Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)
zu … viel zu … Igitt!
Jean-Luc bemerkte, dass er einen Volltreffer gelandet hatte, und setzte noch einen drauf: »Weißt du, isch kann kochen, aber nischt für die Arschlöscher. Ihr schmeckt nischt, wenn isch in euer Chili geschiss ’ab, warum soll isch für eusch gut kochen?«
Sprachs, zuckte wieder mit den Achseln, wandte sich ab und rührte im Chili, das sich in meinem Hirn just zu einer gänzlich anderen Konsistenz wandelte. Dazu schienen sich die dunklen Bohnen zu verdächtigfarbig-klebrigen Häufchen zusammenzurotten, nur um mir vorzugaukeln, sie wären erst durch Jean-Luc hindurch in die Pfanne geraten.
Plötzlich wurde mir furchtbar schlecht, und ich musste dringend einen Ortswechsel vornehmen.
Warst du so zartbesaitet damals?
Heinz! Das hat nix mit zartbesaitet zu tun! Er hatte gesagt …
Ja, so war er eben, der Jean-Luc.
Aber was, wenn er wirklich … O Gott …
Ach Schmarrn, wie hätt’ er das denn anstellen sollen? Sich nackert über die Pfanne stellen und dann …
Heiiiiiiiinz!!!!
Meiomei, is ja scho guad.
Kapitel 37: Der Wamblee
oder: Ein Indianer im KVR
Von Heinz Bründl
E ine Zeitlang hatte ich zwei hervorragende Stuntleute und Reiter in No Name City beschäftigt. Einer von ihnen hieß Raoul Mehudi und war angeblich Halbindianer.
Wieso angeblich?
Der war kein Halbindianer, die Mutter ist vielleicht mal an einem Indianer vorbeigefahren, mehr war da nicht.
Aber er sah super indianisch aus.
Ja, deswegen hat er es vielleicht auch selber geglaubt.
Das war wohl auch der Grund, warum er sich »Wamblee« nannte. Also Sioux für »Adler«. Wir hatten eh kein Problem mit Spitznamen, Künstlernamen oder Menschen, die nach Objekten benannt waren. Man denke an Long John, den Sani-Peter, den Zwerg, den Xylamon oder den das Hemd.
Den das Hemd?
Ja, da kommen wir später noch drauf. Erinnere mich dran.
Mach ich …
Der Raoul hieß für uns alle also Wamblee, warum nicht? Nur in seinem Pass stand natürlich Raoul Mehudi, und das erinnerte ihn wohl immer wieder schmerzhaft dran, dass er eben kein Indianer war. Immer, wenn er irgendwem wegen irgendwas seinen Pass zeigen musste, wusste diese Person, dass er nicht der Adler der Sioux war, sondern eben der Raoul vom Mehudi. Das gefiel ihm gar nicht. Es nervte ihn sogar so, dass er immer sofort jedem widersprach, der ihn Raoul nannte: »Wamblee! Name is Wamblee!«, sagte er dann immer. Das war schon so eine Art Reflex bei ihm. Er wollte halt so gern ein Indianer sein und auch heißen wie einer.
Aber als er dann vom Nici erfuhr, dass der sich »Buffalo Child« als Künstlernamen in den Pass hatte eintragen lassen, war es ganz aus. Beziehungsweise ging es dann erst richtig los … Denn jetzt wollte er das auch so haben.
Einen Künstlernamen?
Nein, er wollte seinen Namen geändert haben.
Aber der Nici hatte seinen Namen doch auch nicht geändert!
Ja, aber der Wamblee wollte das jetzt.
Also stand er eines Tages vor mir und bat mich in seinem französischen Englisch, mit ihm in die Stadt zu fahren, um ihm zu helfen, seinen Namen zu ändern. Ich antwortete ihm in meinem bayerischen Englisch, dass das vermutlich nicht so einfach sein würde. Und damit untertrieb ich natürlich maßlos. Die Wahrscheinlichkeit, dass man im Münchner Kreisverwaltungsreferat einem indianisch aussehenden Franzosen mit orientalisch klingendem Nach- und spanisch anmutendem Vornamen erlauben würde, seinen Namen in Sioux für »Adler« zu ändern, stufte ich als verhältnismäßig gering ein. Der Wamblee war aber nicht zu stoppen und nervte mich tatsächlich zwei geschlagene Wochen lang, bis ich schließlich nachgab.
»Wamblee«, sagte ich, »Ich fahr jetzt mit dir ins KVR, nur um dir zu zeigen, dass es nicht geht.«
Da der Wamblee felsenfest vom Gegenteil überzeugt war, freute er sich sehr. Also stiegen wir ins Auto und fuhren in die Stadt rein, quer durch die City, bis ins Kreisverwaltungsreferat Poccistraße. Als wir dann irgendwann sogar einen Parkplatz gefunden hatten, stieg ich aus, und neben mir erhob sich der Wamblee aus dem Sitz.
Trug er …
Ja.
Er trug natürlich Indianer-Klamotten. Genauer gesagt eine Art Mischung aus Indianer-, Straßenkleidung und Civil War. Nach unten hängende Federn im Haar, einen blauen Militärrock mit indianischen Stickereien drauf, dazu Jeans und Turnschuhe. Und ein Gesicht, wie man es vielleicht von diesen Holzindianern kennt, die früher als Zigarrenwerbung vor den Generalstores standen: Hakennase, dunkle Augen und
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