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Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Titel: Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Krappweis , Heinz J. Bründl
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eine unerwartete Frage stellte.
    Ob ihr sie noch alle habt?
    Nein. Das hat er vermutlich gedacht, aber gefragt hat er was anderes.
    Der Beamte fragte uns ganz ernsthaft: »Sangs amal … wo bitte kommen Sie zwei eigentlich her?« Damit meinte er wohl, ob wir hinter dem Mond lebten oder aus dem Irrenhaus kämen. Aus seiner Sicht war das auch eine nachvollziehbare Frage. Ein schlecht englisch sprechender Indianer in amerikanischer Uniform mit einem französischen Pass und einem wenig französischen Namen, den man aber nicht aussprechen durfte, weil er sonst durchdrehte, wollte ab sofort Adler Büffel heißen und hatte einen komischen Freund dabei, der die ganze Zeit lächelte, als wäre er nicht ganz da. So weit, so gut. Aber dann beantwortete ich ihm die Frage, wo wir eigentlich herkämen.
    Aus No Name City.
    Exakt. Und dann war’s aus.
    Der Beamte fing an zu brüllen, was uns einfalle und ob hier gleich der Kurt Felix aus dem Schrank springe.
    … der damalige Moderator von »Verstehen Sie Spaß?«.
    Genau. Er habe ja schon viele Verrückte dagehabt, aber verarschen lassen müsse er sich sicher nicht, und ich solle meinen Yehudi nehmen und schauen, dass ich verschwinde. Der Wamblee schrie ihm noch ein hasserfülltes »Wamblee! NAME IS WAMBLEEE!« entgegen, aber ich schnappte mir seinen Pass und schob den Wamblee zur Tür und hinaus auf den Gang. Dort sprangen die Leute auseinander, als hätt’ wer eine Granate in ihre Mitte geschmissen. Überall machte man uns Platz, während ich den schimpfenden Wamblee durch die Gänge bugsierte und draußen ins Auto stopfte.
    »Siehst du!?«, sagte ich zu ihm, »ich hab’s dir gesagt. Man kann sich nicht einfach umbenennen, das geht nicht so einfach! Du heißt nun einmal Raoul Mehudi und nicht …«
    Name is Wamblee?
    Wamblee Tatanka bitte.
    Verzeih.
    Von da an hat er es mir aber geglaubt. Und ich hatte gelernt, dass es in solchen Situationen hilft, wenn man sich selbst zuschaut und einfach ein bisschen ungläubig lächelt. Das macht vieles leichter, und man wird auch nicht so schnell sauer.
    Auch wenn wieder jemand auf die Mainstreet bieselt?
    Nein. Den hau ich um.

Kapitel 38: Der Fotograf
oder: Method Acting Deluxe
    Von Tommy Krappweis
    D ie Stuntshow begann immer mit der beschaulichen Ruhe vor dem Sturm. Der Pfarrer grüßte den Undertaker, der Undertaker grüßte zurück, und in dem Moment wurde der sturzbetrunkene Fotograf mitsamt seinem antiken Dreibein aus dem Saloon geworfen. Es folgte eine kurze Clownnummer, in der der Fotograf versuchte, von Pfarrer und Undertaker ein Foto zu schießen und aufgrund seines Alkoholpegels unterhaltsam scheiterte. Und diese Rolle oblag Walter Lindemann.
    Moment, das war aber nicht immer der Walter.
    Stimmt, vorher war das der Foto-Peter.
    Man verzeihe mir einen kurzen Exkurs zum Foto-Peter: Der hieß nicht etwa Foto-Peter, weil er in der Stuntshow den Fotograf spielte, sondern weil er Pächter des No-Name-City-Fotostudios war, wo man sich in historischer Bekleidung ablichten und das Bild direkt mit nach Hause nehmen konnte. Das »Foto« in Peters Namen war wichtig, weil wir wie schon einmal angemerkt so viele Peters in No Name City hatten, dass Präfixe wie Foto-, Sani- oder Staubmantel- die eigentlich gemeinte Person erst identifizierbar machten.
    Der Foto-Peter stammte aus Tirol und entsprechend kehlig war seine Aussprache des Buchstabens K. Er klang landestypisch eher wie eine Art Ch. Würde man es recht treffend, aber dafür wenig appetitlich ausdrücken wollen, läge der Vergleich mit dem Geräusch nahe, das ertönt, wenn man versucht, festsitzenden Schleim von den Stimmbändern zu blasen. Ebenso klang er natürlich auch in seinem Part der Saloonshow, wenn er als angeblich buckliger, lahmer, alter Sack an zwei Krücken auf die Bühne humpelte, um dann vom Wunderdoktor Aaron McClint wundergeheilt zu werden. »Warum siehst du denn so alt aus?«, fragte der Doktor, und der Foto-Peter bellte quer durch den Saloon: »Weil ich dein Tonikum getrunken habe!« Dabei sprach er das Wort »Tonikum« eher aus wie »Doounichhhkum«.
    Der Begriff Tonikum war auch damals kaum einem Kind bekannt. Geschenkt, denn das konnten die Eltern ja dann erklären. Wenn die aber auch nicht verstanden, was der komische Mann mit dem Umhängebart da in selbigen hineinhustete, dann konnte es passieren, dass der eh schon nicht allzu brillante Gag noch mehr verpuffte, als ihm zweifelsohne sowieso gebührte.
    Jedoch prägte der Foto-Peter diese Rolle mit seiner

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