das kannst du ja leicht sagen, aber wie kann ich mich jemals wieder in meinem Literaturzirkel blicken lassen? Und dann dein armer Vater! Er war am Boden zerstört. Er konnte nicht mal mehr seine Cornflakes ansehen und...«
    »Ich muss Schluss machen, Mama«, unterbrach Laura verzweifelt. Ted und Heidi betrachteten angewidert das mit Zeitschriftenstapeln und leeren Cola-Light-Dosen gepflasterte Wohnzimmer. »Es tut mir echt leid, aber du kannst mich ja später weiter anmeckern. Ich versprech’s dir.«
    »Aber ich hab doch gar nicht...«
    Laura war eine schlechte Tochter, weil sie den entsetzten Aufschrei ihrer Mutter einfach durch Auflegen erstickte, doch das hier war wichtiger. Besonders weil Teds und Heidis Anblick in Fleisch und Blut bei ihr Pawlow’sche Reflexe auslöste und ihre Handflächen feucht wurden.
    »Hallo«, sagte sie nervös, zerrte an ihrem T-Shirt-Saum und machte rasch einen Schritt nach hinten, als Ted plötzlich ihr Kinn umfasste. »Lange nicht

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