Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)
behandeln oder zur Not ein Krankenhaus aufsuchen, um sich die Wurst wieder rauspumpen zu lassen.
Was soll ich sagen … Am nächsten Tag stand der Typ doch tatsächlich wieder vor mir, und sein Gesichtsausdruck war undurchdringlich. Als er in seinen Taschen wühlte, rechnete ich schon mit allem Möglichen: einer Anzeige, seiner Krankenhausrechnung oder einem Schreiben von seinem Anwalt oder dem Gesundheitsamt …
Nichts von alledem. Stattdessen zückte er seinen Geldbeutel und legte feierlich sein gesamtes Geld auf den Tisch. Dann sprach er feierlich, er habe noch niemals in seinem gesamten bisherigen Leben so eine fantastische Wurst gegessen und er sei bereit, nahezu jeden Preis zu zahlen, wenn ich ihm den Rest auch noch verkaufen würde.
Hast du es getan?
Was schätzt du?
Sag mir den Preis.
Nein.
Kapitel 8: Harte Schule, weiche Rippen
oder: Schmerzwochen in No Name City
Von Tommy Krappweis
Z wei Wochen lang war ich nun schon Bankräuber und Hans Dampf in allen Gassen von No Name City. Ein paar meiner Glieder schmerzten schon ziemlich arg, weil ich immer und immer wieder mit der gleichen falschen Technik auf die gleichen geplagten Knochen fiel. Aber ich war jung und irgendwie hielt ich zusammen. Noch.
Denn dann machte ich bei einer der nachmittäglichen Stuntshows einen richtigen Fehler: Ich war gerade von meinem Partner Frankie verabredungsgemäß niedergeschlagen worden und wusste plötzlich nicht mehr, ob ich richtig lag, damit er mir den geplanten Fußtritt in den Bauch verabreichen konnte. Natürlich war dieser Tritt nicht echt, sondern wurde mit gestrecktem Rist flach gegen meinen Gürtel ausgeführt, woraufhin ich mich dann so zur Seite zu werfen hatte, als hätte er mich hart getroffen. Dummerweise entschied ich mich aber für die falsche Position und drehte mich hektisch herum. Genau in dem Moment kam auch schon Frankies bestiefelter Fuß angeflogen und traf nicht den Gürtel, sondern landete sauber zwischen meinen Rippen.
Davon weiß ich ja gar nix.
Ich hab’s dir auch nie erzählt.
Ein stechender Schmerz nahm mir die Luft, und ich knickte ein wie ein Streichholz. Mir schossen die Tränen in die Augen, und als ich erschrocken einatmen wollte, wurde das effektiv verhindert durch irgendetwas, das sich in das dafür vorgesehene Organ zu bohren schien. Keuchend und kalkweiß absolvierte ich noch den Rest der Show, versuchte die ganze Zeit über, ganz flach zu atmen, weil sich jeder Atemzug wie ein glühendes Messer in meine Brust bohrte. Am schlimmsten war das Finale, wo ich vom Schuss des Marshalls getroffen auf den Rücken fallen, mich noch einmal aufrappeln und dann ein zweites Mal zusammensacken musste. Meine Schreie hatten noch nie so echt geklungen, waren es aber auch vorher nie gewesen.
In der Tat hatte der Tritt zwei meiner Rippen sauber durchgebrochen. Zu Hause zu bleiben und auszukurieren stand aber absolut nicht zur Debatte! Ich hatte natürlich Angst um meinen Job. Denn würde ich die nächsten Tage nicht erscheinen, lief ich Gefahr, dass der Heinz einen Ersatz suchte und vielleicht auch noch fand.
Ich glaub nicht, dass ich so leicht wen gefunden hätt’, der so viel gleichzeitig abdeckt.
Du meinst noch so einen Deppen, der immer »Hier!« schreit.
Oder so, ja.
Außerdem wollte ich natürlich um nichts in der Welt zugeben, dass ich mich verletzt hatte. Schließlich war es mein eigener Fehler gewesen, und ich hatte schon genug damit zu tun, den Eindruck aufrechtzuerhalten, dass ich bei den Stürzen und allen anderen Eskapaden immer genau wusste, was ich tat.
Also schleppte ich mich rasselnden Atems zu dem Orthopäden, der auch meinen Vater immer wieder instand setzte, egal wie er sich wieder einmal zerschmettert hatte. Dort schilderte ich meine Not. Der Arzt verstand mein Dilemma und verordnete mir im Wesentlichen eine Art Strumpf vom Durchmesser eines Unterschenkels. Den sollte ich mir allerdings nicht über selbigen stülpen, sondern hochziehen bis über den Brustkorb, um diesen zu stützen. Erstaunlicherweise war das Ding nicht nur fürchterlich unbequem und juckte wie verrückt, sondern linderte tatsächlich die Schmerzen. So stolzierte ich also abends arg aufrechten Ganges nach Hause und legte mich ebenso erschöpft wie vorsichtig ins Bett.
Nach einer durchwachten Nacht quälte ich mich mit zusammengebissenen Zähnen vom Bett unter die Dusche, in die Klamotten und dann mit der S-Bahn nach Poing zu meiner Arbeitsstelle. Schon das morgendliche Rechen der Mainstreet
Weitere Kostenlose Bücher