Vier Jungs auf einem Foto (German Edition)
manchmal annehmen.
»Ich schenke ein und ihr reicht durch«, sagt Salvatierra. »Die Araber werden am Donnerstag gegen Nachmittag hier landen. Es schien mir eine gute Idee, das erste Treffen auf den Freitagvormittag zu legen, um jeden Stress zu vermeiden, sollte das Flugzeug Verspätung haben.«
»Gute Idee«, stimmt Ruso ihm zu. »Bevor wir anfangen, würde ich euch gern was fragen, das nichts mit der Sache zu tun hat. Habt ihr den Film Der Clou gesehen?«
»Was?«, sagt Fernando überrascht.
»Hat was mit dem zu tun, was du mir neulich erzählt hast.«
»Muss das jetzt sein, Ruso?«
»Mit Paul Newman und Robert Redford«, meldet sich Mauricio zu Wort.
»Ah, du kennst ihn also?«, wendet Ruso sich ihm zu.
»Ja. Guter Film. Hab ich als Kind gesehen. Im Ocean in Morón, glaub ich.«
»Ich will ja nicht stören, aber könnten wir das mit dem Kino nicht auf ein andermal verschieben?« Fernando denkt gar nicht daran, diesem Idioten von Mauricio Raum zu bieten, um sich in den Vordergrund zu drängen.
»Okay, Entschuldigung«, sagt Ruso.
Es folgt ein längeres Schweigen, das Salvatierra nutzt, um auf das eigentliche Thema zu sprechen zu kommen.
»Ein bisschen hab ich euch zu diesem Treffen zusammengetrommelt, damit wir letzte Details klären können.«
»Ein bisschen oder ganz?«, fragt Fernando, dem das Geschwafel dieses Hampelmanns auf den Senkel geht. Vier Augenpaare richten sich auf ihn. Er winkt matt ab. »Egal. Mach weiter.«
Fernando spürt Rusos Blick, weiß, was er denkt: bloß keine Probleme, bloß kein Streit, bloß die Sache gut über die Bühne bringen. Er hat ja Recht. Aber Fernando kann diesen Emporkömmling einfach nicht ab. Und dass auch Mauricio da sitzt, in seinem Rechtsverdreheroutfit und mit seinem adretten Aktenköfferchen, trägt nicht gerade zu seiner Laune bei.
»An dem Treffen teilnehmen werden die Verantwortlichen des Clubs Al-Shabab, insgesamt drei Leute: der Präsident, der Schatzmeister und noch einer, dessen Funktion mir nicht ganz klar ist. Und natürlich ihr drei als Bevollmächtigte deiner Mutter, Fernando. Und wir beide, also Mario und ich. So weit alles richtig?«
»Cristo wird auch mit dabei sein«, meldet sich Ruso schüchtern zu Wort.
»Cristo?«, wundert sich Salvatierra.
»Ein Freund, der mit mir zusammenarbeitet. Ich will, dass er mit dabei ist, weil er einen wichtigen Beitrag dazu geleistet hat, dass das hier überhaupt zustande kommt.«
»Er kann doch bei diesem Treffen nicht als dein Freund auftreten, Ruso«, mischt sich Mauricio ein.
»Dann machen wir ihn eben zum Sekretär, Assistenten oder so was«, mutiert Fernando plötzlich zu Cristos Schutzengel. »Ginge es nur um die Verdienste, dürften einige der Anwesenden sich bei dem Treffen überhaupt nicht blicken lassen.«
Mauricio läuft rot an, hält aber den Mund.
»Äh, wenn es ein Problem ist, bringe ich ihn eben nicht mit«, wirft Ruso schlichtend ein.
»Cristo kommt mit, und damit basta«, bestimmt Fernando, der bedauert, dass Mauricio keine Reaktion gezeigt hat. Wie gern hätte er einen Streit vom Zaun gebrochen.
Schweigen macht sich breit.
Fernando setzt sich aufrecht hin. Je länger das Gespräch dauert, desto wütender wird er. Warum, weiß er nicht. Er will es auch gar nicht wissen.
»Eins möchte ich von Anfang an klarstellen«, sagt er schließlich. »Jetzt, wo Mario einundzwanzig ist, wären wir total bescheuert, wenn wir uns diese Gelegenheit durch die Lappen gehen ließen. Wir haben alles im Griff.« Und fügt an Salvatierra gewandt hinzu: »Ist diesmal nicht nötig, dass Marios Vater mit dabei ist, oder?«
Er hat das Gefühl, dass Ruso und Mauricio sich Blicke zuwerfen, die er nicht deuten kann. Er will schon nachfragen, aber da kommt ihm Mauricio zuvor. »Weißt du was? Du gehst mir tierisch auf den Sack.«
»Dito.«
»Leute, bitte …«, hebt Ruso an. »Würdet ihr bitte damit aufhören? Was sollen Mario und Polaco denken?«
Fernando sieht die anderen an. Dass Salvatierra ein entsetztes Gesicht macht, ist ihm völlig egal. Aber auch Pittilanga wirkt nervös. Er versucht sich in ihn hineinzuversetzen. In drei Tagen entscheidet sich seine berufliche Zukunft, und die Typen, die sein Schicksal in der Hand haben, zanken sich wie launische Teenager.
Er hebt entschuldigend die Hand. »Okay. Tut so, als hätte ich nichts gesagt. Das machen wir unter uns aus. Weiter im Text.«
»Gut. Sehr gut. Bestens.« Salvatierra sieht in den Papieren nach, nimmt ein Fax zur Hand. »Die Araber werden
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