Vier Jungs auf einem Foto (German Edition)
Chef, der Hauptpartner. Er hat Freunde im Präsidium von River und hat mir gesagt, er würde gern seine Fühler ausstrecken. Da hab ich ihm von dir erzählt. Dass man Leute aus der Branche braucht, wenn man sich ein neues Feld erschließen will. Verstehst du?«
Wieder nickt Salvatierra.
»Vielleicht ergibt sich da mal die Gelegenheit zur Zusammenarbeit. Nicht morgen, nicht übermorgen, aber irgendwann.«
»Meinst du?«
»Bestimmt. Aber jetzt haben wir ein Problem.«
Er hält inne, weil Natalia mit den Papieren zurückkommt. Er dankt ihr, und sie geht wieder. Mauricio gibt Salvatierra die Originale zurück und legt die Kopien auf den Schreibtisch.
»Wie gesagt, wir haben ein Problem. Wenn wir das Geschäft jetzt durchziehen, bist du raus. So steht’s nun mal in den Verträgen. Oder vielmehr: steht es nicht in den Verträgen. Offiziell bist du nicht mehr der Spielerberater des Jungen. Dadurch sind uns die Hände gebunden.«
»Kann man denn da gar nichts machen?«
»Eher nicht. Wenn’s gleich am Anfang hakt, lässt man’s lieber bleiben. Dann akzeptiert man lieber, dass es nicht der richtige Zeitpunkt ist. Für dich, meine ich. Für uns. Außerdem: Es gibt ja keinen Grund zur Eile.«
»Na ja, das Angebot liegt jetzt auf dem Tisch. Wenn der Junge erst mal die Freigabe hat …«
»Wenn die Araber wirklich interessiert sind, können wir sie auch noch ein, zwei Monate zappeln lassen. Vielleicht können wir sogar den Preis noch ein bisschen nach oben treiben.«
Salvatierra macht ein skeptisches Gesicht. »Mm, ich weiß nicht, Mauricio. Wenn die Typen das in den falschen Hals kriegen, haben wir sie zum letzten Mal gesehen. Ich glaube, wir sollten das Eisen schmieden, solange es heiß ist.«
»Hm, kann schon sein«, gibt Mauricio zu. Er muss es anders versuchen. Darf Salvatierra die Sache nicht jetzt schon vermiesen. »Fernando und Ruso hast du noch nicht Bescheid gesagt, richtig?«
»Richtig.«
»Sehr gut. Pass auf, ich werde mit den beiden reden. Überlass alles mir. Das Kind kriegen wir schon geschaukelt.«
Er steht auf, ebenso Salvatierra. Statt ihm die Hand zu schütteln wie bei seiner Ankunft, geht Mauricio um den Schreibtisch herum, gibt ihm einen Kuss auf die Wange und klopft ihm auf die Schulter.
»Ciao, Mauri. Dann frag ich das Mädchen nach deinem Kärtchen, ja?«
»Tu das. Stehen beide Nummern drauf, die vom Büro und die vom Handy. Ruf mich auf jeden Fall auf dem Handy an, damit ich auch deine Nummer habe.«
Sie verabschieden sich, und Mauricio macht die Tür zu. Wartet eine Weile, bis Salvatierra sicher weg ist. Dann nimmt er die Fotokopien und macht sich auf den Weg zu Williams.
46
Mauricio dreht sich erneut im Bett um, diesmal allerdings zu heftig für den leichten Schlaf von Mariel, die sich brummend auf den Bauch dreht. Er sieht auf die Uhr. Fünf vor halb vier. Möglichst leise nimmt er die Fernbedienung vom Nachttisch, überlegt es sich dann aber anders. Der helle Schein des Bildschirms würde sie aufwecken. Er betrachtet seine Frau im Halbdunkel. Ihr Gesicht ist ihm zugewandt, das zerzauste Haar verdeckt es bis zum Mund. Das Laken reicht ihr bis knapp über die Hüfte.
Er betrachtet Mariel gern im Schlaf. In aller Ruhe. Unverhohlen. Ohne selber betrachtet zu werden. Ohne entdeckt zu werden, würde Fernando denken, wenn er hier wäre. Es ist lächerlich, wie oft er an Fernando denkt, aber er kann nicht anders. Er muss an ihn denken, an ihn und an die anderen. Er hat es sich anders vorgestellt. Leichter. Die Schulter tut längst nicht mehr weh. Fünf Monate ist es jetzt her, dass er zuletzt von ihnen gehört hat. Trotzdem kriegt er sie nicht aus dem Kopf.
Er seufzt und sieht wieder auf die Uhr. Drei Uhr siebenundzwanzig. Er steht auf, nimmt seine Pantoffeln in die Hand, schleicht sich auf Zehenspitzen aus dem Schlafzimmer, tappt die Treppe hinunter. In der Küche macht er das Licht an und kneift die Augen zusammen, weil ihn die plötzliche Helligkeit blendet. Er schließt die Tür und schaltet den Fernseher ein. Klickt sich durch die Nachrichtensender. Dann durch die Filmsender. Bei den Sportsendern stößt er auf die Partie Temperley gegen Platense, ein Abendspiel der dritten Liga. Natürlich nicht live. Kurz überlegt er, ob er den Computer einschalten soll, um nachzuschauen, wie es ausgegangen ist. Ob Tore gefallen sind, ob es beim null zu null geblieben ist. Nein, ja. Nein. Er beschließt, sich das Spiel anzusehen, als wäre es live.
Ein Grottenkick. Trotzdem tut er sich den
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