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Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition)

Titel: Vier Fäuste für ein blaues Auge: Wie der Wilde Westen nach Deutschland kam (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Krappweis , Heinz J. Bründl
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Hand.
    Dann seufzte er noch einmal, ging erneut zum Eingang der Erdhütte und schaute sich alles ganz genau an.
    Vom Eingang aus.
    Ja klar, der hat sich da nicht mehr reingetraut.
    Schließlich seufzte er ein letztes Mal und fragte mich nach meinem Plan. Ich hatte ja keinen Plan in dem Sinn, sondern nur eine Zeichnung, wie es fertig aussehen sollte. Die gab ich ihm. Er stutzte aber nur kurz, vermutlich hatte er sich so was schon gedacht. Und dann zeichnete er vier weitere dicke Balken mit seinem Kugelschreiber in die Zeichnung. Ziemlich nah neben meine vier Balken.
    »So«, sagte er dann und drückte mir meine Zeichnung wieder in die Hand, »die bauen sie jetzt da noch rein, und zwar so, dass die ihre Pfetten stützen.«
    Das sind die waagrechten Dachbalken?
    Genau, da sollte ich die neuen Stützen drunter bauen.
    Er befand meine Pfetten auch für zu dünn. Ich sollte wenigstens die Last besser verteilen. Ich nickte und fragte, was ich sonst noch machen solle, damit er mir diese Konstruktion offiziell abnimmt.
    »Mich nie, nie, nie wieder anrufen«, sagte der doch glatt, schüttelte mir die Hand, packte sein Zeug und stapfte die Mainstreet runter Richtung Parkplatz.

    Ich war natürlich richtig stolz und rief gleich den Nici an, der auch wie versprochen mit Sack, Pack und Frau zu uns reiste. Als er ein paar Tage später in der originalgetreuen Erdhütte stand, klappte ihm die Kinnlade herunter. Von diesem Tag an ging er nicht mehr weg. Der fühlte sich richtig wohl. Und ich freute mich.
    Und die 50000 Frauen mit dir.
    Ganz so viele waren es dann doch nicht, aber du weißt ja …
    Und wie ich das weiß.
    Ja, da musste man drüberstehen. War manchmal hart.
    Auf jeden Fall war ich lange Zeit der einzige Freizeitpark mit einer Mandan-Erdhütte. Bis der Chef eines anderen deutschen Freizeitparks auch eine baute. Ich weiß noch, wie er mich auf die Baustelle einlud, um mir zu zeigen, dass er das genauso gut konnte.
    Natürlich war ich gespannt, wie er das anstellte. Er hatte ja jetzt nicht unbedingt meine Vorbildung, was die indianische Kultur anging, und vermutlich auch keine kilometerlangen Regale Fachliteratur mit zahlreichen Beschreibungen und Abbildungen von innen und außen. Das war damals ja noch lange vor Google und Co., da musste man solche Informationen noch in Büchern suchen, und die waren rar. Heutzutage gibt man den Buchtitel ein und kauft per Klick, egal ob Massenware oder Sammlerstück. Aber damals war das noch eine richtig spannende Sache, und man hat sich oftmals über ein Buch mehr gefreut als heute über ein originales Sammlerstück, das man auf Ebay günstig geschossen hat. Aber gut, es muss ja nicht jeder so ein Fanatiker sein, dachte ich mir damals. Und natürlich war ich neugierig.

    Ich fuhr also hin und schaute mir dort erst einmal seine Zeichnungen an: professionelle Grundrisse, Dreitafelbilder und was weiß ich noch alles, von einem zweifellos gestandenen Architekten erstellt. Aber ich dachte die ganze Zeit, dass es nicht so gehen würde, wie die sich das vorstellten.
    Wieso das denn?
    Keine Ahnung, ich bin ja kein Architekt. Aber das hat mir irgendwie alles einen arg wuchtigen Eindruck gemacht.
    Hast du ihm das gesagt?
    Bin ich blöd? Kein Wort.
    Natürlich …
    Ach, weißt du, er war halt gar so stolz, und irgendwie dachte ich: Warum macht der mir das nach? Ich war einfach ein bisschen … verstimmt. Abgesehen davon kannte ich mich ja nicht so wirklich aus, es war nur so ein Bauchgefühl. Da wimmelte es ja nur so von Leuten, die so was beruflich machen, und ich dachte mir, die werden schon wissen, was sie da tun.
    Das hast du dir nicht gedacht.
    Hm, na ja, so was in der Art werd’ ich mir schon gedacht haben.
    Irgendwann nahte dann der Fertigstellungstermin, und ich bekam eine Einladung. Ich hatte schon geplant, da zähneknirschend hinzufahren. Aber pünktlich eine Woche vor der Eröffnung ist ihm das Ding zusammengebrochen.
    Um Gottes willen! Mit Leuten drin?
    Nein, es ist nix passiert. Aber es war, wie ich mir gedacht hatte. Es war zu schwer, das wars. Krach. Aus.
    Ja, und dann?
    Na ja, dann hat er es eben betoniert. Das hat auf jeden Fall gehalten.
    Nicht sonderlich authentisch.
    Nein, nicht sonderlich.
    Heute gibt es einige Mandan-Erdhäuser, unter anderem im Bayerischen Wald in Pullman City oder im El Dorado, Templin, und sicher noch ein paar.
    Alle betoniert?
    Alle.
    Und wieso stand deins ohne Beton?
    Weil ich halt ein Fachmann bin für indianische Kultur.
    Und warum noch?
    Weil ich

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