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Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Titel: Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Krappweis , Heinz J. Bründl
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wie gestern, vorgestern und immerdar. Warum also fühlte sich ihr Chef befleißigt, ihnen das nun mitzuteilen? Und das noch dazu in dieser beunruhigend überdeutlichen Art?
    »Das Personal bekommt pro Tag ein Essen, wenn abends was übrig ist, derf … also, darf man das natürlich auch … ähm … habeen«, sprach Heinz Bründl und drehte sich dabei weg.
    Mich hatte die Sonne so geblendet, drum hab ich mich mit dem Rücken zum Tresen hingestellt.
    Ja, das darfst du ja auch. Es war dadurch vermutlich nur noch skurriler für die beiden Franzosen.
    Vermutlich, ja.
    Stumm sahen Patrick und Jean-Luc zu, wie der ganz offensichtlich seines Verstandes beraubte Geschäftsführer von No Name City stolz auf die umliegenden Gebäude deutete: »Daa ist der General Store, der Biergarten vom Saloon und dort hinten durch geht ees zu der Mandan-Erdhütte vom Buffalo Child.«
    Jean-Luc hielt es nicht mehr aus und hub an zu sprechen, doch Patrick hob nur die Hand zur Vorsicht.
    Der hat gedacht, dass ich vielleicht schlafwandle oder so was und er hat einmal gehört, dass man solche Leute nicht aufwecken soll, weil die sonst einen Herzkasperl kriegen.
    Ach so! Ja, das ist sogar keine dumme Annahme!
    Warum sonst sollte der Heinz ihnen das alles erzählen? Das war, von einer Psychose oder Persönlichkeitsstörung einmal abgesehen, wirklich die einzig schlüssige Erklärung.
    »In deem Hotel kann man nicht schlafen, das ist nur eine Dekoratiooon«, sprach der Heinz gerade, und bevor Patrick ihn stoppen konnte, entfuhr Jean-Luc ein süffisantes »Ach, wirklisch nischt …«
    Da drehte sich der Heinz urplötzlich zu ihm um und herrschte ihn wütend an: »Ich red nicht mit dir, du Depp.«
    Jean-Luc wich erschrocken zurück, und auch Patrick fuhr zusammen. Dieser Ausbruch kam nun wirklich sehr überraschend und war darum auch entsprechend wirkungsvoll.
    Kaum hatte der Heinz den beiden aber wieder den Rücken zugekehrt, änderte er umgehend seinen Tonfall und bat ganz höflich um Entschuldigung!
    »Bitte, bitte …«, murmelte Jean-Luc völlig überfordert und bedeutete Patrick eine Wischi-Waschi-Geste mit der Hand vor der Stirn.
    Die müssen gedacht haben, ich brauch einen Arzt.
    Gut, dass sie nicht den Sani-Peter gerufen haben.
    Ich hätt mir aber kein Holz zwischen die Zähne schieben lassen wie du.
    Da hätte der Mehmet sein Engagement ganz sicher auch noch mal überdacht.
    Wahrscheinlich. Er hat ja schon vor den Platzpatronen Angst gehabt und bei der Stuntshow immer geschossen, ohne hinzuschauen.
    Das ist untertrieben. Er hat die Augen zugemacht, den Kopf in die andere Richtung gedreht und mit der anderen Hand das Ohr zugehalten, das dem Colt am nächsten war.
    Ja, aber das hat immer sehr lustig ausgeschaut.
    So wie du für den Patrick und den Jean-Luc.
    Ja, vermutlich …
    Die beiden sahen dem Heinz stumm zu, wie er ein paar Meter weiterschlurfte, sich ab und zu unschlüssig hin und her bewegte, um dann wieder ein paar Meter zurückzutappen. Dabei redete er unentwegt und erklärte irgendwem, der nach seinem eigenen Bekunden ja weder Jean-Luc noch Patrick zu sein schien, was sich um ihn herum befand.

    Irgendwie war es fast schade, als sich der scheinbar völlig seiner selbst verlorengegangene Mann, der einst Heinz Bründl war, in Richtung der Erdhütte bewegte und das kleinwüchsige Paar ihm quer über die Mainstreet folgte. Denn erst jetzt löste sich das Mysterium für die beiden Franzosen auf.

    Leider sorgte diese erleichternde Erkenntnis vorerst nicht für eine Entspannung der Situation, sondern für das Gegenteil. Denn sobald sie Mehmet und Ruthchen sahen und ihnen urplötzlich klarwurde, welchem Missverständnis sie noch bis vor wenigen Sekunden erlegen waren, begannen sie doch tatsächlich laut zu lachen und konnten sich gar nicht mehr beruhigen.
    Das war so peinlich!
    Kann ich mir vorstellen …
    Ich hätt die zwei Franzosen am liebsten in ihrem Risotto erstickt.
    Man stelle sich diese Situation vor: Der Heinz führt gerade zwei Kleinwüchsige durch die Westernstadt, immer drauf bedacht, nichts falsch zu machen, sie nicht abzuhängen und dabei deutlich zu sprechen. Im Hinterkopf hat er außerdem, dass er bis vor dreißig Minuten dachte, er müsste noch eine Anprobe mit dem Holster machen …
    Jetzt hör doch mal auf mit dem Schmarrn.
    Wenn’s aber doch so lustig ist!
    Ja, für dich.
    Allerdings, und zwar sehr.
    Holster hin oder her, auf jeden Fall ist es keine sonderlich angenehme Situation, wenn man mit zwei

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