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Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Titel: Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Krappweis , Heinz J. Bründl
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Toni erst ein bisschen, und die Familie winkte erfreut darüber, schon auf dem Parkplatz in Westernstimmung gebracht zu werden, zurück. Der Toni jedoch fühlte sich unverstanden und versuchte sich nun an diversen »Nein, hier nicht parken«-Gesten. Da es solche Gesten in der westlichen Kultur nicht wirklich gibt und das seltsame Gewedel vom Toni für den Vater am Steuer folglich wenig Sinn machte, schaute der zwar dem wunderlichen Mann gerne weiterhin bei seinen ausladenden Bewegungen zu, steuerte aber nach wie vor seinen avisierten perfekten Parkplatz an. Es war ja auch nirgends ein Verbotsschild, Flatterband oder sonst irgendein Anzeichen für Parkverbote zu sehen, warum also nicht?
    Das hat der Toni anders gesehen …
    Ja. Und wie.
    Weil nämlich alles Gefuchtel nichts half, zückte er in seiner tonihaften Hilflosigkeit den Revolver of Doom und schoss auf das Auto! Dass es sich hierbei nur um Platzpatronen handelte, war insofern unerheblich, als dass auch die Druckwelle aus Tonis Kanone durchaus physische Auswirkungen haben konnte.
    Da es sich außerdem um eine Schreckschusswaffe mit dichten Kammern und angeblich auch einem nachträglich geöffneten Lauf handelte, sorgte der Feuerstoß an der Mündung auch während der Stuntshow immer wieder für ein großes »Hallo«.
    Bei der Familie im Punto hingegen sorgte das unterarmlange Mündungsfeuer, gepaart mit dem Geräusch eines explodierenden Benzinkanisters, nicht für ein großes »Hallo«, sondern für ein schreckhaft verkürztes »Und Tschüss«. Mutter und Kind schrien panisch auf, der Vater riss das Steuer herum, drückte das Gaspedal durch den Boden, und schon schoss das kleine Auto davon, als wolle es die vermeintlichen Kugeln aus Tonis Revolver einholen. Zugleich bedeutete diese Episode auch das Ende von Tonis Parkplatzwächter-Karriere.
    Stimmt ja nicht.
    Nein?
    Nein. Ich erzähl’s dir.
    Ich bin gespannt.

Kapitel 11: Fahrgeschäfte
oder: Wenn die Grenzen verschwimmen
    Von Heinz Bründl
    D ie Sache trug sich ein paar Tage nach Tonis Parksystem-Versuch zu. Noch durfte er diese Position ausfüllen, und darum war er direkt neben der Kasse postiert, wo er auch optisch einen guten Eindruck machte. Er war ja auch kein schlechter Kerl, aber man wusste halt nie so genau, wie »authentisch« er gerade drauf war.
    Das hast du sehr schön ausgedrückt, Heinz.
    Danke.
    Ich kam gerade an die Kasse und wollte die Geldkassetten tauschen, als eine Frau mit Kind vor dem Toni stand, die irgendwas von »Freizeitpark« gelesen hatte und darum wissen wollte, welche Fahrgeschäfte wir hätten. Damit meinte sie eben Karussells, Achterbahnen und so was in der Art.
    Bevor ich etwas antworten konnte, zückte der Toni seinen Colt, hielt ihn der Frau unter die bleiche Nase und nuschelte: »Fahrgeschäfte ham wir keine, aber a Fahrkarte ins Jenseits kannst haben.« Das war sogar mir dann eine Spur zu authentisch.

    Erst aufgrund dieser zwei einschneidenden Erlebnisse mit dem Toni als Parkplatzfee entschlossen wir uns schließlich, ihm eine andere vertrauensvolle Aufgabe zu geben.
    Genau. Du hast ihm gesagt, er möge doch bitte jeden Tag bei der Parade mit einer Schaufel auf dem Rücken einmal die Mainstreet rauf und runter laufen.
    Richtig.
    Das hat er aber ganz gut gemacht.
    »Fehlerfrei«, möchte ich sagen.
    Neben der Tatsache, dass der Toni innerhalb von No Name City wirklich sehr authentisch aussah, zeichnete er sich aber dadurch aus, dass er auch in der Privatzeit sehr authentisch aussah. Er hat sich ja nie umgezogen.
    Der Toni sah morgens in der S-Bahn genauso aus, wie er auch tagsüber in No Name City herumlief, und er ist auch so wieder heimgefahren. Immer in diesem gefütterten Ledermantel mit dem Hilfssheriffstern drauf und darunter auch grundsätzlich den Fünfschüsser im Holster.
    Auch im wirklichen Leben allzeit bereit.
    Er hat ja auch den Hilfssheriffstern durchgehend getragen.
    So was verpflichtet natürlich.
    Und ich erinnere mich an eine schöne Situation, wo er mal sauber zu spät kam. Ich hatte ihn zur Rede gestellt, und er nuschelte in seinem unverwechselbaren Idiom durch den Bart: »Na ja, i hob den Sheriffs a Hilfestellung geben müssen.«
    Damit meinte er aber nicht unsere Sheriffs, sondern die sogenannten Schwarzen Sheriffs, wie damals die S- und U-Bahn-Wache genannt wurde. Irgendwer war wohl schwarzgefahren und wollte abhauen. Oder der Toni dachte, der Typ würde abhauen wollen, genau weiß man es nicht. Auf jeden Fall hat er »den Kollegen assistiert«,

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