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Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Titel: Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Krappweis , Heinz J. Bründl
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so eine perfekte Zeichnung gemacht hab.
    Und warum noch?
    Na ja … weil ich da nicht nur Erde draufgeschüttet hatte, sondern alles unterfüttert war mit Styropor.
    Original authentisch-indianisches Styropor?
    Ja klar. Mundgeblasen.
    Dann ist ja gut.

Kapitel 42: Ingekaaf
oder: Missemagugge
    Von Tommy Krappweis
    I ch weiß, diese Kapitelüberschrift macht herzlich wenig Sinn, wenn man sie so liest. Das Erste klingt wie ein Regal von IKEA, und das komische Dings nach dem »oder« könnte sich den Lesern aus dem saarländisch-pfälzischen Raum erschließen – zumindest wenn man es laut sagt. Das immerhin milde Interessante an alldem ist: Es stammt alles aus dem Mund der gleichen Person, und zwar aus dem von Rattlesnake Joe alias Mehmet Aralli. Sie erinnern sich vielleicht an ihn.
    Der hatte sich bei mir beworben, und ich hab natürlich sofort zugeschlagen. Der hat so toll zum Willi gepasst!
    Das stimmt. Was für ein Sheriffsduo. Aber noch mal zurück zu der Geschichte, dass du ein Holster nähen lassen wolltest …
    Ach, lass das doch jetzt.
    Das muss erzählt werden, Heinz! Jetzt komm …
    Ja, mein Gott, als ich wusste, dass der Herr Aralli bei uns anfangen würde, hatte ich diese fixe Idee, dass der kleine Hilfssheriff … dass er … na ja.
    Du wolltest ein Revolverholster für den Willi nähen lassen, aus dem dann der Mehmet den Kopf rausstreckt und schießt.
    Hast ja recht. Wir haben es dann aber gelassen, weil das Ganze nicht wirklich praktikabel war.
    Ach was.
    Der Mehmet war zu schwer.
    Es gibt auch die Version, dass das Holster schon fertig war, aber keiner von euch sich getraut hat, es ihm vorzuschlagen.
    Ach, das weiß ich doch alles nicht mehr.
    Verstehe.
    Mehmet war auf jeden Fall der Hilfssheriff in No Name City und im Gegensatz zu unserem kolossalen Sheriff Willie Roy Bean betrug seine Körpergröße ziemlich genau einen Meter.
    Der Begriff »Liliputaner« wird heutzutage als abwertend empfunden. Stattdessen sagt man »kleinwüchsig«. Mir ist alles recht, was andere nicht beleidigt, und ich bin durchaus in der Lage, mir ein Wort ab- und dafür ein anderes anzugewöhnen. Mehmet war also kleinwüchsig beziehungsweise ist es. Denn er lebt ja noch und das hoffentlich auch lang und gesund.

    Seine Ankunft in No Name City erlebte ich selbst nicht, habe sie aber oft genug erzählt bekommen. Darum würde ich sie gerne hier wiedergeben und ein paar eigene Erinnerungen dazustreuen.

    Als Mehmet dem Ruf des Westens folgte und kurioserweise nach Süden reiste – er kam aus dem Safaripark Stutenbrock in Nordrhein-Westfalen –, war er schon seit längerem in Deutschland. Deutsch hatte er allerdings im Saarland gelernt, was dazu geführt hatte, dass er nun saarländischen Dialekt mit türkischem Akzent sprach. Das war manchmal schon ein recht abenteuerlicher Mix, an den man sich erst einmal gewöhnen musste. Fairerweise muss man sagen, dass sich das im Lauf der Jahre merklich besserte. Aber als ich nach No Name City kam, war ich manchmal etwas ratlos, wenn Sheriff Rattlesnake Joe das Wort an mich richtete. »Isch waren ingekaaf«, sagte er zum Beispiel und hielt eine Tüte hoch. Er war also einkaufen gewesen, und das »ingekaaf« war eindeutig saarländischen Einschlags. Das konnte ich deswegen verstehen, weil meine Mutter aus dem Saarland stammt und meine Oma das dementsprechende Idiom pflegte. Mein Opa Herbert sprach zwar auch saarländisch, aber insgesamt so wenig, dass ich auf seinen Dialekt nur Rückschlüsse ziehen konnte. Seine Lieblingssätze waren: »Ei jo« und »Alles klar«. Zumindest Ersteres ließ klar auf seinen Dialekt und beides zusammen auf seine Lebenseinstellung schließen. Irgendwie passte einer der beiden Aussprüche immer auf alles, was meine Oma so sagte. Und die sagte deutlich mehr pro Tag.
    Nun gut, entsprechend dieser Vorbildung wusste ich also auch etwas mit Mehmets »Macht Schuh Permasens« anzufangen, denn Pirmasens war dereinst das Mekka aller Schuhfetischisten. Dort standen zumindest damals noch mehrere Schuhfabriken, und man konnte besonders billig dem Lagerverkauf frönen, hurra.
    Schon als Kind irrte ich durch große Hallen mit endlos scheinenden mannshohen Gängen aus Schuhkartons und musste alle paar Meter irgendwelche Sandalen anprobieren. Dort hatte man also Mehmets Cowboystiefel hergestellt. So weit, so klar.

    Mehmet kam nach No Name City zusammen mit seiner damaligen Frau, Ruthchen. Seine Frau war ebenso kleinwüchsig, und die beiden wirkten auf mich immer wie ein

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